Großer Hilfstransport rollte von Bensheim ins Katastrophengebiet
Bensheimer Christen danken zahlreichen Firmen und Helfern für eine „tolle Spontanhilfe“, die mithalf großes Leid zu lindernBENSHEIM / BAD BREISIG. - Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen. Hilfe war angesagt. Und die kam auch aus dem hessischen Bensheim.
Hier fanden zahlreiche Helfer zu Beginn der vergangenen Woche kräftige Unterstützung bei Firmen wie DM, OBI, Kellgas (alle in Bensheim) oder der Stadthaus-Apotheke Lorsch, um nur einige der Hilfswilligen zu nennen.
Am Mittwoch-Vormittag wurde abschließend noch einmal Rücksprache mit der Einsatzleiterin in Bad Breisig gehalten. „Können wir noch irgendetwas Konkretes sammeln?“, fragte die Koordinatorin für die Sammlung am Telefon.
„Sie können wünschen was Sie benötigen, wir versuchen es dann zu liefern“, schlug sie vor. „Ihr Angebot ist für die Menschen hier wie Weihnachten“, antwortete Marion Götte vom zuständigen Amt in Bad Breisig.
39 Campingkocher und Hunderte von Gaskartuschen gingen nach Bad Breisig
„Wir haben noch ganze Straßenzüge, die von der Gasversorgung komplett abgeschnitten sind. Wenn Sie Campingkocher und vor allem Gaskartuschen liefern könnten, wäre das für uns das Allergrößte.“
Dank einer Presseveröffentlichung, die am gleichen Morgen mit einer Handynummer für die Aktion Werbung machte, konnte der Bedarf an Gaskochern noch großräumig kommuniziert werden, sodass schließlich am späten Nachmittag das erste Transportfahrzeug mit 39 Campingkochern und Hunderten von Gaskartuschen den Hof Richtung Bad Breisig verließ.
Obwohl der Obi-Baumarkt in Bensheim die Regale schon aus Eigeninitiative für die Fluthilfe geräumt hatte, wurde auch von diesem Unternehmen noch eine großzügige Spende an Gaskochern gewährt.
Zudem gab die Firma Kellgas für weitere Kartuschen sehr entgegenkommenden Rabatt, um den Kochern auch eine lange Brenndauer zu gewähren.
Insbesondere die Gaskocher und Kartuschen wurden dann im Verteilerzentrum in Bad Breisig mit großer Freude aufgenommen. Sofort verließen die ersten Brenner die Halle, um direkt zu den Menschen in Not gebracht zu werden.
Gemeinde Bad Breisig organisierte eine provisorische Versorgung
Organisiert wurden die Hilfsmaßnahmen zuvor von der freien evangelische Gemeinschaft Bergstraße in Bensheim. Diese hatte Kontakt ins Katastrophengebiet nach Bad Breisig hergestellt.
Die Gemeinde Bad Breisig hatte eine provisorische Versorgung in die am schlimmsten betroffenen Gebiete der Umgebung gestartet, da die Hilfe von Bund und Ländern zunächst Anlaufzeit benötigte.
Zu diesem Zweck baten sie um Sachspenden und nannten zunächst vor allem Wasser, Babynahrung, Windeln sowie Hygieneartikel als primäre Notwendigkeit, da es vordergründig darum ging, das Überleben der Menschen zu sichern.
Eile war angesagt: Werbung zunächst über Verteiler der Kirchengemeinden
Eile war angesagt und so wurde die Aktion zunächst über die Verteiler der Kirchengemeinden bekannt gemacht und verbreitete sich rasend schnell auf den sozialen Kanälen.
Auch größere Einrichtungen, Geschäfte, Praxen und sogar der Landrat warben für die Aktion. Obwohl nur sehr kurzfristig – exakt ein Tag vorher – Werbung gemacht werden konnte, fand ein eifriges, freiwilliges Helferteam zusammen.
Die Basis der Aktiven und möglichen Helfer und Spender wurde insoweit noch verbreitert, als das Netzwerk „Christen an der Bergstraße“ eingebunden wurde.
Über dieses Netzwerk, welches sich aus sechs freien evangelischen Gemeinden an der Bergstraße zusammensetzt, startete am Montag der vergangenen Woche die Sammelaktion. An zwei Tagen konnten die konkret aufgelisteten Sachspenden von 13 bis 16 Uhr bei der Sammelstelle in Bensheim abgegeben werden.
