Inventur von Fledermäusen und Schwarzstorch
BERGSTRASSE / ODENWALDKREIS. - Seit Ende der 80er Jahre werden von Naturschützern und Fledermausexperten die damals noch wenig bekannten Vorkommen unserer 24 heimischen Fledermausarten erfasst.
Dies geschah besonders intensiv im Landkreis Bergstraße, später auch im Odenwaldkreis. In fast jeder Kirche konnten 1 bis 3 Fledermausarten nachgewiesen werden, auch in Schulgebäuden und Privathäusern kamen über 300 Meldungen von Fledermaus-Quartieren zusammen.
Fledermäuse kehren alljährlich in ihre angestammten Lebensstätten zurück. Da dies zudem meist jährlich zu den gleichen Zeiten geschieht, können die Bestände gut ermittelt werden, sagt Angelika Emig-Brauch vom Naturschutzverein MUNA.
In warmen Nächten und ab Mitte Mai bis Mitte Juni und somit noch vor dem Ausfliegen der Jungen werden die Bestände von Zwergfledermaus, dem Großen Mausohr und der Breitflügelfledermaus, allesamt typische Fledermausarten, die nur in Gebäuden leben können, beim allabendlichen Ausflug gezählt, so Emig-Brauch von MUNA.
Beim Ausfliegen aus den Quartieren, die sich hinter Fassadenverkleidungen, im Zwischendach oder Dachstuhl befinden können, werden somit nur die erwachsenen Muttertiere gezählt, die sich ab März/April in Kolonien zusammenfinden und ihr meist nur ein Junges zur Welt bringen.
Nach spätestens 8 Wochen, während denen das Junge tagsüber von der Mutter gesäugt wird, geht es zur gemeinsamen Nahrungssuche. Ausschließlich Insekten erbeuten die Flugakrobaten von denen sie etwa die Hälfte ihres Körpergewichts, meist 2 bis 5g pro Nacht benötigen.
In den zurückliegenden etwa 30 Jahren zeigen sich bei den meisten Kolonien, die im Rahmen eines sogenannten Dauermonitorings erfasst werden, stabile bis leicht sinkende Bestände, so Emig-Brauch weiter.
Noch immer können neue Kolonien gefunden werden, so gelangen kürzlich Neu- und Wiederfunde von Kolonien der seltenen Breitflügelfledermaus aus Bensheim-Auerbach und Viernheim, wo sie in Privathäusern und einem Rathaus zu finden waren.
Nach den erfolgreichen Presseaufrufen in den 90er Jahren wollen wir erneut eine Inventur starten, um zu sehen, wie viele Fledermausquartiere und Kolonien noch unbekannt sind und ob sich Veränderungen auch im Hinblick auf die sich verändernde Bauweise zeigen, sagt Emig-Brauch.
Die Naturschützer von MUNA e.V. bitten daher die Bevölkerung ihnen bekannte Fledermausquartiere zu melden. Auch die Bestandserfassungen des seltenen und in Wäldern brütenden Schwarzstorches, der in unserer Kulturlandschaft immer noch vielerlei Gefahren
ausgesetzt ist, wird seit 2012 von MUNA betrieben, erläutert Dirk Bernd.
Bisher sind uns im hessischen Teil des Odenwaldes von fünf Brutpaaren die Horststandorte bekannt. Da einige Horste nicht mehr bebrütet werden, stellen wir uns die Frage, ob von einzelnen Paaren neue Horste erbaut wurden oder aber aufgrund von Nahrungsmangel oder immer mehr Windenergieanlagen, die wie Barrieren den freien Luftraum verstellen, keine Bruten mehr stattfinden, obwohl die Paare alljährlich im März/April noch bei der Balz beobachtet werden können, rätselt Bernd.
Auch hier hofft MUNA auf die Unterstützung aus der Bevölkerung, so kann jede Sichtung von
Schwarzstörchen entscheidende Hinweise auf die Brutstandorte liefern, die dann in Absprache mit dem Forst besser geschützt werden können, sagt Dirk Bernd abschließend.
Wer Fledermausquartiere kennt oder Schwarzstörche sichtet, kann dies unter der Nummer 06252/4830 von Angelika Emig-Brauch oder 06254/940669 von Dirk Bernd melden.