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Bensheim hat ein funktionierendes Sirenen-Netz

Bundesweiter Warntag am Donnerstag, 12. September: in Bensheim sollen zeitnah alle Sirenen modernisiert werden, nachdem bisher bereits zwei auf die neuste Elektronik umgestellt sind. Foto: Pressedienst Bergstraße

BENSHEIM. - Es ist ein gewollter Stresstest für die Alarmierungskette: Beim bundesweiten Warntag beschallen im Optimalfall viele Sirenen die Städte und Gemeinden. Eingebunden sind darüber hinaus Warn-Apps und das Radio.

Am Donnerstag, 12. September, wird um 11 Uhr nun der nächste Test unternommen, initiiert vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie von den Innenministerien der Länder. Gegen 11.45 Uhr erfolgt, ebenfalls akustisch, die Entwarnung.

In Bensheim gibt es ein von der Feuerwehr erarbeitetes und durch die Stadtverordnetenversammlung verabschiedetes Sirenen-Konzept. Es sieht vor, dass die alten Motorsirenen, die mit einem Ventilator laufen, durch eine elektronische Variante ersetzt werden.

Diese haben eine bis zu einem Drittel größere Reichweite, funktionieren dank eines Akkus auch bei Stromausfall noch 72 Stunden bei zehn Alarmierungen und ermöglichen individuelle (und somit bei Bedarf mehrsprachige) Ansagen. Außerdem können damit sämtliche Warnsignale abgespielt werden.

An zwei Standorten ist der Austausch mittlerweile erfolgt: Auf dem Parkhaus Süd sowie am Feuerwehrstützpunkt in der Robert-Bosch-Straße. 25 weitere Neuanschaffungen sollen in den nächsten Jahren die alten Anlagen ablösen.

Die Mittel im Haushalt sind vorhanden. Die wie bisher 27 Sirenen reichen künftig aus, um das komplette Stadtgebiet inklusive der jüngeren Neubau- und Gewerbegebiete abzudecken.

Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn wäre mit dem Projekt gerne schon weiter vorangekommen. Allerdings hängt der Zeitplan stark von der Verfügbarkeit der Fachfirmen ab, die deutschlandweit stark gefragt sind und noch immer volle Auftragsbücher haben. Bis 2028 soll nach jetzigem Stand die Umstellung nach Möglichkeit abgeschlossen sein.

Zweite Herausforderung bei den Sirenen: Die Umrüstung der Steuergeräte auf den Digitalfunk Tetra. 27 Steuergeräte hat die Feuerwehr angeschafft. Die Feuerwehr hat ihre Hausaufgaben mit Weitblick bereits erledigt. Eingebaut sind die Teile jedoch noch nicht.

„Es ist ein aufwendiges Genehmigungsverfahren dafür notwendig“, so Karn. Bensheim ist nicht die einzige Kommune, die einen Antrag beim Land eingereicht hat und hängt in der Warteschleife. Hinzu kommt: Auch für den Einbau braucht es Fachfirmen, die allesamt gut ausgelastet sind.

„Dem Ausbau des Katastrophenschutzes wurde in Deutschland nicht zuletzt seit der Katastrophe im Ahrtal und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wieder ein höherer Stellenwert eingeräumt – was zu einer erhöhten Nachfrage und längeren Wartezeiten führt.

In Bensheim haben wir den Fokus darauf nie verloren, weshalb wir uns im Vergleich zu anderen Kommunen in einer besseren Ausgangslage befunden haben“, erläutert Bürgermeisterin Christine Klein.

„Wir haben ein funktionierendes Sirenen-Netz“, betont auch der Stadtbrandinspektor. Wie laut und durchdringend es in Bensheim am Donnerstag allerdings schallt, muss abgewartet werden. Der Grund sind die analogen Empfänger.

Darin sind normalerweise drei Platinen verbaut, die anlassbezogen mit dem entsprechenden Warnton angesteuert werden können: Warnung der Bevölkerung, Feueralarm und Entwarnung. In den analogen Bensheimer Steuergeräten ist jedoch nur noch die Platine für den Feueralarm vorhanden.

„Die anderen beiden wurden vor langer Zeit ausgebaut. Warum, das lässt sich nicht mehr rekonstruieren“, erklärt Karn. Und eine Nachrüstung ist nicht mehr möglich, weil die Teile nicht mehr hergestellt werden.

Heißt in der Praxis: Beim Warntag kann maximal der Feueralarm zu hören sein, ansonsten bleiben die Sirenen am 12. September stumm.

Einzige Ausnahme bildet die Sirene in Langwaden. Dort sind alle drei Platinen vorhanden, weil der Stadtteil im Warnkreis des ehemaligen Atomkraftwerks Biblis liegt.

Aber selbst, wenn nicht alle Anlagen nicht loslegen wie gewünscht: Die Feuerwehr hat für die Zukunft vorgesorgt. Eben weil man sich mit der Thematik schon seit einigen Jahren intensiv beschäftigt und in Bensheim, im Gegensatz zu anderen Kommunen, die Sirenen vor Jahren nicht einfach abgebaut wurden.

Beim Warntag bittet der Stadtbrandinspektor um Verständnis, wenn es stiller bleibt als erwartet. Die Gründe sind den Verantwortlichen bekannt, zusätzlicher Handlungsbedarf besteht nicht.

„Wir sind grundsätzlich gut gerüstet und können die Bevölkerung im Katastrophenfall alarmieren. Das ist das Wichtigste.“ Für die Umrüstung auf den Digitalfunk und die Umstellung auf elektronische Sirenen sind die Weichen gestellt.

Wer sein Smartphone als Katastrophen-Warner einsetzen möchte, kann auf spezielle Apps zurückgreifen – darunter die kostenlose Hessen-Warn-App.

Als Kompass-Kommune schaltete die Stadt Bensheim zudem das eigene Modul „Bensheim-City“ in der App auf: Durch diese Schnittstelle ist sichergestellt, dass auch in Bensheim wichtige regionale Informationen über Ereignisse innerhalb kürzester Zeit als Push-Nachricht auf dem Smartphone zur Verfügung stehen.

Die Hessen-Warn-App ist im App Store (iPhone) oder Google Play Store (Android Phone) verfügbar. Anschließend kann das Themenabo „Bensheim-City“ auf das Smartphone heruntergeladen werden.