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Wertschätzung für eine Königin auf dem Land

Beeindruckt vom Güttersbacher Kirchenraum, auch ohne Orgel, waren die Besucher, die im Rahmen des Orgelförderprogramms in den Odenwald gekommen waren. Foto: Bernhard Bergmann

GÜTTERSBACH. - Wohin die Besucher des gemeinsamen Orgelförderprogramms des Landesamts für Denkmalpflege Hessen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen – alle Jahre wieder – auch kommen, herrscht große Freude.

Und das nicht nur wegen des Zuschusses für die Erhaltung von Kirchenorgeln, den sie jeweils mitbringen, sondern auch für die Wertschätzung, welche den Instrumenten damit entgegengebracht wird und welche nicht in bare Münze umgerechnet werden kann.

Immer wieder führt ihre jährliche Route, die jeweils fünf bis neun historische Instrumente umfasst, auch in den Odenwald, so in den vergangenen Jahren etwa nach Lützel-Wiebelsbach und Bad König – und nun nach Güttersbach.

Dort freilich ist derzeit von der Orgel gar nicht viel zu sehen, da das Instrument bereits in eine Fachfirma zur Ăśberarbeitung gebracht worden ist.

Nach der umfassenden Innensanierung des Gotteshauses sind diese Arbeiten auch dringend erforderlich, haben doch Schmutz und Staub der Orgel zugesetzt, aber auch VerschleiĂź.

Und außerdem: Wenn der Rest des Sakralraums wieder erstrahlt, so hat auch die „Königin der Instrumente“ Zuwendung verdient. 10.000 Euro haben die Güttersbacher für die anstehenden Arbeiten bekommen – jeweils 5.000 vom Landesamt und der Sparkassen-Kulturstiftung.

Es sei jedes Mal „eine Hessenreise, inzwischen eine schöne Tradition“, verdeutlichte Dr. Bernhard Buchstab, der Orgelsachverständige und Konservator im Landesamt für Denkmalpflege.

Stünden bei der Tour durchs Bundesland diesmal acht geförderte Orgeln auf der Liste, so sei die in Güttersbach – „ein Schatz“, so Buchstab – dabei die älteste, 1740 geschaffen vom Heidelberger Orgelbauer Müller.

Matthias Haupt, der Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung, erinnerte daran, dass seit dem Beginn dieser Aktion im Jahr 2001 insgesamt 180 Orgeln finanziell unterstützt worden sind. Wobei jeweils maximal zwanzig Prozent der für eine Sanierung des Instruments veranschlagten Kosten gefördert werden.

Bewusst habe man dabei auch die ländliche Region im Auge, „nicht nur die Metropolen“, so Haupt, der zugleich in Erinnerung rief, dass es in Deutschland insgesamt rund 50.000 Kirchenorgeln gibt und die deutsche Orgellandschaft und -kultur mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Zu dem Ortstermin in der Güttersbacher Kirche waren auch Vertreter der Sparkasse Odenwaldkreis gekommen, darunter Vorstandsvorsitzender Karlheinz Ihrig und Gunter Krämer, der Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftung.

Professor Dr. Markus Harzenetter, der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, würdigte bei dem Besuch in Güttersbach den Zustand der Kirche insgesamt. „Der Raum, in dem die Orgeln stehen und klingen, gehört für uns stets mit dazu.“ Und gerade auf dem Land gebe es immer wieder tolle Entdeckungen zu machen, so seine Erfahrung.

Thomas Wilhelm, der Orgel- und Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dankte im Namen der Landeskirche für die regelmäßige Förderung durch das Programm. „Es ist ein ganz eigener Charakter, den Orgelmusik in einen Raum bringt.“

Wilhelm wies darauf hin, dass diese Orgel fast vollständig in ihrem Ursprungszustand erhalten sei. Bis vor einigen Jahrzehnten habe sie ihren Platz im Chorraum gehabt, sei aber dann der Raum- und Lichtverhältnisse wegen auf die Empore auf der gegenüberliegenden Seite versetzt worden.

Für die Gesamtkirchengemeinde Mossautal begrüßte Kirchenvorsteherin Susanne Kaufmann die Gäste, in Vertretung für Pfarrerin Xenia Mai, die wegen ihres Urlaubs nicht persönlich an dem Ortstermin teilnehmen konnte. Vom Kirchenvorstand ebenfalls mit dabei waren Monika Leber und Dr. Uwe Buchwald.

Über die Geschichte der unlängst innen wie außen grundlegend sanierten Güttersbacher Kirche informierte Dr. Stephan Gelbhaar, der nicht nur ausgebildeter Gästeführer ist und unmittelbar neben dem Gotteshaus wohnt, sondern auch der Sohn der letzten hauptamtlichen Organistin ist, wie er bei dem Termin verriet.