LESERBRIEF: Ăkostrom aus dem Odenwald?
ODENWALD. - Bereits im FrĂŒhjahr 2014 ist die Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) mit ihren Ambitionen, Windkraftindustrieanlagen mitten im EuropĂ€ischen Vogelschutzgebiet âSĂŒdlicher Odenwaldâ auf der Sensbacher Höhe errichten zu wollen, grandios gescheitert.
Eine der offiziellen BegrĂŒndungen lautete damals, âdass man gegen den Willen der Bevölkerung keinen Windpark schaffen werde ... wir halten Wort!â. Der Wille der Bevölkerung hat dann ein paar Monate spĂ€ter schon keine Rolle mehr gespielt, als die EGO die Projektrechte an den Windradriesen ENERCON verkauft hat, wie wenn es fĂŒr die BĂŒrger einen Unterschied machen wĂŒrde, wer die WindrĂ€der ins Vogelschutzgebiet mitten in den Wald baut.
Das Thema Naturschutz scheint fĂŒr die EGO sowieso keinerlei PrioritĂ€t zu haben, denn sie sind neben der ENTEGA u. a. auch am StillfĂŒssel-Projekt beteiligt, welches aktuell gegen den massiven Widerstand der Bevölkerung (sogar mit Polizeigewalt) mitten im Schwarzstorch-Habitat oberhalb des Eiterbachtals bei Wald-Michelbach errichtet wird.
Die Sprachregelung hat sich mittlerweile auch geĂ€ndert. Wenn frĂŒher angeblich der BĂŒrgerwille fĂŒr die EGO entscheidend war, so lautet die aktuelle Formulierung, âdass man sich nur noch an solchen Standorten beteiligen möchte, die auch von den örtlichen Kommunalpolitikern gewollt seienâ. Ein kleiner, aber sehr feiner und oft auch entscheidender und folgenschwerer Unterschied (siehe Projekt âStillfĂŒsselâ)!
Und nun konnten wir vor ein paar Tagen in der Presse lesen, dass die EGO sich weitere FlĂ€chen bei WĂŒrzberg (Mies) gesichert habe. Das ist dann schon sehr interessant. Auch diese FlĂ€chen befinden sich im EuropĂ€ischen Vogelschutzgebiet âSĂŒdlicher Odenwaldâ (genau wie die Sensbacher Höhe).
Das scheint wohl eine neue GeschĂ€ftsidee der EGO zu sein, die WindrĂ€der nicht nur mitten in âirgendeinenâ Wald stellen zu wollen, nein, es muss dann auch noch gleich ein Vogelschutzgebiet sein!
Aber vermutlich werden die von der EGO beauftragten Gutachter sowieso feststellen, dass in dem Vogelschutzgebiet gar keine schĂŒtzenswerten Vögel und FledermĂ€use leben, was ja irgendwie auch logisch klingt.
Das kennen wir ja beispielsweise schon von der Sensbacher Höhe, da musste auch erst durch drei avifaunistische Gutachten, die alle von privater Hand beauftragt und bezahlt wurden, nachgewiesen werden, wie viele streng geschĂŒtzte Arten bewiesenermaĂen vorhanden sind.
Um was geht es hier eigentlich? Versucht man von Seiten der EGO den gröĂtmöglichen Schaden anzurichten und das Ganze dann spĂ€ter auch noch als ach so sauberen, grĂŒnen, ökologischen âOdenwaldstromâ zu verkaufen? Alles in allem bleibt fĂŒr mich das Fazit, dass das Leitbild der EGO âNachhaltigkeit hat Zukunftâ mit der RealitĂ€t leider so rein gar nichts zu tun hat.
Liebe EGO, die OdenwĂ€lder sind weder dumm noch vergesslich, und sie werden sich auch nicht gefallen lassen, wie hier im Odenwald unter dem DeckmĂ€ntelchen des angeblichen Klimaschutzes und der ach so sauberen Ăkostromerzeugung durch Windkraftindustrieanlagen mitten im Wald vollkommen sinnlos die Zerstörung der Natur vorangetrieben wird!
Rainer Hotz
64743 Beerfelden