KOMMENTAR: „Leuchtturm für die Region“ auf dem Altar der Trägheit geopfert
Selbst die räumliche Übergangslösung für ein als regional beispielhaft ausgerufenes „GesundheitsVersorgungsZentrum Oberzent“ ist aktuell nur als Briefkastenfirma mit fehlerhafter Beschriftung zu erkennenODENWALDKREIS / OBERZENT / BEERFELDEN. - Vakante Arztpraxen im ländlichen Raum zu besetzen stellt kein Odenwald- oder gar Oberzent-spezifisches Problem dar, ist vielmehr seit Jahren landauf, landab problembehaftet. Am 4. Juni 2014 wurde deshalb in Beerfelden das ursprüngliche Projekt „Bedarfsgerechte Weiterentwicklung der regionalen gesundheitspolitischen Versorgungsstrukturen im Odenwaldkreis“ vorgestellt.
Mit einem seit Jahren geplanten und geförderten Ärztezentrum im Zentrum der Oberzent in Beerfelden werde eine „zukunftsträchtige“ Einrichtung geschaffen, „auf die alle gespannt schauen“, versprachen politisch Verantwortliche aus Stadt und Kreis vor rund drei Jahren dann vollmundig.
Die Beteiligten hätten schon einen bemerkenswerten Weg hinter sich. Aber genauso anspruchsvoll sei es, das Neue „in die Praxis umzusetzen“, konstatierte Landrat Frank Matiaske dann vor mehr als zwei Jahren bei der Gründung des Vereins GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent (GVK) e.V. in Beerfelden.
Inzwischen sind mehr als 220.000 Euro aus Landesmitteln und von der Robert-Bosch-Stiftung in das Projekt GesundheitsVersorgungsZentrum Oberzent geflossen, eine schnelle Lösung jedoch noch immer nicht in Sicht. Angekündigte Eröffnungstermine einer Übergangs- bis zur Entscheidung über eine finale Lösung zum 1. März und dann zum 1. September diesen Jahres verstrichen ergebnislos.
Eine bei der GVK-Gründungsversammlung vorgestellte junge Augenärztin, die ansiedlungswillig war, hat sich ob mangelnder räumlicher Perspektiven bereits Mitte 2016 in Rheinhessen niedergelassen.
Auch der jetzt von Beerfeldens Bürgermeister und GVK-Vorsitzenden Gottfried Görig und der Geschäftsführerin der beratenden und federführenden Agentur ASD-Concepts, Elke Kessler, für den unmittelbar bevorstehenden Dezember genannte Eröffnungstermin zweier Facharztpraxen ist nicht zu halten.
Das machte der Beerfeldener Stadtbaumeister Peter Bauer auf Nachfrage deutlich. Nicht einmal die Kosten für die umfangreichen Brandschutzmaßnahmen, geschweige denn einen Eröffnungstermin könne er aktuell benennen, sagt der Stadtbaumeister.
Zwei Michelstädter Facharztpraxen haben seit geraumer Zeit jeweils kassenärztliche Zulassungen für Zweitpraxen in Beerfelden vorliegen. Mit solchen Zweitpraxen, so sieht es das Konzept vor, soll die ärztliche Versorgung in einem Gesundheitsversorgungszentrum für die Oberzent in Beerfelden angeschoben werden.
Ein konzeptionell zweifellos guter, als „Leuchtturm für die Region“ ausgerufener Ansatz, der jedoch längst auf dem Altar der Trägheit geopfert wurde. Nach fast vier Jahren Projektförderung ist selbst eine räumliche Übergangslösung in einem jahrelang leer stehenden Gebäude in Beerfelden noch immer nicht bezugsfertig und wird aller Voraussicht nach frühestens Mitte kommenden Jahres in Betrieb gehen können.
Lediglich ein Briefkasten mit fehlerhafter Beschriftung zeugt vom „neuen“ Bürostandort des Vereins GVK Oberzent samt der ihn beratenden Firma ASD Conce(p)ts und deren Geschäftsführerin Elke Kessler in der Beerfeldener Mümlingtalstraße 58.
Mehr als 220.000 Euro Fördergelder sind bisher in das Projekt geflossen, und die vorliegenden befristeten kasssenärztlichen Zulassungen für Zweitpraxen zweier Fachärzte drohen aufgrund der bisherigen Nichtbeanspruchung zu verfallen.
Absolut kein Ruhmesblatt für die verantwortlichen Protagonisten für ein von ihnen ausgerufenes „Leuchtturm-Projekt“ für die Region. In diesem „Leuchtturm“ brennt aktuell bestenfalls wohl nur noch eine heftig flackernde Kerze.