Hohe Spendenbereitschaft der Bevölkerung
An beiden Tagen gab es hohen Zulauf. Viele Fahrzeuge fuhren an der Ladestation vor, es wurde die Anlieferung unglaublich vieler Waren in großen Mengen abgewickelt, die den großzügigen Gemeindesaal der Freien evangelischen Gemeinschaft in der Lilientalstraße füllten.
Manche Familien hatten ihren kleinen Familientransporter bis unter das Dach beladen, andere Menschen fuhren mit ihrem Fahrrad viele Kilometer, um rechtzeitig eine Sachspende abliefern zu können.
Viele Menschen schoben den Abgabetermin zwischen ihre Arbeitszeiten oder opferten ihre Freizeit und ihr Budget, um die Aktion zu unterstützen. Eine Physiopraxis brachte sogar ein Fahrzeug voller Waren, die sie mit ihren Kunden gesammelt hatten. Manche Leute blieben spontan zum Helfen, weil sie den Bedarf erkannten.
Zahlreiche Firmen unterstützten die Hilfsaktion
Mehrere Bensheimer Firmen unterstützten die Aktion in vorbildlicher Art und Weise. Am Drogeriemarkt DM in Bensheim durfte sogar mit Flyern geworben werden. Kundinnen und Kunden konnten Waren von der Liste einkaufen und sie in die bereitgestellten Einkaufswagen legen.
Auch eine Lagerfläche für größere Mengen wurde zur Verfügung gestellt und das Mitarbeiterteam schob abschließend manche Wagen voller Einkäufe persönlich zum Verladen vor den Anhänger. Innerhalb von vier Stunden kamen so Sachspenden zusammen, die einen mittleren Autoanhänger mit Plane befüllten.
Flexibles Helferteam
Die Stadthaus-Apotheke in Lorsch erfuhr bei einem größeren dreistelligen Betrag an der Kasse, der für Medikamente entstanden war, von der Aktion und spendete spontan die gesamte Lieferung.
Das Helferteam in Bensheim war indessen sehr flexibel aufgestellt. Spender wurden begrüßt und registriert, Waren wurden angenommen und nach Themen sortiert.
Neben einem festen Organisationsteam, welches an beiden Tagen die Stellung hielt, kam am zweiten Tag ein Logistikfachmann, um die Waren über Excel zu listen und mit einem mobilen Drucker für die Fahrzeuge bereitzustellen.
Fünf voll bepackte Fahrzeuge mit Anhängern fuhren ins Krisengebiet
Besonders die vielen spontanen Helfer/innen am zweiten Tag sortierten die Spenden in Boxen, verpackten und beschrifteten sie für den Transport. Viele Hände machten das fast Unmögliche in kürzester Zeit möglich.
So konnten am Dienstag und Mittwoch insgesamt fünf Fahrzeuge, teilweise Transporter mit großen Anhängern, befüllt und direkt in das Krisengebiet gesendet werden.
„The Real Life Guys“ packten spontan mit an
Dort wurden die Waren mit Freude aufgenommen. Ein besonders großer, zweiachsiger Anhänger fand zunächst keinen Fahrer, aber als besonderes Bonbon erklärten sich spontan „The Real Life Guys“ dazu bereit, nicht nur den Anhänger zu fahren, sondern auch noch sämtliche Waren, die bisher nicht verladen werden konnten, in ihren Bus zu verfrachten und mitzunehmen.
Die in Bickenbach verwurzelten „The Real Life Guys“, bestens bekannt mit ihrem Youtube-Kanal, gliederten sich so nahtlos in die Helfergruppe ein und ermöglichten sogar, dass selbst die letzten Waren aus der Spendensammlung am Mittwoch noch in Bad Breisig abgeliefert werden konnten.
Dank an alle Unterstützer und das Helferteam
Besonders dankbar izeigte sich das Koordinationsteam in Bad Breisig für die präzise Benennung und Beschriftung der Waren aus Bensheim und die zielgenaue Bedarfsdeckung. Allen Bürgerinnen und Bürgern, dem Helferteam sowie allen Firmen, die diese Sachspendenlieferung unterstützt haben, gilt ein herzliches Dankeschön.
Das Netzwerk „Christen an der Bergstraße“ indes freut sich auch besonders über die glückliche Zusammenfügung sehr vieler Faktoren, die diese Aktion begünstigt und beflügelt haben.
„Zufall? Wohl kaum“, schmunzelt Organisator Frank Hussmann. Die Aktion wurde „von Oben“ unterstützt. „Unser Dank, aber auch unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den Menschen, die so schwer von der Katastrophe getroffen wurden.“