Gertrud-Eysoldt-Ring wird erneut nicht im März verliehen
Sandra Hüller und Florian Fischer müssen weiter auf ihre Auszeichnungen wartenBENSHEIM. - Fehlende Planungssicherheit im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hat die Stadt Bensheim veranlasst den für März dieses Jahres avisierten Termin für die Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings in Abstimmung mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste erneut abzusagen.
Der 20. März 2021 war als Tag der Verleihung vorgesehen, nachdem die Veranstaltung im Vorjahr coronabedingt schon zweimal abgesagt werden musste.
Der für Herbst vorgesehene ursprüngliche erste Ersatztermin für die im März 2020 abgesagte Veranstaltung musste wegen Corona erneut abgesagt werden.
Auszeichnungen sobald der Verlauf der Pandemie eine konkrete Planung zulässt
„Sobald der Verlauf der Pandemie eine konkrete Planung zulässt, wird erneut in Abstimmung mit der Akademie ein neuer Termin ins Auge gefasst“, verlautet aus der Stadtverwaltung.
Sponsoren und Vertragspartner wurden von der Entscheidung bereits in den vergangenen Tagen unterrichtet.
Aktuell ausgezeichnet werden soll für ihre Rolle als Hamlet am Schauspielhaus Bochum mit dem von Wilhelm Ringelband gestifteten Preis die Schauspielerin Sandra Hüller.
Für seine Inszenierung „Operation Kamen“ am Staatsschauspiel Dresden in Kooperation mit dem Archa Theater Prag ist die Ehrung mit dem Regiepreis für Florian Fischer vorgesehen.
Hüller trat ins Rampenlicht durch ihre Hauptrolle im Kinofilm „Toni Erdmann“, der für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war.
Wilhelm Ringelband lebte in Bensheim-Aurbach
Wilhelm Ringelband, Journalist und Theaterkritiker, lebte in Bensheim und hatte in seinem Testament einen Schauspielerpreis mit dem Namen seiner Lieblingsschauspielerin verfügt.
Seit 1986 erhalten Schauspieler für herausragende Leistungen diesen mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis >Gertrud-Eysoldt-Ring<, der normalerweise alljährlich im Frühjahr in Bensheim verliehen wird.
Große Schauspieler tragen den >Gertrud-Eysoldt-Ring<
Cornelia Froboess, Ulrich Mühe, Martin Wuttke, Corinna Harfouch, Josef Bierbichler, Hans-Michael Rehberg, Ulrich Matthes, Tobias Moretti, Nina Hoss, Klaus Maria Brandauer, Wolfram Koch, Sophie Rois und Charly Hübner, um nur einige der Preisträger zu nennen, sind stolze Besitzer des >Gertrud-Eysoldt-Ring<.
Mit diesen klangvollen Namen und dem Stifter Wilhelm Ringelband verbindet sich unweigerlich auch der Name des Bensheimer „Urgesteins“ Fritz Dorsheimer. In einem Beitrag über Dorsheimer titelte Deutschlands größte Boulevardzeitung im Sommer 2019 >Der Herr der Ringe<.
Goldschmiedemeister Fritz Dorsheimer gestaltet den Ring
Angelehnt an den seit 1986 jährlich im Gedenken an Gertrud Eysoldt vergebenen Theaterpreis >Gertrud-Eysoldt-Ring<, wurde Fritz Dorsheimer, dem Gestalter des begehrten Preises, dieser „Titel“ verliehen.
Damit wird das Blatt dem Bensheimer Goldschmiedemeister und Juwelier, an anderer Stelle auch als >Held der Arbeit< bezeichnet, jedoch nur unzureichend gerecht, sind doch die künstlerischen Fähigkeiten des Bensheimer Kreativkünstlers auf lokaler Ebene weit über den Eysoldt-Ring hinaus höchst gefragt.
Seit 1983 ist der Edelmetall-Künstler immer dann eingebunden, wenn für die Bergsträßer Wein- und Blütenhoheiten Krönchen zu entwerfen und anzufertigen sind.
Sowohl die Amtskette der Bensheimer Bürgermeisterin als auch der Schlüssel der >Fraa vun Bensem<, wie viele weitere Schmuckstücke, entstammen Dorsheimers Kreativwerkstatt, die seit 1980 in der unteren Hauptstraße angesiedelt ist.
Amtsketten des Karnevalvereins >Grieseler Funken<, der Bensheimer Karnevalgesellshaft und des Kiwanis-Clubs Bensheim zählen ebenfalls zu seinen Kreationen.
Mit dem Stifter persönlich bekannt
Und darüber hinaus schließt sich mit dem Gestalter des >Gertrud Eysoldt-Rings< ein weiterer Ring: Fritz Dorsheimer, der zunächst den Beruf des Werkzeugmachers erlernt hatte, war mit dem Stifter des Eysoldt-Rings Wilhelm Ringelband persönlich bekannt.
Im Auftrag von Ringelbands Freund, dem Bensheimer Buchhändler und Büromaschinenhändler Erich Klose, reparierte Dorsheimer wiederholt Wilhelm Ringelbands Schreibmaschine und erinnert sich:
Ringelbands Büro lag im ersten Stock seines Hauses in der Auerbacher Jahnstraße. Die Treppe zum Zielort war äußerst beengt, stapelten sich doch fast auf jedem Tritt immens viele Zeitungen mit zahllosen Beiträgen des Journalisten.
Wilhelm Ringelband und Gertrud Eysoldt auf Distanz verbunden
Der vermögende Wilhelm Ringelband war in den Nachkriegsjahren für mehr als 50 Zeitungen als Theater- und Filmkritiker tätig und bewahrte alle seine Beiträge auf. Bei den Schauspielern Inge Meysel, Hildegard Knef, O.W. Fischer und Volker Schlöndorf genoss Ringelband höchstes Ansehen.
Ringelbands eigene Präferenz galt der Max-Reinhardt-Schauspielerin Gertrud Eysoldt (1870 bis 1955). Die Verbundenheit beschränkte sich jedoch jahrelang ausschließlich auf eine intensive Brieffreundschaft. Beide sind sich nie persönlich begegnet. Gleichwohl war die Schauspielerin eine entscheidende Ratgeberin für Wilhelm Ringelbands Arbeiten.
Ringelband hinterließ nach seinem Tod am 11. Oktober 1981, nur wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag, ein beträchtliches Vermögen. Strikte testamentarische Auflage für die Erbin war unter anderem, dass zu Ehren von Gertrud Eysoldt künftig ein Schauspielpreis mit ihrem Namen zu vergeben ist.
Bensheim kam erst als dritte Stadt zum glücklichen Erbe
Alleinerbin seines Vermögens war seine Geburtsstadt Frankfurt, die jedoch aufgrund der komplizierten Bedingungen des 19 Seiten umfassenden Testaments ebenso ablehnte, wie die Stadt München, die als mögliche zweite Erbin benannt war.
In der Folge kam seine Wahlheimat Bensheim als Alleinerbin zum Zuge. Glücklicherweise bewies der damalige Bürgermeister Georg Stolle einmal mehr Weitblick, und nahm das Testament für die Stadt nach ausgiebiger Prüfung der Durchführbarkeit an.
Zum 60. Geburtstag von Wilhelm Ringelband hatte ihm die Stadtverordnetenversammlung die Ehrenplakette der Stadt Bensheim zuerkannt. Dieser Ehrung kam jedoch der Tod Ringelbands zuvor. Heute erinnert im Bensheimer Wohngebiet Kappesgärten noch ein Weg an den großzügigen Stifter des Gertrud-Eysoldt-Rings.