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Kommentar: Odenwälder Standortmarketingkonzept ein missratenes „Kind“ Kübler's

ODENWALDKREIS. - Auch die penetrantesten Nachfragen von Andrea Compé und Georg Dürig, zwei von drei Verteidigern Dietrich Küblers', im Prozess wegen des Untreueverdachts gegen den Ex-Landrat in der Standortmarketing-Affäre im Odenwaldkreis, zu längst protokollierten Aussagen änderten zumindest eines nicht: Die Offenbarung einer nach Gutsherrenart geführten Odenwälder Kreisverwaltung unter Dietrich Kübler während dessen Amtszeit (2009 bis 2015).

Die Strategie der drei Verteidiger von Ex-Landrat Dietrich Kübler, Andrea Compé (Heidelberg), Martina Prechtl und Georg Dürig, den früheren Leiter der Rechtsabteilung des Odenwälder Landratsamts (beide Trier), zielt nach den Eindrücken des ersten von zunächst drei Verhandlungstagen offenbar darauf, die Verantwortung für die Auftragsvergabe ohne ordnungsgemäße Vertragsgrundlage auf den Hauptabteilungsleiter im Odenwälder Landratsamt bzw. die Mitarbeiter der OREG abzuwälzen.

Allerdings ist das Standortmarketingkonzept des Odenwaldkreises durch die Erbacher Werbeagentur Lebensform GmbH offenbar nur teilweise umgesetzt und ohne Vertragsgrundlage, ausschließlich mit einer telefonisch durch Dietrich Kübler erfolgten Auftragsvergabe begonnen worden.

Einen durch die OREG vor Arbeitsbeginn vorgelegten schriftlichen Vertrag jedenfalls hat Firmeninhaber Johannes Kessel bis dato nicht unterschrieben, dafür aber Rechnungen in sechsstelliger Höhe vorgelegt und sich bezahlen lassen.

Das insgesamt völlig missratene und teure neue Standortmarketingkonzept, das derzeit nach Zeugenaussagen nicht einmal mehr Anwendung findet, ist nach ersten Ergebnissen der Gerichtsverhandlung sehr wohl das „Kind“ des früheren Landrats Dietrich Kübler, wie dessen massives Eingreifen in das Vergabeverfahren bis hin zur Nötigung belegt.