NEWS

SPD-Abgeordnete Karin Hartmann tritt bei Landtagswahl nicht wieder an

Die Bergsträßer Landtagsabgeordnete Karin Hartmann (62, SPD) hat angekündigt, zur nächsten Landtagswahl nicht mehr anzutreten. Foto: Büro Hartmann

„Mandat immer als Auftrag gesehen, mich bei den Bürgerinnen und Bürgern umzuhören“

BERGSTRASSE / GRASSELLENBACH. - Eineinhalb Jahre vor der hessischen Landtagswahl hat Karin Hartmann, MdL, angekündigt nicht mehr zu kandidieren.

Sie wolle den Bergsträßer Sozialdemokraten somit ausreichend Zeit zur Bestimmung der Nachfolge und den potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten Gelegenheit geben, sich im Wahlkreis Bergstraße Ost bekannt zu machen.

Die Bergsträßer SPD wird in den kommenden Monaten ein Bewerbungsverfahren für die Kandidaturen für beide Wahlkreise im Kreis Bergstraße eröffnen.

„Die SPD hat im Kreis 1.600 Mitglieder, ist breit im Kreistag, in Stadtparlamenten und Gemeindevertretungen vertreten. In den vier größten Städten des Kreises stellt die SPD den Bürgermeister oder Ersten Stadtrat.

Wir haben erfahrene, kompetente und auch junge Köpfe unter unseren Mitgliedern. Wir sind daher überzeugt, dass sich sehr geeignete Kandidierende finden werden“, so Marius Schmidt, Vorsitzender der SPD Bergstraße.

„Wir sind Karin Hartmann für die jahrelange und engagierte Arbeit als Landtagsabgeordnete sehr dankbar“, zeigt sich Schmidt bewegt.

„Ihre zuverlässige und aufgeschlossene Art bringt sie nicht nur im Landtag, sondern auch im Kreistag, in der Gemeindevertretung und im Vorstand der Bergsträßer SPD ein.

Sie ist ein fairer und leidenschaftlicher Streiter für die Sache und das wird sie bis zu ihrem letzten Tag im Landtag auch tun – so kennen und schätzen wir sie.“

Seit 1995, mit fünf Jahren Unterbrechung von 2009 bis 2014, vertritt die 62-Jährige im Hessischen Landtag den Wahlkreis Bergstraße Ost (55), dem künftig durch die diesjährige Wahlkreisreform neben den Kommunen Abtsteinach, Bensheim, Birkenau, Fürth, Gorxheimertal, Grasellenbach, Groß-Rohrheim, Lautertal (Odenwald), Lindenfels, Mörlenbach, Rimbach und Zwingenberg auch Einhausen angehört.

Wald-Michelbach, Hirschhorn und Neckarsteinach werden dagegen bei der kommenden Landtagswahl zum Wahlkreis 53 (Odenwald) zugeordnet.

Da für den Wahlkreis Bergstraße West aktuell kein SPD-Abgeordneter im Landtag sitzt, versteht sich Karin Hartmann als Ansprechpartner für beide Wahlkreise im Landkreis Bergstraße.

Seit mehr als zwanzig Jahren setzt sie sich - teilweise gegen heftigen Widerstand anderer Parteien - intensiv für frühkindliche Bildung, längeres gemeinsames Lernen und echte Ganztagsschulen ein, da sie der Auffassung ist, dass kein Kind zurückgelassen werden dürfe und alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit auf bestmögliche Bildung und eine qualifizierte Ausbildung oder ein Studium haben müssen. 

Karin Hartmanns persönliche Erklärung:

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, bei der Landtagswahl Ende 2023 nicht mehr erneut für den Hessischen Landtag zu kandidieren. 2024 habe ich das Rentenalter erreicht und ich bin der Auffassung, dass es Zeit ist, nachfolgenden Generationen Platz zu machen.

Da wir viele junge und trotzdem versierte und seit vielen Jahren aktiv in der Bergsträßer SPD mitwirkende Genossinnen und Genossen haben, bin ich zuversichtlich, eine Nachfolge zu finden, die oder der mit neuen Ideen und Verantwortungsbewusstsein den Kreis Bergstraße in den kommenden Jahren erfolgreich im Hessischen Landtag vertritt.

