Windkraft: Politisch kann man vieles regeln, an der Physik kommt am Ende niemand vorbei!
Heute schreibt Jakob Ihrig, Raubach, posthum in seinem Satirebeitrag zu den Rechenspielen und Trassenproblemen der Energiekonzerne bei ihren Windkraftprojekten im OdenwaldODENWALD. - Am 30.12.2016 hatte das Regierungspräsidium eine ganze Reihe von Windindustrieanlagen noch am letzten Arbeitstag des Jahres genehmigt. Verwunderlich zu einer Zeit, zu der derartige Behörden üblicherweise längst in den Weihnachtsferien sind.
Woher der plötzliche Fleiß der Verwaltung kam, kann nur vermutet werden und versetzt jeden Normalbürger, der schon einmal auf eine Baugenehmigung gewartet hat, in Staunen. Als Raubacher denk ich mir, vielleicht waren die Beamten besonders fleißig und gewissenhaft.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Vergütungen für die Einspeisung von Windstrom zum 1.1.2017 geändert wurden. Die ENBW, die beispielsweise die Anlagen auf dem Kahlberg genehmigt bekam, kommt so gerade noch in den Genuss des alten Vergütungssatzes von ca. 9ct pro kWh.
Alles was nach dem 31.12.2016 genehmigt wurde, muss hingegen an Ausschreibungen teilnehmen. Bei diesen wurden im Laufe des Jahres 2017 allerdings nur noch bescheidene 5 ct pro kWh aufgerufen, zum Teil auch deutlich weniger! Gut, dass es die emsigen grünen Beamten im grünen Darmstädter RP noch zum Jahresende geschafft haben!
Der grüne Staatskonzern ENBW freut sich über die zusätzlichen 4 ct für jede kWh natürlich. In der Wirtschaft nennt man dies „windfall profit“, ein Profit, der eben einfach so vom Himmel fällt.
Natürlich haben die emsigen grünen Beamten im grünen Darmstädter RP auch andere Genehmigungen erteilt, wie zum Beispiel für die ebenfalls im grünstinkenden Darmstädter Sumpf domizilierende Entega. Andere hatten weniger Glück. Politisch geht eben Vieles.
Der eine oder andere mag nun denken: „Was sind schon 4 ct pro kWh? Peanuts, wo es doch um die Rettung der Welt geht, das kostet nun mal“. Ich rechne dann aber einfach mal aus: Fünf Anlagen zu je 3,3 MW Leistung wurden 2016 „last minute“ am Kahlberg genehmigt. Bei 2000 Vollaststunden pro Jahr rappelt sich da schon etwas zusammen. Nämlich: 4ct * 2000h * 5 Anlagen * 3300 kw = 1,3 Mio Euro. Wohl gemerkt, 20 Jahre lang, jeweils Jahr für Jahr!
Wie gesagt, politisch hat das gut geklappt. Aber nun die Physik, da lässt sich mit Grün wenig arrangieren. Das fing schon mit einem mechanischen Problem an. Stellte sich doch heraus, dass urplötzlich, quasi aus dem Nichts heraus am Neckar bei Eberbach eine Eisenbahnbrücke auftauchte, unter der völlig überraschend die Schwertransporte nicht hindurch kamen.
Nun sind grüne Projektierer in BW und Hessen gewohnt, dass ihnen die Politik alle Hindernisse schnellstens aus dem Wege räumt. Aber die Eisenbahnbrücke, die übrigens schon seit mindestens 100 Jahren dort steht, konnte weder vom grünen Darmstädter RP noch von seinem genauso grünen Pendant in Baden-Württemberg weggelogen werden. Sie war einfach da! Also musste mühsam abgeladen und mit Spezialgerät unter der Brücke hindurchbuxiert werden.
Das zweite physikalische Problem besteht nun darin, dass der Strom auch irgendwie abgeleitet werden muss. Die ENBW hatte vergessen, die entsprechenden Trassenrechte zu sichern. Dumm gelaufen! Die Reichelsheimer haben bisher nicht gestattet, dass Kabel über ihr Gelände verlegt werden.
Das ist ein einmaliges Beispiel von Zivilcourage. Es wäre wünschenswert, dass andere Gemeinden im Odenwald genauso handeln und nicht dem dreckigen Geld der Projektierer hinterherlaufen. Leider steht nun die Entscheidung in Reichelsheim erneut auf der Tagesordnung, da eine Partei sich mit der Entscheidung der höchsten Mandatsträger nicht abfinden möchte.
Ob dies in der Größenordnung des oben genannten „windfall profits“ von rund 1,3 Mio € liegt, oder ob man die Gemeinde branchenüblich mit ein paar Almosen über den Tisch ziehen will (wenn Ihr gleich unterschreibt gibt’s noch eine neue Schaukel für den Kindergarten dazu!), ist bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.
Also liebe Reichelsheimer, bitte bleibt sauber, haltet durch und unterstützt dies nicht. Wir dürfen nicht zulassen, dass Unternehmen wie ENBW, Entega und EGO unsere Umwelt und unseren Lebensraum zerstören. Der Odenwald lebt von der Natur. Diese Trasse ist ein weiteres Einfallstor für Projektierer.
Das sind keine karitativen Organisationen, sondern Wirtschaftsunternehmen, die ihre Geschäfte dort machen, wo sie dies auf Kosten der Bevölkerung mit Hilfe von Institutionen wie dem Darmstädter RP eben tun können.
Lasst Euch nicht belügen, wenn diese Trasse zustande kommt, werden weitere Windindustrieparks genehmigt und angeschlossen, dann sind die Schleusen offen. Bleibt standhaft! Denkt an den Odenwald, denkt an eure Kinder, die vielleicht nicht in einem Industriegebiet leben wollen!