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Schule am Drachenfeld hilft Eltern und Schulen in der ganzen Region

Neue Aufgabe: An der Schule am Drachenfeld soll ein überregionales Beratungs- und Förderzentrum angesiedelt werden. Dazu beglückwünscht der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Oliver Grobeis Schulrektorin Birgit Zörgiebel. Gemeinsam mit weiteren Vertretern der Schulleitung und des Personalrats stehen sie in der Schulturnhalle an einem Schwungnest, das zur Wahrnehmungsförderung der Schulkinder eingesetzt wird.

Wenn Lehrer lernen: In einer Fortbildung für die Lehrkräfte der Schule am Drachenfeld zeigt die Dozentin Barbara Schubert mit Hilfe einer Lehrerin, die auf dem Boden liegt, Übungen zur Wahrnehmungsförderung und Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen, die schwere körperliche Beeinträchtigungen haben. Fotos: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Neues Beratungs- und Förderzentrum für Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen

ODENWALDKREIS / ERBACH.- Die Schule am Drachenfeld in Erbach soll vom nächsten Schuljahr an in Südhessen die wichtigste Anlaufstelle für alle Fragen zur Beschulung von Kindern mit körperlich-motorischen Entwicklungsstörungen werden.

Es ist vorgesehen, an der Förderschule ein überregionales Beratungs- und Förderzentrum mit jenem Schwerpunkt einzurichten, das Schülern, Eltern, Lehrern und Pädagogen aus dem Odenwaldkreis und dem Kreis Bergstraße offensteht.

Diesem Plan des Staatlichen Schulamts Bergstraße-Odenwald hat der Kreistag des Odenwaldkreises in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt. Auch die Schul- und die Gesamtkonferenz der Förderschule steht der Idee offen gegenüber, so dass Rektorin Birgit Zörgiebel nun den entsprechenden Antrag beim Kultusministerium einreichen kann.

„Die Schule am Drachenfeld steht beispielhaft für die große förderpädagogische Kompetenz im Odenwaldkreis. Mit der neuen, überregionalen Zuständigkeit kann die Schule nun noch mehr Eltern, Kindern, Schulen und anderen Institutionen wie etwa Frühförderstellen beratend zur Seite stehen“, hebt der Erste Kreisbeigeordnete und Schuldezernent Oliver Grobeis hervor.

Auch Zörgiebel freut sich auf die Arbeit in dem Beratungs- und Förderzentrum, dessen Leiterin sie voraussichtlich werden wird. „Unsere Schule ist in beiden Landkreisen bestens vernetzt, so dass wir uns unserer neuen Aufgabe gut stellen können.“

In Hessen gibt es fast 20 überregionale Beratungs- und Förderzentren mit speziellen Schwerpunkten. Hinzu kommen etliche regionale Zentren. Sie sind in kleineren Gebieten die ersten Ansprechpartner für alle Fragen zu sonderpädagogischen Angeboten sowie der inklusiven Beschulung und koordinieren die Stunden von Förderschullehrern.

Gemeinsam mit allgemeinen Schulen und Förderschulen arbeiten die regionalen Zentren in „Inklusiven Schulbündnissen“ zusammen, die nach und nach seit 2016 in Hessen gebildet werden.

Im Odenwaldkreis gibt es nach den Plänen des Staatlichen Schulamts vom nächsten Schuljahr an zwei derartige Bündnisse mit je einem regionalen Beratungs- und Förderzentrum: eines für den Norden mit einem Zentrum an der Grundschule Bad König (es wird das Zentrum an der Georg-Vetter-Schule in Bad König übernehmen) und eines für den Süden mit einem Zentrum an der Brückenschule in Erbach. Im Kreis Bergstraße soll es drei Inklusive Schulbündnisse mit je einem Zentrum geben.

Hinzu kommt das überregionale Beratungs- und Förderzentrum an der Schule am Drachenfeld. Es wird mit allen fünf regionalen Zentren im Odenwald und an der Bergstraße kooperieren. Diese Arbeit ist Zörgiebel und ihren Kolleginnen und Kollegen jedoch nicht neu, denn an ihrer Schule gibt es bereits seit 2003 ein eigenes Beratungs- und Förderzentrum, das derzeit 106 Kinder begleitet, auch einige aus dem Kreis Bergstraße.

Dieses soll nun in dem neuen, überregionalen Zentrum aufgehen – mit dem Schwerpunkt auf der Förderung von Kindern mit einer körperlich-motorischen Entwicklungsstörung. Diese kann ihre Ursache in der Schädigung von Rückenmark und Gehirn, von Muskulatur und Knochengerüst oder in chronischen Krankheiten und Fehlfunktionen von Organen haben.

Zörgiebel und ihre Kolleginnen und Kollegen verfügen bereits über eine große Erfahrung im Umgang mit körperbehinderten Kindern: 58 der 106 bisher betreuten Schüler haben einen entsprechenden Förderbedarf. Zu ihnen gehören auch 14 Kinder aus dem Kreis Bergstraße.

„Immer mehr Eltern gerade jener Kinder wünschen sich eine wohnortnahe Schule“, so Zörgiebel. Darum weiß auch Grobeis und auch ihm ist es wichtig, dass der Elternwunsch „so gut es geht berücksichtigt wird“. So rechnet Zörgiebel damit, dass die Zahl der Beratungen steigen wird.

Wie sie sagt, sind Grundschulen in aller Regel mit Hilfe der regionalen und überregionalen Beratungs- und Förderzentren auf den Besuch von Kindern mit Beeinträchtigungen gut vorbereitet, gerade von Kindern mit einer körperlich-motorischen Entwicklungsstörung.

„Schwieriger wird es beim Besuch einer weiterführenden Schule. Aber auch ihnen stehen die Beratungs- und Förderzentren zur Seite, um gute Lösungen für die Kinder zu finden, ganz gleich, welche Entwicklungsstörung sie haben.“

Einen Wunsch hat Zörgiebel an das Kultusministerium: dass das neue überregionale Zentrum an ihrer Schule auch für autistische Kinder zuständig wird. „So können wir auch unsere 15-jährige Erfahrung mit der Förderung dieser Schülerinnen und Schüler und unsere gute Vernetzung im gesamten Odenwaldkreis weitergeben.“

Fast 40 autistische Kinder begleitet die Schule bereits mit ihrem bisherigen Beratungs- und Förderzentrum, so dass sie im Odenwaldkreis eine Regelschule besuchen können. „Es ist wichtig, dass es hier eine Kontinuität gibt“, so Zörgiebel.

Außerdem zeige sich Autismus auch in motorischen Störungen und „passt somit sehr gut zum Schwerpunkt des neuen, überregionalen Beratungs- und Förderzentrums an unserer Schule“.