Große Trauer in Bensheim um Goldschmiedemeister Fritz Dorsheimer
Eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt, der weit über seine Heimatstadt hinaus bekannte „Ur-Bensheimer“ hinterlässt eine große Lücke in seiner Familie, wie auch in der Stadtgesellschaft und bei seinen zahlreichen FreundenBENSHEIM. - Der Lebenskreis um den „Herrn der Ringe“ ist geschlossen: Fritz Dorsheimer ist gestorben. Wenige Tage nach seinem 83. Geburtstag verstarb der Bensheimer Goldschmiedemeister plötzlich und völlig unerwartet.
Fritz Dorsheimer war „eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt“, wie der frühere Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Wilkes, zur Verleihung des Landesehrenbriefs 2013 an den Goldschmiedemeister und Juwelier befand.
Seit 2013 Träger des Landesehrenbriefs
Die höchste Auszeichnung für ein Ehrenamt, die Hessen zu vergeben hat, würdigte Fritz Dorsheimer für umfangreiches Wirken in Sport, Kultur und Gesellschaft.
In einem Beitrag über das Bensheimer „Urgestein“ Fritz Dorsheimer titelte Deutschlands größte Boulevardzeitung im Sommer 2019: >Der Herr der Ringe<.
Angelehnt an den seit 1986 jährlich im Gedenken an Gertrud Eysoldt vergebenen Theaterpreis >Gertrud-Eysoldt-Ring<, den die Stadt Bensheim gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für herausragende schauspielerische Leistungen vergibt, wurde Fritz Dorsheimer, dem Gestalter des begehrten Preises, dieser „Titel“ verliehen.
Damit wurde das Blatt dem Bensheimer Juwelier und Goldschmiedemeister, an anderer Stelle auch als >Held der Arbeit< bezeichnet, jedoch nur unzureichend gerecht.
Große Schauspieler tragen den >Gertrud-Eysoldt-Ring<
Cornelia Froboess, Ulrich Mühe, Martin Wuttke, Corinna Harfouch, Josef Bierbichler, Hans-Michael Rehberg, Ulrich Matthes, Tobias Moretti, Nina Hoss, Klaus Maria Brandauer, Wolfram Koch und Charly Hübner, um nur einige der Preisträger zu nennen, sind stolze Besitzer des von Dorsheimer geschaffenen >Eysoldt-Rings<.
Gleichwohl waren die künstlerischen Fähigkeiten des Bensheimer Goldschmiedemeisters über Jahrzehnte auch auf lokaler Ebene höchst gefragt. Seit 1983 war der Edelmetall-Künstler gefordert, wenn für die Bergsträßer Wein- und Blütenhoheiten Krönchen zu entwerfen und anzufertigen waren.
Sowohl die Amtskette der Bensheimer Bürgermeisterin als auch der Schlüssel der >Fraa vun Bensem<, wie viele weitere Schmuckstücke, entstammen Dorsheimers Kreativwerkstatt, die seit 1980 in der unteren Hauptstraße angesiedelt war.
Amtsketten des Karnevalvereins >Grieseler Funken<, der Bensheimer Karnevalgesellshaft und des Kiwanis-Clubs Bensheim zählen ebenfalls zu seinen Kreationen.
In der herrschaftlichen Villa „Eulennest“ aufgewachsen
Der am 10. Februar 1940 in Bensheim geborene Fritz Dorsheimer wuchs in den Nachkriegsjahren in der herrschaftlichen Villa „Eulennest“ auf, in der er mit seinen Eltern damals wohnte. Oft erzählte er über die von seinem Vater gezüchteten Boxer-Hunde, die den Namen „Zum Eulennest“ im Stammbaum trugen.
Auch an manchen Jugendstreich, den er mit Freunden, seinem Bruder Josef, oder seinen beiden älteren Schwestern Resel und Klara „verzapfte“, erinnerte sich Fritz Dorsheimer häufig ebenso gut, wie an seinen Lieblingsspielplatz, den Euler-Turm.
Seit 1980 selbständig als Goldschmiedemeister
Nach einer Werkzeugmacher-Lehre begann Fritz Dorsheimer seine Ausbildung zum Goldschmied. Dem Wehrdienst folgte die erfolgreich absolvierte Meisterschule zum Goldschmiedemeister mit der Sonderqualifikation in seltener „Treib- und Ziseliertechnik“.
