Literaturtausch in der Löwenhofreite gestartet
Stadt Michelstadt richtet „offenes Bücherregal“ einMICHELSTADT. - Die einen bringen es nicht fertig, Bücher wegzuwerfen. Andere wollen ihren Mitmenschen die Möglichkeit zum Lesen geben. "Überzeugungstäter in Sachen Literatur sind sie alle." Diese Kurzbeschreibung traf am Montag bei der Vorstellung des "offenen Bücherregals der Stadt Michelstadt" im doppelten Sinne zu, stimmten die Erschienenen überein.
Es ist nicht alleine die Idee, die jetzt in die Tat umgesetzt wurde. "Was besonders gut gelungen ist, ist die konkrete Umsetzung und der gewählte Ort, was bestimmt dazu führen wird, dass er noch mehr frequentiert werden wird", freute sich Stephan Mertins vom Vorstand des Gewerbevereins Michelstadt.
Mit 1.700 Euro hat der Interessensverband des lokalen Einzelhandels den Löwenanteil an den Kosten der Umsetzung übernommen. Zentraler hätte der Ort nicht ausfallen können, stellt auch Gerd Schröder, Sprecher der Arbeitsgruppe "Zukunftsperspektive Kellerei" fest: "Mit der Installation im Eingangsbereich der Löwenhofreite am Marktplatz wurde nun eine schon länger gehegte Idee der Arbeitsgruppe realisiert."
Die Wahl fiel auf einen zugemauerten Treppenaufgang, der wie dafür geschaffen, nach Jahrzehnten der Nichtbeachtung in ein dekoratives Bücherregal verwandelt wurde. Ans Werk ging ein ortsansässiges Unternehmen, das im Auftrag des Kulturamts passgenau Regalböden eingezogen und alles mit einem dekorativen Rahmen versehen hat. Auch die Beschriftung und grafische Gestaltung des neuen Treffpunkts stammt aus der Feder einer Werbeagentur aus Michelstadt.
Bürgermeister Stephan Kelbert sieht in dem Angebot "ein Bekenntnis zum Buch, das zu Michelstadt passt". Denn sich Zeit zum Lesen nehmen sei ebenso zeitgemäß wie ein freier WLan-Zugang an dieser historischen Stätte im Zentrum der Stadt.
„Auch im zunehmenden Zeitalter der Digitalisierung bleibt das gedruckte Buch ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur", unterstreicht Schröder die Bedeutung des Angebots. Kulturamtsleiter Heinz Seitz erklärt die Nutzungsregeln: „Man bedient sich einfach. Wer selbst keine Bücher zu verschenken hat, bringt eben keine mit; wer welche entbehren kann, stellt sie hinein." Absolut unerwünscht sind Schriften mit sexistischen, radikal-religiösen und gewaltverherrlichenden Inhalten.
„Dagegen ausdrücklich erwünscht ist, dass auch Kinder- und Bilderbücher in den Literaturtausch einfließen und Menschen in das Regal greifen, die gerne lesen, neue Bücher sich aber nicht leisten können“ unterstreicht Seitz.
An den Gesamtkosten des "offenen Bücherregals" von rund 3000 Euro haben sich neben dem Gewerbeverein zwei Privatpersonen aus Michelstadt mit zusammen 500 Euro und mit einem Restbetrag das Kulturamt der Stadt. Gut investiertes Geld, stimmten alle überein.
Denn im Unterschied zu vielen Bücherschränken, die als Solitär in der Gegend herumstehen oder an Wänden befestigt werden, schützt der gewählte Platz nicht nur die Bücher vor Wind und Wetter. Um 20.30 Uhr wird das Tor zum Innenhof der Löwenhofreite geschlossen, was Beschädigung durch nächtlichen Vandalismus verhindern hilft.