Kunst als Weg des Worts zum Herzen
Der Bad Königer Ruhestandspfarrer Gerhard Schäfer schließt umfassende Arbeit zu Emil Noldes biblischen Bildern abBAD KÖNIG. - Das Wort Gottes zu verkündigen, ist zusammen mit der Seelsorge die Hauptaufgabe eines Pfarrers.
Gerhard Schäfer, der nach langen Berufsjahren in Bayern für den Ruhestand wieder in seine ursprüngliche Heimat Bad König zurückgekehrt ist, hat schon vor Jahrzehnten entdeckt, wie die biblische Botschaft nicht nur in Worten, sondern auf eine andere, vielleicht noch eingängigere Weise zu den Menschen gelangen kann: in Bildern.
So wurde Kunst für ihn ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Wuppertal, Heidelberg und Erlangen führte ihn sein Vikariat nach Nürnberg, „und da hatte ich das erste Mal mit Kunst zu tun“, erinnert sich der heute 76-Jährige.
„In der Gemeinde gab es einen sehr armen Maler, und wir haben für ihn eine Ausstellung mit Pastellen organisiert.“ Von 1987 bis 2005 war er dort Pfarrer, wo andere Urlaub machen: in Oberstdorf im Allgäu. Hier entwickelte er sogenannte Kur-Gottesdienste. Dieses neue Angebot wurde sehr gut angenommen.
„Da hatten wir jede Woche eine Bildbetrachtung in der Kirche“, erinnern sich Gerhard Schäfer und seine Frau Gisela, die ihn auch hier tatkräftig unterstützte. Von Anfang an dabei: Werke Emil Noldes, und die ließen ihn nicht mehr los.
Nach seiner letzten beruflichen Station im fränkischen Mainbernheim, wo er 2013 pensioniert wurde, zog das Ehepaar Schäfer – die vier Kinder waren mittlerweile erwachsen – nach Bad König.
Hier, zurück in der alten Heimat, hielt er Vorträge über geistliche Kunst. Im Mittelpunkt mehrerer solcher Abende standen Jesusbilder aus der Kunstgeschichte, vom ersten nachchristlichen Jahrtausend über Romanik und Gotik bis in die Gegenwart.
Immer wieder kam auch Emil Nolde in den Blick, dessen biblische Bilder gar nicht allzu bekannt sind, ganz im Gegensatz zu seinen Meeres- und Landschaftsbildern.
Gerhard Schäfer, der naturgemäß neben dem kunstinteressierten auch einen theologischen Blick auf die Gemälde richtete, faszinierten diese Werke so sehr, dass er sich mehr und mehr hinein vertiefte, Noldes Briefwechsel las, Entstehungsgeschichten und Zusammenhänge recherchierte, ebenso die Reaktionen, welche diese Bilder auslösten.
„Sehr unterstützt hat mich die Nolde-Stiftung in Seebüll“, betont Schäfer dankbar. Deren Direktor Dr. Christian Ring und seine Stellvertreterin Dr. Astrid Becker stellten ihm viele Informationen zur Verfügung und ermöglichten dem kunstbegeisterten und nun -forschenden Pfarrer manchen Zugang, boten Rat und Hilfe.
Gut 100 biblische Bilder gibt es von Emil Nolde, darunter etwa ein Abendmahlsbild und eine Darstellung der Himmelfahrt, aber auch die Heiligen Drei Könige und die Frauen am Grab sowie alttestamentliche Motive, zum Beispiel Hiob oder Abraham und Isaak.
Untersucht hat Gerhard Schäfer auch spezielle Aspekte wie Engel, Teufel oder die Figur der Maria im Werk des Malers. „Extrem gute Bibelkenntnisse“ bescheinigt der Pfarrer dem Künstler, der von 1867 bis 1956 lebte.
Fragen nach seinem persönlichen Glauben hingegen habe Nolde teilweise sehr rüde beantwortet, wollte nicht darauf angesprochen werden. Nolde wollte nicht reden, er hat gemalt. In seinen Bildern ist alles gesagt.
In den vergangenen acht Jahren hat der pensionierte Pfarrer mit akribischer Sorgfalt recherchiert und seine Erkenntnisse zusammengetragen. Eingehende nachdenkliche, zum Teil meditative Betrachtungen der einzelnen Bilder gehören dazu.
Daraus hervorgegangen ist eine über 500 Seiten umfassende Arbeit, von der Schäfer zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn in Seebüll ein Exemplar an Direktor Ring übergab, „der sich sehr über diese Bereicherung der Nolde-Forschung gefreut hat“, berichtet Gisela Schäfer.
Leicht gefallen sei ihm diese intensive Arbeit nicht, denn seine Gesundheit schränke ihn mittlerweile sehr ein, sagt der Ruhestandspfarrer. Aber die Zufriedenheit jetzt belohnt seine Mühe. „Ich bin so froh, dass ich das abgeschlossen habe.“