Breite Mitwirkung an neuem Integrationskonzept

Diskutieren mit und sammeln Ideen: Landrat Frank Matiaske (Mitte), Andreas Koch, BĂŒrgermeister von Brombachtal, und Petra Karg, Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit, Integration und DiversitĂ€t. Foto: Stefan Toepfer / Kreisverwaltung
ODENWALDKREIS / ERBACH. - Gemeinsam mit vielen engagierten Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und WohlfahrtsverbĂ€nde sowie aus dem Landratsamt und den Kommunen hat am Dienstag, 27. Juni, die kreisweite Arbeit an einem Konzept fĂŒr die Integration und Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte begonnen.
Landrat Frank Matiaske hatte zu der Auftaktveranstaltung ins Erbacher Volksbank-Atrium eingeladen, denn in das Konzept sollen Erfahrungen und VorschlĂ€ge aus zahlreichen Bereichen einflieĂen, um es auf eine breite Basis zu stellen. âWir wollen diesen Prozess mit Ihnen allen entwickelnâ, sagte Matiaske zu den rund 80 Anwesenden.
Der Landrat hob die Bedeutung des Konzepts hervor, das dank konkreter Ziele und MaĂnahmen die Integration von Zuwanderern und ihrer Nachkommen sowie deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern soll.
âAngesichts der demographischen Entwicklung â wir werden Ă€lter, immer weniger Menschen sind im erwerbsfĂ€higen Alter â ist unsere Wirtschaft, aber besonders auch das Gesundheitswesen und die Pflege auf Zuwanderung in den Odenwaldkreis angewiesenâ, hob Matiaske hervor.
âUm im sich weiter verschĂ€rfenden Wettbewerb der Regionen um Fach- und ArbeitskrĂ€fte zu punkten, brauchen wir eine echte Willkommenskultur.â Diese funktioniere nur in beide Richtungen, niemals als EinbahnstraĂe. Dazu gehöre es deshalb auch, âErwartungen zu benennen, die wir an Zuwanderer haben.â
Vorbereitet und veranstaltet wurde das Treffen vom WIR-Vielfaltszentrum, der Fachstelle des Landratsamts fĂŒr Migration, Integration und Teilhabe.
Die beiden FachkrÀfte Christin Hauer und Diego Mileli hatten gemeinsam mit einer Steuerungsgruppe und der seit langem bestehenden Arbeitsgemeinschaft Migration und Integration erste Themenfelder und Konturen des Konzepts erarbeitet, in der Veranstaltung vorgestellt und um ErgÀnzungen gebeten.
Im Zentrum stehen fĂŒnf Bereiche: Bildung, Arbeitsmarkt, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gesundheit/Sport/Kultur sowie die interkulturelle Ăffnung der Verwaltung.
Zu jedem Feld konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ThemenvorschlĂ€ge machen, die in die weitere Diskussion einflieĂen, sowie sich fĂŒr eine weitere Mitarbeit registrieren. So kann die Arbeit in einzelnen Fachgruppen fortgesetzt werden. Das Konzept soll im Juli 2024 fertiggestellt sein.
Die Teilnehmenden sprachen sich beispielsweise âdringendâ fĂŒr eine besser personelle und finanzielle Ausstattung der Integrationsarbeit in Schulen, fĂŒr lokale Messen mit âSeminaren von Migranten fĂŒr Migrantenâ, eine interkulturelle Theaterwoche, eine gröĂere Vielfalt in Verwaltungen, âso dass sich alle willkommen und zugehörig fĂŒhlenâ, und ein BegrĂŒĂungscafĂ© fĂŒr NeubĂŒrgerinnen und -bĂŒrger aus.
Die Erstellung des Konzepts fuĂt auf Erkenntnissen des Integrations- und Teilhabemonitors, den das WIR-Vielfaltszentrum im Jahr 2022 erstellt hatte. Ăber einige Ergebnisse aus diesem Zahlenwerk informierte Hauer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und zeigte mögliche Handlungsfelder auf.
Zum Beispiel haben 40 Prozent der Kinder in KindertagesstĂ€tten einen Migrationshintergrund und bei Kinder- und Altersarmut sind Nicht-Deutsche stark ĂŒberreprĂ€sentiert. âDas heiĂt, dass wir etwa danach schauen mĂŒssen, wie die Integration in den Arbeitsmarkt noch besser gelingtâ, so Hauer.
Das WIR-Vielfaltszentrum gehört zur beim Landrat angesiedelten Stabsstelle Chancengleichheit, Integration und DiversitĂ€t. Deren Leiterin Petra Karg warb dafĂŒr, âBarrieren, die Teilhabe von Migrantinnen und Migranten be- oder verhindern, klar zu benennen und abzubauenâ.
Dazu sei die Vernetzung aller relevanter Akteure wichtig. âDeswegen geht von unserer Auftaktveranstaltung ein wichtiger Impuls aus.â
Das betonte auch Landrat Matiaske. Wie Karg und Hauer dankte auch er den Teilnehmenden fĂŒr ihre engagierte Mitarbeit. âWir können auf vielem aufbauen, was zugunsten von konkreter Integration und Teilhabe bei uns bereits geschieht â in unseren Vereinen, in der Schule, am Arbeitsplatz, in den Kommunen, AuslĂ€nderbeirĂ€ten und dem Rat der Religionen.â
Zugleich sei noch viel zu tun, fĂŒgte er hinzu und nannte als Beispiel junge Menschen mit Migrationsgeschichte, die schon hier geboren wurden, aber ânoch nicht in dem MaĂ integriert sind, wie es wĂŒnschenswert istâ.