Geburtshilfe: Sanft und sicher
Hebammengeleiteter Kreißsaal am Kreiskrankenhaus Bergstraße findet viel Zuspruch + + + Erweiterung des Spektrums in der Geburtshilfe übertrifft Erwartungen + + + Angebot mit überregionaler Bedeutung + + + Positive Bilanz am Ende des ersten JahresKREIS BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Dass das Projekt viel Aufmerksamkeit bekommt, war absehbar. Dass der Zuspruch aber so groß sein würde, wie er nun ist, war nicht abzusehen.
Zu Beginn dieses Jahres ist am Kreiskrankenhaus Bergstraße der hebammengeleitete Kreißsaal, kurz Hebammenkreißsaal, an den Start gegangen. Jetzt, zum Jahresende zeigt sich, dass die Erwartungen bei weitem übertroffen werden.
Die Idee des Hebammenkreißsaals, gebären ganz nah an der Hausgeburt, ganz nah an der natürlichen Geburt (physiologische Geburt/en), aber immer mit der Sicherheit eines Krankenhauses im Hintergrund plus intensiver Gespräche vorab, stößt bei werdenden Eltern über die Region hinaus auf Interesse.
Bislang gibt es in Deutschland lediglich 19 Kliniken, die ein solches Konzept umsetzen. Das Kreiskrankenhaus ist im Kreis Bergstraße plus weitgestecktem Umfeld die einzige. Wobei der hebammengeleitete Kreißsaal eine Ergänzung im Spektrum der Geburtsmöglichkeiten in dem Haus im Südwesten Heppenheim ist.
„Die Resonanz hat unsere Erwartungen überstiegen“, bilanziert Alexandra Daum die ersten Monate im Hebammenkreißsaal in Heppenheim. Die Hebamme hat das Projekt von den ersten Überlegungen bis zur Umsetzung geleitet und ist heute noch zuvorderst mit in der Verantwortung.
Bald sechzig Kinder sind bislang im hebammengeleiteten Kreißsaal des Kreiskrankenhauses Bergstraße zur Welt gekommen. „Das ist fast das Doppelte von dem, was uns prognostiziert wurde“, sagt Daum. Die Prognosen beruhten auf Erfahrungen andernorts.
Eine gleichfalls positive Bilanz des ersten Jahres ziehen die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe des Kreiskrankenhauses, Dr. Ursula Hurst, sowie Pflegedienstleiterin Christine Faschingbauer. Auch sie haben das Projekt von Anfang an gefördert und sind heute mitverantwortlich für den Bestand.
Dr. Hurst spricht in einer aktuellen Standortbestimmung von „einer erfreulichen Entwicklung“. Und die strahlt auf die gesamte Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus aus. Diese profitiere an vielen Stellen von der Rückbesinnung auf die physiologische Geburt und deren Kerngedanken.
Letztlich ist die Idee des Hebammenkreißsaals ein Zurück zur Natürlichkeit des Gebärens. Das heißt - unter anderem - der Verzicht der Mutter auf Schmerzstiller, und es ist das Bestreben, Mutter und Kind im Kreißsaal die Zeit zur Geburt zu belassen, die die Natur vorgibt, nichts zu beschleunigen.
„Das ist es, was viele Frauen wollen“, sagt Christine Faschingbauer mit Blick auf ihre Erfahrung aus dem Krankenhausalltag und die Rückmeldungen von Müttern.
Bei der Geburt selbst, auch wenn diese sich über Stunden erstreckt, stehen vom ersten Moment an erfahrene Hebammen den werdenden Müttern zur Seite. Ärzte bleiben außen vor, sind aber bei Bedarf sofort zur Stelle.
Ein Wechsel zur klassischen Krankenhausgeburt ist, wenn medizinisch geboten, somit jederzeit möglich, ebenso wenn die Gebärende doch ein Schmerzmittel möchte.
Einhergehend mit dem Hebammenkreißsaal und der stärkeren Gewichtung der physiologischen Geburt hat sich auch der normale Krankenhausbetrieb verändert: Das Team der Geburtshilfe ist enger zusammengerückt, resümiert Dr. Hurst.
Eltern berichten Eltern
Dass vor allem die Mundpropaganda unter jungen Eltern dem Angebot des hebammengeleiteten Kreißsaals den Zuspruch bringt, stimmt Projektleiterin, Chefärztin und Pflegedienstleiterin besonders zufrieden.
Der Einzugsbereich ist auf der Landkarte Südhessen/Nordbaden/Rheinland-Pfalz weit zu markieren, er reicht von Mannheim, Worms und Darmstadt bis hinein in den Odenwald, dort bis Erbach und Otzberg.
Als erfreulich werten Dr. Ursula Hurst, Christine Faschingbauer und Alexandra Daum zudem, dass die Zahl der Kaiserschnitte bei gleichzeitig steigenden Geburtenzahlen im Haus deutlich rückläufig ist. Auch das ist dem Bewusstseinswandel zu verdanken, der das gesamte Team seit Jahresbeginn prägt.
Und noch ein positiver Effekt sei zu nennen: Das Konzept des hebammengeleiteten Kreißsaals bringt Hebammen zurück zum eigentlichen Kern ihres Berufs, entsprechend groß ist das Interesse sowohl bei jungen wie bei erfahrenen Hebammen an der Arbeit am Kreiskrankenhaus.
Die Idee findet somit an vielen Stellen Zuspruch, die intensive Vorbereitungsphase - rund ein Jahr - war gut investierte Zeit. „Es ist eine Erfolgsgeschichte“, fasst Dr. Hurst die Gesamtbetrachtung zusammen – jetzt gilt es, diese fortzuschreiben.
Das Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de