Wachsam gegen Windindustrie im Odenwald
OBERZENT. - Mit der aktuellen Entwicklung der Planungen für Windindustrieanlagen im Stadtgebiet Oberzent bei Rothenberg und auf dem Finkenberg befassten sich die Akteure der Bürgerinitiative Gegenwind Beerfelden-Rothenberg in ihrer jüngsten Sitzung.
Eine besondere Rolle spielte dabei die gerade ausgelaufene Offenlegung des Bauantrages der Firma JUWI, Wörrstadt, für drei 240 m hohe Rotoren im Katzenwinkel bei Etzean und Airlenbach.
Nun haben die Bürger die Möglichkeit zu den umfangreichen Planunterlagen ihre Stellungnahme abzugeben. Dies ist direkt beim Regierungspräsidium in Darmstadt möglich.
Die Einwendungen werden schließlich ab dem 1. Dezember in einer öffentlichen Veranstaltung in der Alten Turnhalle in Beerfelden erörtert.
Die Bürgerinitiative hofft, dass viele Mitbürger von ihrem Einspruchsrecht Gebrauch machen und ihre Stellungnahme rechtzeitig vor dem 13. November abgeben.
Die ablehnende Haltung der Bürgerinitiative, die auch auf ihrer Webseite zu finden ist, richtet sich sowohl gegen die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Zerstörung des Natur- und Landschaftsraums als auch um die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen durch Infraschall und Grundwassergefährdung.
Sie beanstanden mangelnde Visualisierung der Sichtbarkeit und Fernwirkung der hohen Windräder über dem Wald und Mängel in der Darstellung des Artenschutzes.
Der ökologische Nutzen des Kulturwaldes mit seiner Bindung von CO2 und der Produktion von Sauerstoff und seine Funktion für die Naherholung müsse in Relation zur Rodung für Windindustrie hoch bewertet werden.
Ohne Wald kein Klimaschutz, stellen die Vertreter der Bürgerinitiative fest.
Zwar sind von den ursprünglich fünf Rotoren zwei nicht mehr im Bauantragsverfahren, weil es erhebliche Widersprüche sowohl aus der Bürgerschaft als auch von den Vertretungskörperschaften der Stadt Oberzent gegeben hat und die beiden siedlungsnahen Standorte nicht mehr im Regionalplan Südhessen vorgesehen sind.
Neben allen Aspekten der Beeinträchtigung des Lebensraumes im waldreichen Stadtgebiet kritisieren die Akteure in der Bürgerinitiative die von Regierungspräsidentin Lindscheid in einem Interview in der FAZ am 01.12.2018 wörtlich geäußerte Regierungsabsicht:
„Die Konzentration von Anlagen in besonders für Windkraft geeigneten und weniger dicht besiedelten Gebieten wie dem Mittelgebirge Odenwald muss verständlicherweise über den hessenweit verbindlichen 2-Prozent-Ziel liegen.“
Die Rotoren bei Etzean schaffen keinen einzigen Arbeitsplatz im ländlichen Raum und vermitteln keinen Wertausgleich für die Nachteile und Schäden, die durch den Bau mit riesigen Betonfundamenten, den Wegebau für den Schwerlastverkehr und die Netzinfrastruktur mit Leitungswegen und Umspannwerk am Schnappgalgen verursacht werden, schreibt die BI.
„Stattdessen dient die Stromerzeugung der Aufrechterhaltung der Netzspannung für die Großverbraucher im Ballungsraum und in den Großstädten, wo keine Windräder entstehen und kein Windstrom erzeugt wird.
Der Odenwald wird als Standort zum Energie-Dienstleister für die Ballungsräume ohne Wertausgleich.“
Fotomontagen: Evi Schwöbel