1980 machte er sich selbständig und renovierte das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Bensheimer Hauptstraße 69 nahe dem Hospitalbrunnen. Hier prangt noch heute das große Zunftwappen der Gold- und Silberschmiede vor dem seitherigen Firmensitz, in dem er bis zuletzt noch sein Geschäft betrieb.
Acht Goldschmiede, von denen er einige zum Meistertitel oder zu Landessiegern führte, erlernten bei Fritz Dorsheimer das edle Handwerk.
Der Verstorbene war darüber hinaus seit 1970 Vorstandsmitglied der Uhren- und Schmuckinnung, sowie seit 1981 öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Rhein-Main, sowie Mitglied des Prüfungsausschusses für Verkäufer und Kaufleute im Einzelhandel bei der IHK Darmstadt.
Großes Engagement im sozialen Bereich
Auch im sozialen Bereich hat Fritz Dorsheimer wichtige Akzente gesetzt und engagierte sich bis zuletzt in wichtigen Lebensbereichen. Dabei scheute der agile Senior auch keineswegs kritische Töne, wenn er dies im politischen oder gesellschaftlichen Umfeld als geboten erachtete.
Fünf Jahre lang war Fritz Dorsheimer Vorsitzender der Boxabteilung des TSV Auerbach und war Träger der Silbernen Ehrennadel des hessischen Amateurboxverbandes, und - wie bereits erwähnt - Träger des Ehrenbriefs des Landes Hessen.
Seniors-Captain im Golf-Club Bensheim, zu dessen Gründern er gehörte, und Vertreter des Clubs in der Sportkommission der Stadt Bensheim war Fritz Dorsheimer zwölf Jahre lang wie auch zwei Jahre Präsident des Kiwanis-Clubs Bensheim.
Zahlreiche Förderprogramme unterstützt
Besonderes Engagement erbrachte der bis zuletzt agile Fritz Dorsheimer auch für die Förderprogramme des Vereins Integration durch Bildung Bergstraße e.V., dem Active Learning für Schülerinnen und Schüler aus schwierigen Lebenssituationen, des Frauen-und Familienzentrums Bensheim e.V. sowie der Stiftung der Sterntaler Bensheim.
Auch die von Cornelia Reimann initiierten Projekte für Kinder in Namibia erfuhren häufig wohlwollende Unterstützung von Fritz Dorsheimer.
Beste Auszubildende: „Immer mein >Chef< geblieben“
Charakterisierend beschreibt Goldschmiedemeisterin Christine Großmann den Abschied von ihrem einstigen Lehrherren Fritz Dorsheimer in ihrem Nachruf:
„Er hat mich ausgebildet. In dieser Zeit, es ist inzwischen genau 30 Jahre her, habe ich viel gelernt. Er war nie müde mir alle möglichen Fragen zu beantworten und mir auch in der Praxis Tipps zu geben und sie mir vor allem zu zeigen.
Ich war nach drei Jahren Ausbildung seine beste Auszubildende und er war sehr stolz darauf. Ich wurde zur hessischen Landessiegerin gekürt.
Auch während meiner anschließenden Meisterausbildung und meiner darauf folgenden Selbständigkeit haben wir immer Kontakt gehalten und er war bei diversen Ausstellungen und Feiern zusammen mit seiner Lebensgefährtin immer mein Ehrengast.
Für meinen diesjährigen 50. Geburtstag hatte er sich schon angemeldet. Liebevoll, bis zum heutigen Tag ist er mein „Chef“ geblieben. Er ist plötzlich verstorben, ganz so wie er es sich gewünscht hat.“
Trauerfeier am Freitag, 17. März, um 11 Uhr
Mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Birgit Layer, den Familien seiner Kinder Ute und Ralf, mit vier Enkeln und einem Urenkel, auf den er zuletzt besonders stolz war, trauern zahlreiche Weggefährten, Kunden und Freunde um Fritz Dorsheimer.
Die Trauerfeier für den Verstorbenen nebst anschließender Beisetzung findet am Freitag, 17. März, um 11 Uhr, auf dem Friedhof Bensheim-Mitte statt.