Forschung und Lehre auf trittfestem Grund
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. GĂŒnter Specht vollendet achtes LebensjahrzehntMICHELSTADT. - Wenn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. GĂŒnter Specht am Stadtring 38 in Michelstadt am Sonntag, 26. Juli, seinen 80. Geburtstag feiert, geht der Blick auch zurĂŒck in die Kindheit:
Die kleine Kartonagenfabrik der Eltern am Rande von Michelstadt mit groĂen Höfen, GrĂŒnflĂ€chen, alten GebĂ€uden, umgeben von Wiesen und Feldern.
Bei sechs Kindern, einem geschĂ€ftlichen Auf und Ab und Mitarbeit im Betrieb war dies ein Umfeld, um frĂŒh zu erkennen, wie wichtig FleiĂ, Disziplin und Leistung sind.
SelbststÀndigkeit als Ziel nach Abitur und Bundeswehr lag nahe. Doch es kam anders. Specht studierte Betriebswirtschaftslehre an der UniversitÀt Frankfurt, wurde nach dem Examen Assistent, wechselte an die UniversitÀt Mannheim und promovierte dort 1971. Die Habilitation folgte 1977.
Noch immer war die Praxis eine Option. Die frĂŒhe Jugendliebe Gudrun war inzwischen seine Ehefrau und als Lehrerin in Michelstadt tĂ€tig.
Specht nahm noch vor dem formalen Abschluss der Habilitation auch deshalb gern eine Berufung auf einen Lehrstuhl fĂŒr Betriebswirtschaftslehre der damaligen TH Darmstadt an.
Bald schon wurde er Dekan des Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; zweimal war er GeschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor des Instituts fĂŒr Betriebswirtschaftslehre.
AuĂerhalb der eigenen UniversitĂ€t hĂ€uften sich die Aufgaben mit teils mehrjĂ€hrigen Leitungsfunktionen in FachverbĂ€nden, Arbeitskreisen und FachausschĂŒssen. FachĂŒberschreitend wurde er vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in den Fachbeirat âEntwicklung, Konstruktionâ berufen.
Zuvor war Specht durch Veröffentlichungen zum Forschung- und Entwicklungsmanagement bei Ingenieuren bekannt geworden. Projekte im In- und Ausland waren die Grundlage fĂŒr ein umfangreiches Literaturverzeichnis mit neun BĂŒchern und mehr als 100 Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelwerken.
Bei Zeitschriften im In- und Ausland war Specht in HerausgeberbeirĂ€ten und Gutachtergremien tĂ€tig. MitgegrĂŒndet hat er die Schriftenreihe âStrategisches Kompetenzmanagementâ.
Viele Forschungs- und Lehrreisen fĂŒhrten zu UniversitĂ€ten in Westeuropa, USA, Kanada, China, Japan, Thailand, Indonesien und Macau. Dennoch versĂ€umte er in Darmstadt keine Vorlesungen und Seminare.
Die Reformen im Osten unterstĂŒtzte Specht intensiv an Technischen UniversitĂ€ten in Dresden, Chemnitz, Merseburg, Bratislava, Bukarest, Sofia und Leningrad (heute St. Petersburg).
An der UniversitÀt Veszprem (Ungarn) gab es schon seit Ende der 70er Jahre gemeinsame empirische Forschung. Ab 1985 folgten viele Reisen an die Tongji-UniversitÀt in Shanghai und die Northwest-University in Xi'an.
Die Ernennungen zum Ehrenprofessor in Xiâan, zum Ehrenmitglied des Senats der Technischen UniversitĂ€t Bukarest und zwei Ehrendiplome waren ein Dankeschön. EhrendoktorwĂŒrden der Technischen UniversitĂ€ten Sofia und Bukarest kamen hinzu.
Mit Einbeziehung praxisorientierter Diplomarbeiten beriet er StĂ€dte und Unternehmen im Odenwald. Er unterstĂŒtzte den Aufbau der Odenwaldakademie und er war 16 Jahre Mitglied des Aufsichtsrats der Odenwald-Regional-Gesellschaft.
Mit VortrĂ€gen fĂŒr UnternehmensgrĂŒnder motivierte er zur SelbststĂ€ndigkeit und half geeigneten echten âUnternehmernâ ihre Vorstellung zu realisieren. Mehrere Jahre war er im Aufsichtsrat der Volksbank Odenwald e.G. tĂ€tig; fĂŒr vier Jahre ĂŒbernahm er den Aufsichtsratsvorsitz.
Viel Zeit fĂŒr Hobbys bleibt bei einem solch ausgefĂŒllten Leben nicht. Heute beschĂ€ftigen ihn VortrĂ€ge und Artikel zu allgemeinen Fragen mit BezĂŒgen zu seinen FĂ€chern. Zusammen mit einem Koautor ist in diesen Tagen seine âEinfĂŒhrung in die Betriebswirtschaftslehreâ in achter Auflage erschienen.
Den körperlichen Ausgleich fĂŒr die Arbeit am Schreibtisch findet GĂŒnter Specht im groĂen Garten. âAbends bin ich fix und fertig, aber zugleich glĂŒcklich.â Die junge Familie mit Stefan, Silke, Sophia und Hannes wohnt ebenfalls sehr gern in Michelstadt.
âWir sind glĂŒcklich, sie in unserer NĂ€he zu wissen. Schön wĂ€re eine groĂe Familienfeier anlĂ€sslich des Geburtstages gewesen, doch die Corona-Krise hat dies vereiteltâ, bedauert der Jubilar.