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„Es endet nicht - Es wird immer mehr“

Daniel Neumann bei seinem Vortrag an der Georg-August-Schule Reichelsheim. Foto: Tim Scholz

Daniel Neumann spricht als Ehrengast beim „Fachtag Antisemitismus“ an der GAZ

REICHELSHEIM. - Das Thema „Antisemitismus gestern und heute“ stand im Mittelpunkt eines Fachtages an der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (GAZ).

Als besonderer Ehrengast war Daniel Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen und Mitglied im Präsidium des Zentralrates der Juden in Deutschland, nach Reichelsheim gekommen.

Am Vormittag referierte er vor den Schülerinnen und Schülern der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe, während am Nachmittag der Austausch mit dem Kollegium auf der Agenda des Fachtags stand.

„Antisemitismus ist kein leichtes Thema. Es ist ein Thema, das nicht nur Juden betrifft. Es ist ein Thema, das mit Diskriminierung und Ausgrenzung zu tun hat, damit dass man Menschen abwertet und entwertet“, eröffnete Neumann seinen Vortrag am Vormittag.

Anhand eines Streifzugs durch die Geschichte verdeutlichte er, in welchen Formen Judenhass und Judenfeindschaft bereits vor langer Zeit aufgetreten sind. Neumann definierte Antisemitismus dabei als „Hass, der Jahrhunderte überdauerte und immer wieder neue Formen annahm.“

Er ging auf die Ausgrenzung von Juden während des Nationalsozialismus ein und stellte anschließend einen Gegenwartsbezug her. Antisemitismus und Judenhass gebe es immer noch.

„Der Hass, von dem man geglaubt hat, dass man ihn beerdigen hätte können, ist immer noch da. Er war nie weg“, so Neumann, der eindrucksvoll seine eigenen leidvollen Erfahrungen schilderte.

„Es hört nicht auf. Es endet nicht. Es wird immer mehr. Und das Internet und die sozialen Medien tragen dazu bei, dass es nicht aufhört“, betonte der Redner immer wieder.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei es auch für Juden in Deutschland immer schwieriger geworden. Dies führe immer öfter zu Rückzug, fasste Neumann die Folgen dieses einschneidenden Tages zusammen.

„Erst wenn es gelingt, in allen Menschen etwas Gutes zu sehen – und keine Bedrohung - wenn das gelingt, dann reden wir über Antisemitismus von gestern und heute, aber nicht von morgen“, schloss der Ehrengast seinen Vortrag.

Der stellvertretende Schulleiter der GAZ, Patrick Eckert griff den Tenor auf und plädierte dafĂĽr, „die Menschen in Schule, Verein, Familie und Gesellschaft so wahrzunehmen wie sie sind“. Er dankte Angelika Linsin, Dieter Keim und Dr. Dirk Strohmenger, die die Veranstaltung ermöglicht und im Vorfeld organisiert hatten.

Von großem Interesse und vertiefenden Auseinandersetzungen mit dem Thema Antisemitismus war schließlich auch der Austausch Neumanns mit den Lehrkräften der GAZ am Nachmittag geprägt. „Rundum eine wirklich fantastische Veranstaltung“, fassten die Organisatoren den Fachtag zusammen.