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ODENWALD-TILL: Von Lob, Scherbenhaufen, Lichtgestalten, Moral und Marketingchefs

Heute schreibt Till in seinem Satirebeitrag über Ungereimtheiten im Zusammenhang mit dem politisch erzwungenen Wechsel in der OREG-Geschäftsführung

ODENWALDKREIS. - Insider wähnten sich auf der falschen Veranstaltung, oder gar in einem falschen Film, bei der Verabschiedung des langjährigen OREG-Geschäftsführers Jürgen Walther. Landrat Frank Matiaske, kraft Amtes Aufsichtsratsvorsitzender der kreiseigenen Tochter, wie auch alle anderen Redner beim Abschiedszeremoniell lobten unisono die Leistungen des Scheidenden, die dieser in knapp 21 Jahren als Geschäftsführer der Odenwald-Regionalgesellschaft für die Region erbracht habe.

Da stellt sich dem Gast beim Verabschiedungs-Empfang schon die Frage, weshalb vor diesem Hintergrund Jürgen Walthers zum Jahresende auslaufender Zeitvertrag nicht mehr verlängert wurde?

Till erinnert dazu Edo Reents' Bemerkungen im FAZ-Feuilleton: „Ihn jetzt vor einem solchen (Anm.: Scherbenhaufen) stehen zu sehen, fällt naturgemäß denen leicht, die seine WM-Organisation zum Lebenswerk hochgejubelt haben. (…) Indes dürfte es einmalig sein, dass ein Idol dieser Güteklasse im eigenen Land so schlechtgemacht wird. (…) Beckenbauer ist kein Guttenberg, der nichts geleistet und alle nur geblendet hat. Und anders als Uli Hoeneß hat er auch nie Moral gepredigt. (…) Wie immer man die 5,5 Millionen noch deklarieren wird – rausgeschmissenes Geld waren sie nicht. Beckenbauer war jeden Cent wert.“

Nun ist der seitherige OREG-Chef zwar nicht wirklich mit der „Lichtgestalt“ des deutschen Fußballs zu vergleichen, Parallelen zu den Erkenntnissen Edo Reents' gibt es dennoch. In jedem Fall ist der Scherbenhaufen im politischen Odenwaldkreis längst zu einem Berg angewachsen, den die meisten Protagonisten nicht annähernd mehr überblicken können.

Frühere wie aktuelle Frontleute von ÜWG (Überparteiliche Wählergemeinschaft) und CDU im Odenwaldkreis sollten ihre dubiosen Rollenspiele in der Standortmarketing-Affäre in jedem Falle selbstkritisch auf den Prüfstand stellen.

Und auch die SPD muss sich fragen lassen, weshalb sie, als von der Affäre nicht belastete Gruppierung, unter der Führung des neuen Landrats mit der Kreis-CDU auf „Schmusekurs“ geht und mithilft all deren Verfehlungen in der gesamten Affäre unter den Teppich zu kehren?

Dem jetzt scheidenden OREG-Chef Jürgen Walther ist lediglich anzulasten, dass er sich im Verlauf der ausschließlich von Dietrich Kübler und dessen Gefolgsleuten aus ÜWG und CDU zu verantwortenden Standortmarketing-Affäre aus falsch verstandener Loyalität nicht ausreichend verteidigt und damit in eine fragile Position manövriert hatte.

Inzwischen ist es den politisch im Odenwaldkreis Handelnden längst egal, ob gute Leute der Region erhalten bleiben oder nur deshalb in die Wüste geschickt werden, um die eigenen politischen - und/oder möglicherweise persönlichen - Interessen bestens gewahrt zu wissen.

Vielleicht sehen sich ja auch irgendwelche Politit-Protagonisten selbst berufen die Position der OREG-Geschäftsführung begleiten zu können? Auszuschließen wäre das keineswegs. Es soll ja auch Theologen geben, die die Kanzel in der Kirche mit einem Chefsessel im Rathaus tauschen. Zweifel bestehen bei Till lediglich darüber, ob damit Moral und Ethik zwangsläufig auch in den kommunalen Verwaltungsgebäuden Einzug halten – oder gehalten haben?

Kurt Kister bekundete in der SZ: „Die Seehoferisten (sind) jederzeit bereit, alles zu fordern, was ihre Sorge verkleinert, bei der Landtagswahl 2018 wegen der AfD in Bayern die absolute Mehrheit zu verlieren. Glaubte Seehofer, ein CSU-Generalsekretär aus Senegal, der gerne Fußball spielt, könnte dies verhindern, er würde ihn berufen.“

In Anlehnung an Kister konstatiert Till: Die Odenwälder CDU ist jederzeit bereit, alles zu fordern, was ihre Sorge verkleinert, vor der nächsten Bürgermeister-, Kommunal- oder Landtagswahl ihre Lieblings-Werbeagentur aus der Odenwälder Kreisstadt zu verlieren.

Glaubte Harald Buschmann, ein AfD-Hardliner, der Printprodukte aus der Erbacher Neckarstraße verehrt, könnte dies verhindern, er würde nicht zögern, ihn sofort zu seinem Marketingchef ins Rathaus zu berufen.