10+1 Jahre Fairtrade-Stadt: Nablus Circus School zu Gast in Bensheim
BENSHEIM. - Seit 2011 trägt Bensheim offiziell das Siegel „Fairtrade-Stadt“. Das möchte die Stadt gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern feiern!
Am 24. September kommt daher die „Nablus Circus School“ aus Palästina über die KinderKulturKarawane nach Bensheim.
Dann bringen die ZirkusartistInnen aus Palästina am Wambolter Hof ihr zeitgenössisches Stück „Beeing Seen“ auf die Bühne, in dem sie ihren Alltag reflektieren und erforschen.
Die Nablus Circus School
1999, als die Gewalt und Unruhe vor der zweiten Intifada immer mehr zunahmen, reagierte eine Gruppe kreativer Jugendlicher darauf auf ganz unerwartete Weise: Sie nahmen Clownsnasen und verwandelten lokale Witze und Anekdoten in Clowns-Stücke.
Vor allem in den ärmsten und am stärksten benachteiligten Gebieten rund um Nablus führten sie Shows für Kinder auf. 2004 bildete die Gruppe die Organisation „Assirk Assaghir“ (Der kleine Zirkus).
Die jungen KünstlerInnen knüpften Kontakte zu europäischen Zirkuseinrichtungen, wodurch die Organisation Unterstützung in Ausbildung und Ausstattung erhielt und die Möglichkeit hatte, im Rahmen des kulturellen Zirkusaustauschs ins Ausland zu reisen.
Als die Gruppe ihre Talente in verschiedenen Zirkuskünsten weiterentwickelt hatte, begann sie, diese an palästinensische Kinder weiterzugeben. 2009 war die NABLUS CIRCUS SCHOOL das Ergebnis: ein Ort der Meinungsfreiheit, der Kreativität und der Freude für Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene.
Durch Zirkus und andere darstellende Künste will das Projekt Kindern und Jugendlichen einen sicheren, pädagogischen Raum bieten, wo sie ihre Kreativität entdecken und neue Fähigkeiten erlernen können.
Sie können dort Selbstvertrauen aufbauen und sich frei ausdrücken. Soziale Unterschiede spielen dort ebenso wenig eine Rolle wie das Geschlecht.
Die „Nablus Circus School“ betreut derzeit mehr als 100 SchülerInnen an seinem Standort in Nablus. Das Projekt erreicht mehr als 200 junge Menschen in Workshops außerhalb von Nablus und mehr als 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene besuchen jedes Jahr die Aufführungen. Die Gruppe ist nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2019 bereits das zweite Mal zu Gast bei der KinderKulturKarawane.
Aktuelle Produktion „Beeing Seen“
In dem zeitgenössischen Zirkusstück „Being Seen“ reflektieren und erforschen die ZirkusartistInnen aus Palästina ihren Alltag. So wird zum Beispiel der herausfordernde Wunsch einer jungen Frau geschildert, die ihr Leben der Zirkuskunst widmen möchte.
Zwischen Tradition und Instagram teilen die ehrgeizigen ArtistInnen Ansichten und reflektieren, wie die Gesellschaft sie sieht und wie ihre Eltern auf ihre Entscheidungen reagieren. Sie erzählen von Ängsten und Narben, aber auch ihren Träumen und Zielen.
Die KinderKulturKarawane
Seit mehr als 20 Jahren lädt die KinderKulturKarawane jedes Jahr Gruppen junger KünstlerInnen und AktivistInnen aus Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas nach Deutschland ein.
Die Gruppen stellen ihre künstlerischen Produktionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik und Zirkus in Schulen, Jugend- und Kulturzentren sowie auf Festivals vor. Sie geben Workshops, in denen sie kreative Methoden vermitteln.
Die jungen KünstlerInnen präsentieren in ihren Performances ihre Talente und thematisieren persönliche Erfahrungen und Probleme, die ihren Alltag beeinflussen. Die Produktionen stehen fast immer im thematischen Zusammenhang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen.
In ihren Projekten gewinnen die Jugendlichen über die künstlerische Arbeit neue Perspektiven und Selbstbewusstsein, um ihre Zukunft selbst zu gestalten.
Der Eintritt für die Veranstaltung am 24. September ist kostenlos. Die Feierlichkeiten zum Fairtrade-Jubiläum beginnen um 17 Uhr auf dem Wambolter Hof.
Bürgermeisterin Christine Klein und Dr. Thomas Götz, Sprecher der Fairtrade-Steuerungsgruppe Bensheim, werden die Gäste und ArtistInnen aus Palästina begrüßen, die im Anschluss ihre Produktion „Beeing Seen“ zur Aufführung bringen. Danach besteht um 18 Uhr bei einem „Come together“ die Möglichkeit zum Umtrunk und Austausch.
10+1 Jahre Fairtrade
Seit 11 Jahren ist Bensheim „Fair-Trade Town“: Damit verbunden ist die Verpflichtung, sich für einen fairen Handel unter Einhaltung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen auf der Welt einzusetzen.
In den vergangenen 11 Jahren trugen besondere Aktivitäten der Steuerungsgruppe „Fair Trade“ in Bensheim und dem Einzelhandel, der Gastronomie, den Kindergärten und den Vereinen dazu bei, bei der Beschaffung auf Produkte zu setzen, die ohne Kinderarbeit und unter Einhaltung von Sozialstandards sowie Berücksichtigung von Kriterien des Fairen Handels hergestellt werden.