Auch wenn noch rund eineinhalb Jahre Zeit bis zum voraussichtlichen Landtagswahltermin Ende 2023 verstreichen werden, möchte ich der Bergsträßer SPD genügend Zeit geben, meine Nachfolge zu bestimmen und potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten Gelegenheit zu geben, sich im Wahlkreis Bergstraße Ost bekannter zu machen.

Meine Entscheidung, nicht noch einmal anzutreten, bedeutet nicht, dass ich amtsmüde bin. Im Gegenteil, sowohl in der SPD Landtagsfraktion als auch im Wahlkreis und in dem jungen Führungsteam der Bergsträßer SPD arbeite ich gerne und konstruktiv mit meinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen zusammen.

Besonders erfreulich ist, dass unsere inhaltlichen Positionen und unsere Wertorientierungen weitgehend übereinstimmen.

Seit 1995 vertrete ich den Wahlkreis Bergstraße Ost (55) mit fünf Jahren Unterbrechung von 2009 bis 2014 im Hessischen Landtag.

Während dieser Zeit konnte ich bei vielen Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern unterstützend tätig werden und in meinen Fachgebieten sehr viele Initiativen in die Wege leiten, sozialdemokratische Positionen mitgestalten, umsetzen und gesellschaftspolitisch verankern.

Nach mehr als zwanzig Jahren CDU-geführter Landesregierung gibt es leider auch noch viele Positionen, die ich gesellschaftspolitisch für enorm wichtig erachte, für die wir aber keine Mehrheit haben.

Zum Beispiel: Verbesserung der frühkindlichen Bildung, Ausweitung der schulischen und außerschulischen Demokratiebildung, Schaffung von besseren Bildungschancen für Kinder aus nichtakademischen Familien, flächendeckende Einführung von Schulsozialarbeit, Senkung des Wahlalters auf 16, A13 für Grundschullehrkräfte, bessere Bezahlung von sozialen Fachkräften, Abschaffung von Straßenausbaubeiträgen, Stärkung des ländlichen Raums, auskömmliche Zuwendungen für Flächenkommunen über den Kommunalen Finanzausgleich – um nur einige zu benennen.

Motor meiner politischen Arbeit war und ist, mich für eine gerechtere, freie und solidarische Gesellschaft einzusetzen. Mein Landtagsmandat habe ich, ebenso wie mein Kreistagsmandat und mein Mandat in der Gemeindevertretung Grasellenbach, immer als Auftrag gesehen, mich bei den Bürgerinnen und Bürgern umzuhören, „wo der Schuh drückt“.

Zielsetzung war stets, pragmatische Lösungen für kleine Probleme zu finden und bei größeren Anliegen auch „dicke Bretter zu bohren“.

In der Funktion als kinderpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, die ich die ersten vierzehn Jahre als junge Mutter innehatte, wurde ich darin bestärkt, dass die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft davon abhängt, dass wir „kein Kind zurücklassen dürfen“ und allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit auf bestmögliche Bildung und eine qualifizierte Ausbildung oder ein Studium geben müssen.

Deshalb habe ich mich bereits vor mehr als zwanzig Jahren - teilweise gegen heftigen Widerstand von Konservativen - intensiv für frühkindliche Bildung, längeres gemeinsames Lernen und echte Ganztagsschulen eingesetzt.

Ich bin dankbar für die unzähligen Begegnungen, Freundschaften, Erkenntnisse, Gespräche, Debatten, Diskussionen und manchmal auch skurrilen Erlebnisse, die meine mehr als zwanzigjährige Abgeordnetentätigkeit geprägt haben.

Auch wenn ich die größte Zeit meiner Abgeordnetentätigkeit in der Opposition verbracht habe, hat mir meine Aufgabe immer Spaß gemacht. Deshalb gilt mein Dank allen, die mich auch in schwierigen Situationen unterstützt haben und motiviert haben.

Auch nach meiner heutigen Ankündigung, nicht mehr zu kandidieren, werde ich bis zum letzten Tag als Landtagsabgeordnete mit Energie und Tatkraft die Interessen der 22 Bergsträßer Städte und Gemeinden im Hessischen Landtag vertreten, Initiativen starten, auch wenn ich weiß, dass sie von der Landtagsmehrheit aus CDU und Grünen abgelehnt werden und weiterhin mit einem „offenen Ohr“ Ansprechpartnerin auf Augenhöhe für die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern im Kreis Bergstraße sein.