Die Musikschule zeigt ihre ganze Klasse
Jahreskonzert im Parktheater begeisterte das PublikumBENSHEIM. - Bei ihrem traditionellen Jahreskonzert präsentierte die Musikschule im gut besuchten Parktheater das gesamte Spektrum ihrer musikpädagogischen Arbeit.
Leiter Helmut Karas freute sich, wieder zahlreiche Familienmitglieder und Freunde der jungen Künstler begrüßen zu können und erinnerte in seiner Ansprache an die Gründungszeit der Einrichtung vor 50 Jahren, als eine Initiative von Musiklehrern und Pädagogen für eine erste Instrumentalausbildung in Bensheim den Grundstein legten, aus dem dann im Jahr 1979 die städtische Musikschule hervorgegangen ist.
Schon damals waren im Musikschul-Domizil in der Hauptstraße erste Flötentöne zu hören, mit denen auch in diesem Jahr das Konzert eröffnet wurde.
Unter der Leitung von Gabriela Roos-Weimar hatten die in Altersgruppen gestaffelten Blockflötengruppen ihren ersten Auftritt. Schon die „Minimäuse“, die Kleinsten im Alter ab fünf Jahren, waren mit voller Konzentration dabei, als es darum ging, die Flötenmusik mit Stampf- und Klatschbewegungen zu synchronisieren.
Unterstützung bekamen sie bei den Folgestücken zusammen mit den fortgeschrittenen Schülern von einer Combo und einer Geigengruppe, die die 50-köpfige Formation rhythmisch und schwungvoll begleitete.
Temperamentvoll ging es auch weiter mit der Little Latin Suite von Heinz Both, bei der der Klarinettist Leander Brandt gemeinsam mit seinem Lehrer Andreas Riechers Tanzfolgen wie Tango und Samba stilsicher interpretierte.
Unter der Leitung von Justyna Greupner, die seit diesem Jahr stellvertretende Schulleiterin der Musikschule ist, formierten sich sechs ihrer fortgeschrittenen Geigenschülerinnen zu einem stimmigen Kammerensemble, das mit Jozis Canon und dem Tango-Klassiker El Choclo ein erstes Highlight des Vorspiels setzten.
Auch in diesem Jahreskonzert waren wieder Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs Jugend musiziert zu hören, wie der zwölfjährige Cellist Mathis Trost, der gemeinsam mit seinem Lehrer Andreas Schuler eine beachtliche Kostprobe aus der Sonate von Antonio Vivaldi unter starkem Publikumsbeifall bot, bevor Holger Mehling aus der Klarinettenklasse von Samir Müller mit zwei Solostücken von Igor Strawinsky Klarinettenmusik der konzertanten Höchststufe souverän zu Gehör brachte.
Höhepunkt der ersten Konzerthälfte war vor der Pause der Klavierbeitrag des Oberstufenschülers Fabian Rentzsch aus der Klasse von Yaeko Albrecht mit dem dritten Satz – Presto Agitato – aus der Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven, einem Schwergewicht der Klavierliteratur.
Technische Anforderungen und interpretatorische Tiefe, die selbst professionelle Pianisten herausfordern, löste Fabian bravourös und mit jugendlichem Elan. Großer Beifall für ein Ausnahmetalent.
Die zweite Programmhälfte begann royal festlich mit Sätzen aus der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel in einer Bearbeitung für Oboen-Quintett, Cello und Pauken.
Unter der Leitung von Alexandru Nicolescu lieferte die Gruppe eine überzeugende Version dieser barocken Orchestersuite in gelungenem Zusammenspiel und blitzsauberer Intonation der harmonisch abgestimmten Holzblasinstrumente, deren Tongebung und Handhabung größte Herausforderungen an die Spielerinnen und Spieler stellt.
Großes Geschick bewies hier auch der junge Oboist Julian Heisner, der bei seinem Solobeitrag mit einem Allegro-Satz aus dem Oboen-Konzert von Domenico Cimarosa erneut seine beachtliche musikalische Reife demonstrierte.
Damit gehört das 13-jährige Nachwuchstalent zur deutschen Spitze seiner Altersgruppe, wie er beim diesjährigen Bundeswettbewerb als Preisträger trefflich unter Beweis stellte.
Das Blockflöten-Ensemble der fortgeschrittenen Schülerinnen („Maxis“), ebenfalls unter der Leitung von Gabriela Roos-Weimar, rundete das Holzbläser-Programm ab mit Auszügen aus der Playford Rhapsodie des Komponisten Dietrich Schnabel, dessen Werke für Blockflötenorchester international vielbeachtet sind.
Die Klavierbegleitung des Ensembles übernahm Thomas Adelberger, während die Begleitung der Solisten in den Händen von Yaeko Albrecht lag.
Den gelungenen Übergang von konzertanter Musik hin zu populären Klängen gestaltete der Pianist Kai-Michael Friedrich aus der Klavierklasse von Andreas Riechers mit dem Solostück Michishirube.
Der Song aus der Anime-Serie Violet Evergarden, von der japanischen Sängerin Minori Chihara, beginnt in seiner Konzertfassung mit der Vorstellung des schlichten Liedthemas, das sich über mehrere Variationen hinweg zum pianistischen Bravourstück verdichtet. Mit großer Übersicht und ausgereifter Technik gelang dem jungen Pianisten eine überzeugende Interpretation.
Das Gitarrenduo Marcel Bieniek und Justin Kreuzer setzte das hohe Niveau der Darbietungen fort und zündete mit „The Soundmaker“ des mexikanischen Duos Rodrigo y Gabriela ein percussiv-virtuoses Feuerwerk spanischer Gitarrenmusik.
Die Begeisterung des Publikums wurde abschließend noch mit dem Auftritt der Band belohnt, die unter der Leitung von Werner Nowak sowohl neuere Popsongs wie Riptide von Vance Joy und Atlantis von Seafret als auch den Rock-Klassiker Sweet Child O' Mine der amerikanischen Band Guns N’ Roses in eigenen Arrangements gekonnt interpretierte.
Herausragend hier der dreizehnjährige Leadgitarrist Jannis Langhorst, der in cool-lässiger Ausstrahlung die Gitarrensoli der Rock-Legende Slash perfekt kopierte.
Für das rundum gelungene Konzert bedankte sich Schulleiter Karas bei allen Mitwirkenden und seinen Lehrkräften für die Vorbereitung.
Dabei betonte er, wie wichtig die zuverlässige Trägerschaft der Stadt Bensheim für eine Einrichtung der kulturellen Bildung wie die Musikschule ist, um ein hohes Ausbildungsniveau zu garantieren, das erst nach jahrelanger kontinuierlicher Arbeit qualitative Früchte trägt.