Kritik an Verzögerung der Bauabnahme der Riedbahn: VRN fordert schnelles Handeln
BERGSTRASSE / RIED. - Mit großer Enttäuschung und Unverständnis reagiert der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) auf die Nachricht, dass die Bauabnahme nach der Generalsanierung der Riedbahn nicht planmäßig abgeschlossen werden kann, was auch nach der offiziellen Inbetriebnahme ab dem 15. Dezember weiterhin erhebliche Einschränkungen für den Nahverkehr zur Folge hat.
Trotz fertiggestellter Bauarbeiten können wichtige Linien wie die S8 und die S9 nach Angaben der Deutschen Bahn auf der Riedbahnstrecke zwischen Mannheim – Biblis/Groß-Rohrheim bis mindestens 12. Januar 2025 nicht fahren.
Lediglich die RE70 kann wieder stündlich auf der Riedbahn verkehren, allerdings entfällt hier der Halt Gernsheim in Fahrtrichtung Mannheim.
Da die Mannheimer Halte Luzenberg, Neckarstadt und Handelshafen nur von der S-Bahn und einzelnen Zügen des RE70 in Tagesrandlagen bedient werden, wird es daher noch fast einen Monat dauern, bis dort regelmäßig wieder Züge halten.
Darüber hinaus wird auch die Nibelungenbahn zwischen Worms – Bürstadt – Bensheim (RB63) und die Bahnstrecke Biblis – Worms (RB62) aufgrund fehlender Abnahme des Stellwerks Hofheim (Ried) bis 23. Dezember 2024 weiter außer Betrieb bleiben.
Für zusätzliche erhebliche Qualitätseinbußen im Nahverkehr wird bis Mitte Januar die Umleitung des Güterverkehrs tagsüber über die Ludwigsbahn und die Main-Neckar-Bahn sorgen.
Zudem konnte den SPNV-Aufgabenträgern zum jetzigen Zeitpunkt nicht belastbar erläutert werden, inwiefern sich die nicht vollständige Inbetriebnahme von ETCS (digitale Signaltechnik) auf die Betriebsqualität und -stabilität des Nahverkehrs auf der Strecke auswirken wird.
Bekannt ist bisher nur, dass die Streckenhöchstgeschwindigkeit von 200 km/h (vor der Riedbahnsperrung) bis auf Weiteres auf 160 km/h reduziert werden muss. Das dürfte zur Folge haben, dass die ausgebremsten ICEs die Fahrplanstabilität des Nahverkehrs auf der Riedbahn auch nach dem 13. Januar beeinträchtigen werden.
Dies alles steht im scharfen Kontrast zu den Feierlichkeiten, die zum Abschluss der Riedbahnsanierung am Wochenende stattfinden sollen. Für die Fahrgäste im VRN gibt es eigentlich wenig Grund zu feiern.
Im Namen der vielen Pendlerinnen und Pendler im Verbundgebiet fordert der VRN daher alle Verantwortlichen bei der DB und dem Eisenbahn-Bundesamt auf, den bürokratischen Prozess der Bauabnahme erheblich zu beschleunigen und die Inbetriebnahme der digitalen Signaltechnik schnellstmöglich sicherzustellen.
Mit der Geduld am Ende
„Es ist absolut inakzeptabel, dass unsere Fahrgäste die Leidtragenden von bürokratischen und organisatorischen Versäumnissen sind, während der Fernverkehr wieder fahren kann“, kritisiert Dr. Michael Winnes, Geschäftsführer der VRN GmbH, deutlich und fordert die Deutsche Bahn auf, die Bauabnahme zu beschleunigen, um schnellmöglichen einen vollständigen Betrieb wiederherzustellen.
„Die Bauarbeiten sind längst abgeschlossen, aber die fehlende Abnahme blockiert die vollständige Inbetriebnahme. Unsere Geduld ist am Ende. Die Verantwortlichen müssen endlich liefern, statt die Geduld der Fahrgäste weiter überzustrapazieren.
Es kann nicht sein, dass Minister und Bahnspitze die Inbetriebnahme und die erfolgreiche Generalsanierung feiern, während in Mannheim weiterhin drei Haltepunkte überhaupt nicht angefahren werden.“
Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße und stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN), ergänzt mahnend: „Wir sind gerne bereit, als Region unseren Beitrag zur Wiederherstellung der vernachlässigten Infrastruktur zu leisten. Aber wir erwarten von den verantwortlichen Stellen ganz klar, dass sie die Bauabnahmeprozesse beschleunigen.
Der zusätzliche Ausfall der Nibelungenbahn, die ja selbst gar nicht Teil der generalsanierten Riedbahn ist, trifft besonders den ÖPNV im Kreis Bergstraße bis hin nach Worms in Rheinland-Pfalz hart. Unsere Bürger haben Anspruch auf einen zuverlässigen und funktionierenden Nahverkehr.“