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LESERBRIEF: Energiemonolog statt Energiedialog in Bensheim

Zu den entsprechenden Veranstaltungen am 25. April (BĂŒrgerhaus Auerbach) und am 22. Juni (BĂŒrgerhaus Bensheim) gibt es noch einiges auszufĂŒhren.

WĂ€hrend die Veranstaltung in Auerbach einige Diskussionen ermöglichte, war die Veranstaltung in Bensheim eher eine Verkaufsveranstaltung fĂŒr Erneuerbare Energien, eher ein Energie-mono-log. Nach der Tagesordnung waren nur bescheidene etwa 30 Minuten fĂŒr BĂŒrger-Fragen vorgesehen.

Das ist bezeichnend. Die wenigen kritischen Fragen zu den VortrĂ€gen wurden zum Teil „abgebĂŒgelt“. Ein Leserbrief beschreibt das treffend. Es wurde umfangreich ĂŒber PV-FreiflĂ€chen-, Wind- und Geothermie-Anlagen berichtet.

Der Vortragende ĂŒber PV vertrat seine einschlĂ€gig tĂ€tige Firma. Es gebe erhebliche Nutzungsmöglichkeiten an vielen Stellen. Alles prima. Als Betreiber einer PV-Balkon-Anlage mit W-Lan-Anschluss kann ich nun mitreden.

Die Leistungs- und Erzeugungswerte sind klĂ€glich. Eine Wolke die böserweise vor die Sonne zieht, lĂ€sst die Leistung sofort zusammenbrechen. Über diese Eigenschaften sprach der Vortragende nicht...

Über die Windnutzung berichtete ein Vertreter des BUND. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ein Naturschutzverein vertritt die Interessen der Wind-Industrie. Steht in der Satzung dieses Vereins, dass dieser sich ĂŒber die Energieversorgung zu sorgen hat?

Soll er sich nicht besser und ausschließlich ĂŒber die Erhaltung von Landschaft und Natur kĂŒmmern? Die Bedenken eines Diskutanten wurden, wie gesagt, schlicht abgebĂŒgelt. Der hatte sich erdreistet festzustellen, dass die Windanlagen insgesamt mindestens die regionalen WetterverhĂ€ltnisse beeinflussen mĂŒssten.

Es besteht quasi eine „Wand“ – 30.000 Windanlagen mal 3 Anlagen pro Kilometer (Abstandsregelung), ergibt etwa 9.000 Kilometer, mal eine Wind-Einflusshöhe von 300 bis 500 Meter. Der Wind-Strömungsenergie wird etwa die HĂ€lfte völlig entzogen (ElektrizitĂ€t). Die andere HĂ€lfte wird verwirbelt.

Diese Effekte hat die Natur nicht vorgesehen. Der Diskutant solle doch einen Beweis fĂŒr seine Bedenken bringen. Eine sehr konstruktive Entgegnung des BUND-Vertreters... Der BUND soll doch vielmehr mal beweisen, wie mit Wind und PV eine sichere Stromversorgung bewerkstelligt werden kann!

Im Übrigen, die Vorstellungen der Stadtverwaltung Bensheim (Veranstaltung Auerbach), u. a. bis zu 12 Windanlagen zu errichten, sind bemerkenswert. Die Anlagen werden FlĂŒgel-Spitzenhöhen erreichen, die etwa dreiviertel der Melibocus-Höhe erreichen. Auf die Gesichter der Berg-Villen-Bewohner darf man gespannt sein.

Beim Thema Geothermie wurde nur beilĂ€ufig auf Erdbeben hingewiesen. Der Oberrheingraben sei eigentlich betroffen und von der Nutzung auszuschließen. Bensheim liegt doch großteilig in diesem Gebiet.

Trotzdem wurden Erwartungen geweckt. Keine Rede direkt von der Expertin zu den aufgegebenen Projekten Staufen, Basel, Soultz-sous-Foretz (Vogesen, Hot-Dry-Rock-Technik). In Staufen hatte sich durch eine fahrlÀssige Bohrung Wasser mit Anhydrit verbunden.

Der entstehende Gips (Volumen-VergrĂ¶ĂŸerung) hatte die Gemeinde im (geologischen) Eilzugstempo um 40 Zentimeter gehoben. Die GebĂ€udeschĂ€den sind immens. Noch streitet man ĂŒber die Schadensregulierung.

Der Vortrag des BĂŒrgermeisters von Heidenrod (nĂ€he Wiesbaden) ĂŒber die Energie-SouverĂ€nitĂ€t der Gemeinde, wesentlich durch Windanlagen, begeisterte die Zuhörerschaft. Er hatte allerdings vermieden, auszufĂŒhren, wie denn der Strombedarf bei Wind-Dunkel-Flauten gedeckt wird.

Folgerungen: Jede Energie-Umwandlungsmethode ist mit Macken behaftet. Wir bekommen nirgendwo etwas geschenkt.

In Anbetracht der aktuellen Finanzkrise Bensheims drĂ€ngt sich auch die Frage nach den Honoraren fĂŒr die Vortragenden auf. Sind es 50.000 oder eher 100.00 Euro?

Eberhard Wagner
64625 Bensheim