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Klimabündnis: „Nachholbedarf bei Windenergie im Kreis Bergstraße“

Bürger zeigen an einem gelungenen Beispiel wie es funktionieren kann + + + Eine Online-Veranstaltung von Klimabündnis Bergstraße brachte interessante Erkenntnisse

BERGSTRASSE. - Micha Jost, Vorstand der Energiegenossenschaft Starkenburg, berichtete über die Tätigkeit der Genossenschaft im Bereich der Windenergie. Insbesondere berichtete er über den Windpark am „Greiner Eck“ in der Nähe von Neckarsteinach.

Von den dortigen 5 Windrädern gehört eines der Energiegenossenschaft. Das Greiner Eck war der erste Windpark im Kreis Bergstraße.

Entstanden ist das Projekt durch die Kooperation mit den Standortkommunen Hirschhorn und Neckarsteinach, die eine genossenschaftliche finanzielle Bürgerbeteiligung zur Bedingung für dieses Projekt machten.

„Wer auf ein Windrad schaut der soll auch den Nutzen haben“, mit diesem Motto der Starkenburger wurden die Menschen vor Ort in das Projekt eingebunden.

Die Bürger rings um den Windpark bekamen daher die Gelegenheit Anteile zu erwerben und damit dauerhaft von den Vorteilen der Erneuerbaren Energien finanziell zu profitieren.

Die Windräder wurden nach umfangreichen Prüfungen genehmigt. 5 Jahre dauerte es von den ersten Gesprächen bis zur Inbetriebnahme. Micha Jost zeigte auf, dass viele Argumente der Windkraftgegner falsch seien.

Zum Schutz der Fledermäuse gebe es eine automatische Abschaltung wenn Fledermäuse fliegen, in den Sommermonaten und bei geringem Wind, abends und nachts. Das Windrad schreibe seit der Inbetriebnahme schwarze Zahlen.

Es werde auch nur sehr wenig Wald gerodet. Der Betonsockel rage 3,5m in die Tiefe und sei etwa 22 m breit. Die Fläche um den Sockel sei nur geschottert, weshalb der Regen ungehindert versickern kann.

Anschließend berichtete Matthias Schimpf, Beigeordneter des Kreises Bergstraße (GRÜNE) über neue Chancen für Windenergie durch das neue sogenannte „Wind-an-Land-Gesetz“.

Die für Hessen mindestens geforderten 1,8% der Fläche als Vorranggebiete für Windkraft seien bereits ausgewiesen, nämlich 1,9%. Bis 2032 müssten es 2,2% sein.

Repowering, also das Ersetzen eines bestehenden Windrads durch ein neues, moderneres und damit größeres, sei möglich, auch wenn der Standort außerhalb der ausgewiesenen Vorranggebiete sei. Die Grundzüge der Planung müssten unberührt bleiben und es müsse außerhalb von Naturschutzgebieten liegen.

Mit dem neuen Gesetz können die Gemeinden, anders als seither, auch außerhalb der Vorrangflächen zusätzliche Flächen für Windenergieanlagen ausweisen.

Die genauen Bedingungen und Verfahren seien juristisch etwas kompliziert. In der Diskussion wurde bekannt, dass Bürstadt und Fürth dies beabsichtigen.

Vielleicht spreche sich auch mehr herum, dass allein dadurch, dass ein Windrad auf Gemeindegebiet steht und Strom produziert, der Gemeinde Einnahmen zufließen. Heidenrod im Taunus habe z.B. dadurch seine Finanzen saniert.

Der Fürther Bürgermeister weise immer wieder stolz auf die Einnahmen von 500 000 Euro jährlich für die Gemeinde durch Windräder hin.

Entega habe ein Tool entwickelt, mit dem man die lokale Stromproduktion, getrennt nach den verschiedenen erneuerbaren Energieträgern und den Gesamtverbrauch für die jeweilige Gemeinde in Echtzeit ablesen könne. Der Kreis plane, dieses Tool auch zu verwenden. Dazu müssten jedoch noch die Daten der verschiedenen Netzbetreiber integriert werden.

Auch im Zusammenhang mit Fern- oder Nahwärmenetzen könne die Stromproduktion mit Windrädern neue Bedeutung gewinnen.

So plane beispielsweise die Stadt Heidelberg für ihr bestehendes Fernwärmenetz mehrere große Wärmepumpen im Neckar zu installieren, um den Ausstieg aus der fossilen Wärmeerzeugung voranzutreiben. Ein neuer Windpark solle in Zukunft den dazu notwendigen Strom liefern...

Es wurde auch darüber diskutiert ob Bürgerentscheide für Windkraft zu einem schnelleren Ausbau führen könnten. Micha Jost wies jedoch auch auf das Risiko hin, denn wenn die Bürger vorab nicht gut informiert würden, könne dieser Schuss nach hinten losgehen.

So seien in Baden-Württemberg in letzter Zeit zwei Windenergieprojekte durch Bürgerentscheide gescheitert, wo es genau an diesen sachlichen Informationen gefehlt habe. „Hier schlägt dann die Stunde der Populisten, die mit falschen Fakten Ängste in der Bevölkerung schüren“, so Jost.

Matthias Schimpf betonte auf Nachfragen, dass der Kreis die Errichtung von Windenergieanlagen unterstütze und auch die Möglichkeiten bekanntmache.

Allerdings müssten es die Kommunen wollen und die Planungen betreiben und die Eigentümer der Flächen müssten einverstanden sein. Die Energiegenossenschaft Starkenburg freue sich über Anfragen für neue Projekte.

Einig war man sich über die Notwendigkeit, möglichst breit und umfassend sachlich über die Möglichkeiten von Windenergieanlagen zu informieren.