Michelstadt-Herbst in vielen Facetten
Fest-Mix lockt viele Gäste und lässt Kassen klingelnMICHELSTADT. - Das Stück wiedergewonnene Bewegungs- und Gestaltungsfreiheit ließ am Wochenende für Feierwillige keine Wünsche offen. Kirchweih-, Weinbrunnen- und Altstadtfest in Verbindung mit französischem Gourmetmarkt und langer Einkaufsnacht boten Genüsse für Sinne und Gaumen in Vielfalt.
Und weil das Wetter mitspielte und Tagesausflügler ins Städtchen lockte, herrschte am Freitag schon rege Geschäftigkeit in den Innenstadtgassen noch vor dem offiziellen Auftakt.
Kaum hatten die Händler aus dem Nachbarland ihre Stände in der Fußgängerzone und in der Braunstraße aufgebaut und mit ihren Köstlichkeiten bestückt, als angenehme Gerüche durch die Nase zogen und neugierig machten.
Reich war das Angebot auf den Verkaufstischen und Beweis für die Richtigkeit des Spruches „Leben wie Gott und Frankreich“.
Es waren dies Käse, Wurst, Oliven, Backwaren, Senf, Süßigkeiten, Trockenfrüchte, Nüsse, Crepes, Tapenades und Flammkuchen. Feinschmecker schnalzten kräftig mit der Zunge.
kamen voll auf ihre Kosten. Und immer wieder gab es Proben von den freundlichen Verkäufern, die sich oft auf ihre im Familienverband selbst hergestellten Köstlichkeiten berufen konnten. Mit „Monsieur, wollen Sie probieren“ verstanden sie es immer wieder, Passanten zum Kaufen zu animieren.
Nicht weit von diesem Geschehen ging´s im Wallgraben der Kellerei in einem darstellenden Spiel des Theaterkarrens und der Stadtschule um Rechte von Kindern. Gestalt annahmen diese in der Darbietung „Kira macht Kinder stark“ und eines von Kindern mit Kinderrechten bemalten und in Fließwasser gelegten Steines.
Es dunkelte schon, als Förderkreis-Vorsitzender Lutz Hasenzahl im gut gefüllten Kellereihof das Altstadtfest eröffnete. In seinen Grußworten freute sich der Enkel des Vereinsgründers Erwin Hasenzahl über die Bereitschaft der 300 Mitglieder dieses Zusammenschlusses, weiterhin finanziell zum Erhalt der Pflege und der Revitalisierung des Stadtbildes beitragen zu wollen.
Auf diese Weise konnte schon 1979 auf Initiative von Baudirektor Hans-Joachim Dinger die voll funktionsfähige Nieder-Kainsbacher Getreidemühle erworben, abgebaut und in den Jahren 1981 bis 1993 in der Remise der Kellerei wieder aufgebaut werden.
Bald darauf war es die Sanierung des Glockenspieles mit der Überholung des elektronischen Steuerungssystems. Eine der letzten Förderpreisgeld-Maßnahmen war die Anfertigung von Informationstafeln aus Plexiglas für zwanzig historische Innenstadtgebäude.
Sie alle sind mit einem kurzen Informations-text und einem QR-Code für weitergehende Informationen über die städtische Internetseite ausges-tattet. Als nächstes steht eine farbliche Fassadenaufwertung von Kellerei-Gebäudeteilen durch Vereinsgelder an, so Protagonist Lutz Hasenzahl.
Erster Stadtrat Roger Tietz griff in seinem Grußwort das der Heimatstadt gewidmete Engagement des Förderkreis auf und würdigte die wegen Corona nur kurzfristig mögliche Festvorbereitungszeit.
Im lokalen Umfeld hätten während der Sommermonate 120 Veranstaltungen stattgefunden. Er machte Hoffnung auf den Weihnachtsmarkt, der nach gesetzlichen Vorgaben auf jeden Fall stattfinden werde.
Vier kräftige Schläge brauchte der Bürgermeister-Stellvertreter, um den Spund ins erste Fass Festbier zu treiben. Ähnlich ging es zur gleichen Stunde auf dem Marktplatz zu, wohin der Kerweclub das Zentrum seiner Aktivitäten vom Innebenreich der Löwenhofreite verlegt hatte.
Nach der Ausgrabung der Kerwe-Bobbe und dem offiziellen Auftakt stieg mit dem Fluss des Weines und des Gerstensaftes aus dem Michaelisbrunnen auch die Stimmung. Wie im Kellereihof-Geviert blieben auch die Kirchweih-Fans ungeachtet der schon herbstlich kühlen Temperaturen gutgelaunt bei fetziger Musik bis zu später Stunde.
Die „Traditionalisten“ waren auch am Samstag und Sonntag früh auf den Beinen, freuten sich auf das frisch Gezapfte beim Frühschoppen auf dem Marktplatz oder in der Kellerei.
Später dann kamen auch die Sehleute, die beim Schlendern durch die Innenstadtgassen oftmals auch Stehen blieben und den Geldbeutel öffneten. Auf dem Kirchenplatz drehte sich ein Kinder-Karussell. Wer von den Kleinen in die Luft gehen mochte, hatte hierbei auf einer Hüpfburg Gelegenheit.
Bei der Stadtführung „In und aus Michelstadts Erde“ wurde das Eisenerzvorkommen, die Verhüttung und Verarbeitung ebenso vorgestellt wie das Leben und Wirken der Hammerherren.
In der in der Remise der Kellerei wurde nicht nur die Funktion des Mühlenmalswerkes erklärt, auch das frisch gebackene kräftige Mühlenbrot fand Abnehmer. Und weil auch die Geschäftswelt unter dem Motto „Michelstadt in seinem Element“ mit attraktiven Angeboten auf die Vorteile des „Heimat-Shoppings“ aufmerksam machte, hat auch bei den Ladeninhabern die Kasse geklingelt.
Nach den Erntedankgottesdiensten bei den verschiedenen Religonsgemeinschaften konzentrierte sich der Festbetrieb am Sonntag wieder im Kernstadtbereich, wo im Kellereihof die Odenwälder Band ØL die musikalischen Akzente setzte.