LESERBRIEF: Bensheim und der Schorschblick
Bensheim und der Schorschblick – ja, worauf blickt er denn da? Auf ganz schön viel Durcheinander und sich im Kreise drehen. Der Magistrat und ein großer Teil unserer Bürgervertreter scheint über den Dingen zu schweben.
Sie wirken eher mit sich selbst beschäftigt, als hinzuhören. Sie zeigen keine Offenheit und kein echtes Interesse an weiterer Klärung. Lassen keine Fragen bezüglich der Regressansprüche von Café Extrablatt zu.
Auch keine Ergänzungsanträge, um die fehlende Option `Nichtbebauung` in den Wettbewerb mit aufzunehmen. Dafür versuchen sie wiederkehrend aus einem unscharfen Stimmungsbild einen klaren Bürgerauftrag abzuleiten.
Den Bürgerdialog ernst nehmen
Die Order war, in einem offenen Bürgerdialog ohne Einschränkungen zu denken. Ideen zum Thema Belebung und alle Wünsche der Bürger für den >Marktplatz der Zukunft< einzufangen. Das ist passiert und zunächst auch abgeschlossen.
Einigkeit herrscht darüber, den `vollen Schorschblick` zu erhalten. Eine Mehrheit spricht sich deutlich für kleine, regionale gastronomische Angebote aus und will keine Kette, keine Systemgastronomie dort sehen.
Der Knackpunkt im Stimmungsbild und mit dem stecken wir aktuell fest, sind die drei gewünschten Varianten. Wobei die Betonung auf drei liegt: Kein Gebäude/Grünzone, einstöckiges Gebäude/Bühne, und zweistöckiges Gebäude.
Wo bleibt das Konzept?
Es stimmt. Das Thema Marktplatz läuft schon recht lange und ist aus vielerlei Gründen zu einem Reizthema mutiert. Trotzdem - im besten Fall hat der Klärungsprozess für die beste Lösung am Marktplatz überhaupt erst begonnen und ist noch keinesfalls zu einem guten Ende gebracht.
Statt dem eigentlichen Bauherren/Bürger das Heft aus der Hand zu nehmen, bräuchte dieser lediglich professionelle Führung, um sich klar zu werden, was er wirklich will. Was nachhaltig und zweckmäßig ist und er sich kostenmäßig auch leisten kann.
Haben wir nichts gelernt?
Am Anfang eines jeden erfolgreichen Projektes, stehen Bedarfsplanung und klare Auftragsklärung. Erst danach machen Visualisierungen und ein Wettbewerb Sinn. E
inen gewaltigen Fehlversuch und Eklat haben wir ja bereits hinter uns. Ich wünsche mir, dass wir als Stadtgesellschaft nochmals aktiv werden und eine konstruktive Diskussion in Gang kommt.
Ich sehe eine Notwendigkeit und auch die Chance zu begreifen, das Innenstadtbelebung und ein Marktplatz der Zukunft, ein größerer Auftrag ist, als eilig eine Einzelmaßnahme mit WC - Anlage voranzutreiben. Die Bürger sind gereizt, fordern volle Transparenz, weitsichtiges agieren und weniger Machtpolitik.
Wo sind die Dialogbegleiter?
Wer eröffnet die nächste Gesprächsrunde, damit durch eine konstruktive Auseinandersetzung aus Bensheims Mitte doch noch etwas mit Strahlkraft hervorgeht?
In einer lebendigen Stadt wird gerne gewohnt, gearbeitet, miteinander gegessen, geredet und gefeiert und zu mancher Stunde gebetet – eben gelebt. Das zu ermöglichen, sollte unser aller Anliegen sein.
Und damit richtet sich mein Blick auf die Verantwortlichen in der nächsten Stadtverordnetenversammlung am kommenden Donnerstag. Sorgen Sie endlich für vertrauensbildende Maßnahmen und werden Sie ihrem eigentlichen Auftrag gerecht!
Gundula Bunge-Glenz
64625 Bensheim