Damit die Heilung nicht an der Medikamenten-Verpackung scheitert
Medizin vor Ort: „Gesunde Bergstraße – Medizin auf den Punkt“ + + + Professor Dr. Haefeli gibt bei Veranstaltungsreihe des Kreiskrankenhauses Bergstraße Tipps zur richtigen Einnahme von ArzneimittelnBERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - „Fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker“, den Hinweis kennt wohl jeder Patient. Professor Dr. Walter E. Haefeli fordert auf, ihn ernst zu nehmen und Ärzte und Apotheker beim Wort zu nehmen, mit diesen zu reden.
Und das nicht nur zu Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten, sondern auch wenn es Probleme mit der Einnahme gibt. Beispielsweise dann, wenn das Zäpfchen gar nicht erst aus der Verpackung zu bekommen ist oder die zu teilende Tablette nicht einfach zu teilen ist.
Fakt ist: Nur wenn Medikamente richtig eingenommen werden, können sie helfen, und nur dann kann eine Behandlung erfolgreich sein. Professor Dr. Haefeli ist Ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.
Er kennt Wirkungsweisen von Medikamenten bestens, und er weiß, welche Schwierigkeiten sich bei der Einnahme auftun können. Bei der jüngsten Veranstaltung „Gesunde Bergstraße – Medizin auf den Punkt“ gab der gebürtige Schweizer Tipps zum Umgang mit Arzneien.
Die Reihe „Gesunde Bergstraße“ wurde im Vorjahr vom Kreiskrankenhaus Bergstraße ins Leben gerufen. Leitende Ärzte aus dem Kreiskrankenhaus in Heppenheim und dem Heidelberger Uniklinikum, zu dem das Heppenheimer Haus gehört, sprechen über moderne Medizin: Prävention, Diagnosen und Therapien sind Themen.
Und, wie nun im Multimax der Karl-Kübel-Schule in Bensheim, auch praktische Hilfestellung gehört dazu. „Von der Kunst des Pillenschluckens – der Weg zur richtigen Medikation“ war der Abend betitelt.
Tatsächlich stellen Medikamente und/oder deren Verpackung nicht selten eine Herausforderung für Patienten dar, weil die richtige Einnahme zum Problem wird. Tabletten zum Beispiel.
Für viele ältere und kranke Menschen sind sie schwierig zu fassen und, wenn so verordnet, zu teilen; auch lassen sie sich oft nur unter Mühe aus dem Blister drücken.
Zudem gilt: Tabletten dürfen nur geteilt werden, wenn sie tatsächlich eine Bruchkerbe haben. Falls die Tabletten eine auffallend große Bruchkerbe haben, gibt es einen Trick: Tablette mit der flachen Seite auf den Tisch legen, sanft in die Kerbe drücken, schon gibt es - dank Kerbe - die gewünschten zwei Hälften oder vier Teile.
Und Säfte: Was tun, wenn die Flasche nicht aufzudrehen ist? Ein feuchtes Handtuch um den Verschluss wickeln, rät Professor Dr. Haefeli, so lässt sich dieser besser greifen.
Hat der Deckel aber eine Kindersicherung wird es richtig kompliziert. Kaum verwunderlich also, dass in Deutschland eine Vielzahl verschriebener Arzneimittel gar nicht eingenommen wird.
Der richtige Umgang mit Medikamenten und Verpackungen ist ein interessantes Thema, das zeigte Professor Dr. Haefeli auf. Manchmal bedarf es nur des richtigen Hangriffs, manchmal Fingerspitzengefühls, um Arzneien wie verordnet einnehmen zu können.
Hin und wieder können auch Werkzeuge aus dem Haushaltswarenladen helfen, Tücken von Verpackungen zu überwinden. Und beim Schlucken von Kapseln ist der Nick-Trick weiterführend: Kapsel in den Mund, Wasser in den Mund, die Kapsel schwimmt. Kopf nach vorne, die Kapsel schwimmt nach hinten in den Rachen.
Und Tabletten lassen sich mit einem kräftigen Schluck Wasser direkt aus einer PET-Flasche (statt aus einem Glas) oft viel leichter einnehmen.
Sind die Probleme nicht mit Haus- oder Hilfsmitteln zu lösen, sind Arzt oder Apotheker der richtige Adressat: Sie können ggf. ein anderes Medikament mit den gleichen Wirkstoffen empfehlen.
Auch muss bei Arzneien die richtige Dosierung gesichert sein. Wer zum Beispiel ein Heilpflaster falsch handhabt, läuft Gefahr, dass dies nicht oder nicht ausreichend wirkt oder aber eine Übermedikation droht.
Zugleich gilt: Grundvoraussetzung einer zielführenden Behandlung ist ebenso wie der richtige Umgang mit den Medikamenten ein funktionierender Dialog zwischen Arzt und Patient.
Will heißen: Es ist am Arzt, dem Erkrankten klar zu machen, warum eine bestimmte Therapie sinnvoll ist, und der Patient muss sagen, wenn es für ihn Unklarheiten gibt oder er die angestrebte Behandlung nicht möchte.
Alsdann liegt es am Apotheker dem Patienten das richtige Medikament zu geben und über die Anwendung zu informieren. Auch hier sollte der Erkrankte immer nachfragen, wenn sich Unklarheiten auftun.
Flankiert wurden die Ausführungen vom Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses Bergstraße und Chefarzt der Inneren Medizin II/Kardiologie, Privatdozent Dr. Wolfgang Auch-Schwelk, sowie dem Chefarzt der Inneren Medizin I/Gastroenterologie, Privatdozent Dr. Uwe Seitz.
Auch sie unterstrichen im Schulterschluss mit Professor Dr. Haefeli die Wichtigkeit der richtigen Einnahme von Medikamenten.
Weitere Informationen zum Thema
Weitere Informationen und praktische Tipps zur Einnahme von Medikamenten gibt es im Internet unter www.klinikum.uni-heidelberg.de/klinpharm im Download-Bereich der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie.
Das Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de
Partner der Veranstaltung
Die Reihe „Gesunde Bergstraße – Medizin auf den Punkt“ veranstaltet das Kreiskrankenhaus Bergstraße gemeinsam mit dem „Starkenburger Echo“, der in Heppenheim ansässigen Zeitung der Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM). Echo-Redaktionsleiter Tim Maurer moderiert die Abende.
Vorschau
Fortgesetzt wird die Reihe „Gesunde Bergstraße – Medizin auf den Punkt“ im kommenden Jahr. Thema zum Auftakt am 4. Februar (Dienstag) ist die Darmgesundheit.
Es spricht Privatdozent Dr. Uwe Seitz, Chefarzt der Inneren Medizin I/Gastroenterologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim. Die Veranstaltung ist im Multimax der Karl-Kübel-Schule in Bensheim, Berliner Ring 34-38, Beginn 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.