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Wärmeplanung als interkommunales Vorzeigeprojekt

Christian Schönung (Bürgermeister Lorsch), Christine Klein (Bürgermeisterin Bensheim), Gottfried Störmer (Bürgermeister Lampertheim), Bärbel Schader (Bürgermeisterin Bürstadt, von links, sitzend). Eva Grabowski (Erste Stadträtin Lorsch), Marius Schmidt (Erster Stadtrat Lampertheim), Christoph Lang (Erster Stadtrat Bürstadt), Nicole Rauber-Jung (Erste Stadträtin Bensheim), Christine Bender (Erste Stadträtin Heppenheim, von links, stehend). Foto: Pressedienst Bensheim

BENSHEIM. - Gemeinsam in eine nachhaltige Zukunft: Die Städte Bensheim, Lampertheim, Heppenheim, Lorsch und Bürstadt werden die kommunale Wärmeplanung im Verbund angehen.

Am Dienstag, 16. Juli, wurde im Magistratssaal des Bensheimer Rathauses ein öffentlich-rechtlicher Vertrag von den Bürgermeistern sowie den jeweiligen Ersten Stadträten unterzeichnet.

„Wir sind im Dezember mit der Idee gestartet, die Wärmeplanung gemeinsam anzugehen, um Synergieeffekte zu erzielen“, erläuterte Bensheims Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung das Vorgehen zu Beginn der gemeinsamen Vertragsunterzeichnung.

„Dadurch erhalten wir auch eine Unterstützung und Förderung durch das Ministerium und die Landesenergieagentur Hessen“.

Bis Mitte 2028 müssen Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohner einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Dieser soll darlegen, wie die Wärmeversorgung sukzessive bis 2045 auf die Nutzung von erneuerbaren Energien umgestellt werden kann.

Die Wärmenetze müssen dann klimaneutral sein. Der Wärmeplan dient somit als Kompass, um flächendeckend fossile Brennstoffe durch erneuerbare Wärme zu ersetzen, das Klima zu schützen und Heizkosten sozial verträglich zu halten.

Die umfangreiche Ausarbeitung zeigt für jede Kommune detailliert auf, welche Möglichkeiten vor Ort zur Verfügung stehen. Kann ein Gebäude an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden? Welche Stadtviertel oder Quartiere eignen sich für Nahwärme – und wo sind beispielsweise Wärmepumpen empfehlenswert? Antworten auf diese Fragen soll die Wärmeplanung liefern.

Die Vertragsunterzeichnung ist ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung und ein hervorragendes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit. Durch das Konvoi-Verfahren können Synergien genutzt und Kosten gesenkt werden.

„Dieses gemeinsame Vorgehen mit fünf Kommunen ist etwas Besonderes, das in Hessen bisher einmalig ist“, betonte Gottfried Störmer, Bürgermeister Lampertheims, der mit Erstem Stadtrat Marius Schmidt zur Vertragsunterzeichnung ins Bensheimer Rathaus gekommen war.

Einerseits ermöglicht das Konvoi-Verfahren eine ganzheitliche und kooperative Herangehensweise an die Wärmeversorgung über Städtegrenzen hinweg. Dies führt zu einer Optimierung der Wärmeinfrastruktur in allen beteiligten Kommunen, indem Ressourcen sowie Fachwissen gebündelt werden können.

Durch den Austausch von Erfahrungen und Ressourcen können die Städte voneinander innovativ profitieren. Andererseits kann durch die interkommunale Vergabe eine kosteneffektive und überregionale Lösung erzielt werden, um langfristig nachhaltige Energieversorgungssysteme zu etablieren.

Wie sinnvoll die interkommunale Zusammenarbeit dabei ist, verdeutlichte auch Lorschs Bürgermeister Christian Schönung in Begleitung von Erster Stadträtin Eva Grabowski: „Auf diese Weise muss das Thema nicht jeder alleine angehen.

Dies ist ressourcensparend. Denn für die Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung, die nicht zum normalen Tagesgeschäft gehört, ist kein zusätzliches Personal vorhanden“.

Der nun unterzeichnete Vertrag sieht vor, dass die Planungskosten entsprechend der Einwohnerzahl verteilt werden. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe wird vom Bensheimer Energiebeauftragten Steffen Giegerich geleitet.

„Diese ist bereits eng als Team zusammengewachsen und ergänzt sich aufgrund der unterschiedlichen Fachkompetenzen hervorragend“, erläuterte Christine Bender, Heppenheims Erste Stadträtin.

Eine Steuerungsgruppe mit den hauptamtlichen Vertretern der fünf Städte und den Mitgliedern der Projektgruppe soll die Arbeiten überwachen. Geplant ist, dass alle Vertragskommunen gemeinsam einen externen Dienstleister beauftragen, der dann für jede Kommune einen individuellen Wärmeplan erstellt.

„Hierfür arbeitet die Verwaltungsgruppe derzeit am Leistungsverzeichnis für die Ausschreibung, da wir zeitnah starten wollen“, so die Bensheimer Umweltdezernentin Nicole Rauber-Jung, die sich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedankte. Als teilnehmende Kommune bedankte sich auch Bärbel Schader für die gute Zusammenarbeit.

Die Bürgermeisterin von Bürstadt wurde, wie auch Lorsch, von den sogenannten Pflichtkommunen Bensheim, Lampertheim und Heppenheim angesprochen, ob Interesse an einer Teilnahme bestehe. Gemeinsam mit Erstem Stadtrat Christoph Lang folgte sie der Einladung nach Bensheim.

„Wir alle betreten bei dem Thema Neuland. Umso wichtiger ist es, unser Wissen und unsere Erfahrungen zusammenzufügen, damit wir die Wärmeplanung als unser aller Ziel für die Zukunft meistern“, betonte Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein abschließend.

Infobox:

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit mehr als der Hälfte des Endenergieverbrauchs verursacht die Wärmeversorgung derzeit einen wesentlichen Teil des Treibhausgasausstoßes in Deutschland.

Im Gebäudesektor stammt die Wärme noch überwiegend aus fossilen Energiequellen wie Erdgas und Öl. Das schafft zudem Abhängigkeiten von anderen Staaten und ist auf Dauer nicht mehr bezahlbar.

Kommunen, Stadtwerke, Unternehmen und Gebäudeeigentümer brauchen Orientierung für ihre Investitionsentscheidungen. Je früher sie Entscheidungen treffen können, desto günstiger wird die zukünftige Energieversorgung.

Die Wärmeplanung soll dazu beitragen, vor Ort verfügbare und wirtschaftliche Wärmeversorgungsarten zu identifizieren und die Planungssicherheit zu stärken.

Das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (Wärmeplanungsgesetz) liefert hierfür einen bundeseinheitlichen Rahmen. (Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen)