Bensheimer Doppel-Weltmeister trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein
BENSHEIM. - Die „härtesten 400 Meter der Welt“ hat Sven Bornert schon mehrfach erfolgreich absolviert. Aber nicht einfach nur absolviert: Der Schanzenläufer hat zwei Weltmeister-Titel in seiner Altersklasse geholt – und sich damit seinen Platz im Goldenen Buch der Stadt mehr als verdient.
Am Montag verewigte sich der junge Bensheimer in der städtischen Sammlung und befindet sich nunmehr in bester Gesellschaft. Die Liste der internationalen Prominenz aus Politik, Sport und Kultur füllt schließlich viele Seiten, mit Silvia von Schweden befindet sich sogar eine Königin darunter.
„Aber einen Schanzenläufer hatten wir noch nicht“, betonte Bürgermeisterin Christine Klein im Magistratssaal des Bensheimer Rathauses. Vor der Leistung des 31-Jährigen habe sie den allergrößten Respekt. „Das ist der absolute Wahnsinn“, so die Rathauschefin.
Wo Skispringer nach unten segeln, klettert Bornert nach oben – teilweise im „Allradantrieb“, wie er es nennt, auf allen Vieren. Bei einer Steigung von bis zu 75 Prozent ist das kaum vorstellbar, so Klein.
Seit 2019 bezwingt der Ausdauersportler europaweit Skisprungschanzen. Nach seiner Teilnahme am Frankfurt-Marathon suchte er neue Herausforderungen – und landete beim Schanzenlauf. Seitdem geht es für ihn hoch hinaus.
Nach der Premiere in Titisee-Neustadt ging es über Planica (Slowenien) nach Courchevel in Frankreich. Dort stand noch zu Corona-Zeiten die WM-Qualifikation an. „Wobei das gar nicht mein Ziel war“, kommentierte Bornert rückblickend. Zumal die Höhenluft auf 1680 Metern eine echte Herausforderung darstellte.
Im Ziel oben am Schanzenkopf unterbot er die geforderte Zeit um 15 Sekunden und löste das Ticket nach Innsbruck. Auf der Bergisel-Schanze „habe ich das bisher beste Rennen meines Lebens abgeliefert“.
Er trotzte 2022 der „brutal steilen Anlaufspur“, ließ der Konkurrenz keine Chancen und sicherte sich in seiner Altersklasse den WM-Pokal. Die Titelverteidigung vor einem Jahr in der Slowakei war schließlich „ein absoluter Traum“. Wieder ging es 400 Meter steil nach oben, wieder konnte niemand mithalten.
Nicht nur auf der Schanze geht es für Bornert übrigens steil nach oben. Auch bei den Europameisterschaften im Treppenlauf in der Schweiz im vergangenen Jahr machte er nach 4261 Stufen und Platz fünf eine erstklassige Figur.
„Ich finde es toll, mit welcher Energie, Euphorie, Disziplin und Willensstärke Sie Ihrem Sport nachgehen“, würdigte Christine Klein das Engagement von Sven Bornert. Kraft und Ausdauer holt er sich dabei vor allem bei Trainingsfahrten auf dem Mountainbike im Odenwald und in den Alpen.
Außerdem spielt er noch Badminton beim TV Bensheim und fungiert seit Kurzem als Athletiktrainer für die weibliche B-Jugend der HSG Bergstraße. „Als gebürtiger Bensheimer sind Sie fest in Ihrer Heimatstadt verwurzelt – und setzen von hier aus zu Ihren sportlichen Höhenflügen an“, freute sich die Bürgermeisterin.
Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert zeigte sich ebenfalls beeindruckt von den sportlichen Leistungen. „Es ist einfach klasse und unglaublich, was Sie bei Ihren Wettkämpfen schaffen. Mit Ihren Erfolgen machen Sie auch Bensheim in der Welt ein bisschen bekannter.“
Sven Bornert bedankte sich für die Ehrung und bekannte zugleich, „noch nie so aufgeregt gewesen zu sein wie heute“. Begleitet wurde er von seiner Mutter Andrea und seiner Oma Hildegard Große sowie Freunden und Sponsoren.
Ohne Unterstützung sei sein Hobby nicht finanzierbar. Daher ging sein Dank auch an die Sponsoren, mit denen er bei Heimspielen der Flames in Kontakt kam.
Trotz der beeindruckenden Titelsammlung steht für den talentierten Schanzenläufer jedoch nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund. „Es muss Spaß machen.“
Auch wenn die Beine und die Lungen brennen und man in den ersten Sekunden nach dem Zieleinlauf denkt, nie mehr solche Strapazen auf sich nehmen zu wollen. „Aber fünf Minuten später denke ich dann schon wieder: Wo ist die nächste Schanze?“
Die nächste Schanze, die Sven Bornert erklimmen wird, steht im Montafon. Dorthin wird er Ende April reisen. 13 bis 14 Wettkämpfe sind für dieses Jahr geplant, darunter klassische Halbmarathons und eine Teilnahme am traditionellen Radrennen Frankfurt – Eschborn.
Stillstand ist keine Option für den Service-Assistenten in einem Autohaus, auch wenn Training und Wettkampf gut gesteuert werden müssen. Und ein klassischer Urlaub meist nicht drin ist, sondern mit Trainingseinheiten in landschaftlich reizvollen Gegenden verbunden wird.
Der Eintrag ins Goldene Buch „macht mich sehr stolz. Das bleibt einfach ein Leben lang“, konstatierte Sven Bornert mit Blick auf seine Unterschrift. Er habe schon immer mal im Goldenen Buch blättern wollen. Nun steht er als Doppel-Weltmeister selbst drin.