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Leben statt müssen

Seit vielen Jahren beteiligt sich das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Kreiskrankenhauses in Heppenheim mit zahlreichen Aktionen zur Welt-Kontinenz-Woche, um das Thema aus der Tabu-Zone zu holen – ein Hauptanliegen der Leiterin des Zentrums und Chefärztin der Heppenheimer Frauenklinik, Dr. med. Cordula Müller. Foto: Thomas J. Zelinger / Kreiskrankenhaus Bergstraße

Kontinenzzentrum Bergstraße klärt mit vielfältigen Aktionen über Inkontinenz auf + + + Rund 10 Millionen Menschen sind allein in Deutschland von Inkontinenz betroffen + + + Im Rahmen der bundesweiten Welt-Kontinenz-Woche klärt die Frauenklinik des Kreiskrankenhaus Bergstraße mit verschiedenen Aktionen über Therapiemöglichkeiten auf

BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Ein Thema, über das nur wenige sprechen wollen: Inkontinenz. Dabei leiden allein in Deutschland rund 10 Millionen Menschen unter Harn- oder Stuhlinkontinenz.

In Deutschland benötige mehr Erwachsene Windeln als Kleinkinder. Aus Scham oder Angst vor Stigmatisierung trauen sich viele jedoch nicht, sich ärztliche Hilfe zu suchen. „Inkontinenz ist eine Volkskrankheit, der viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Dabei kann man sie in vielen Fällen mit der richtigen Behandlung sogar heilen“, erläutert Dr. Cordula Müller, Chefärztin der Gynäkologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße und Leiterin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am KKB.

Schon seit vielen Jahren setzt sich das Zentrum an der Bergstraße für Aufklärung ein, um das Thema Inkontinenz aus der Tabu-Zone zu holen. Denn laut einer europäischen Studie* leiden viele Betroffene heimlich : So haben 39% der Befragten in einer Beziehung noch nie mit ihrem Partner oder ihren Freunden (69%) über ihre Inkontinenz gesprochen.

Dr. Müller und ihr Team möchte das ändern: Im Rahmen der Welt-Kontinenz-Woche vom 19. bis 25. Juni bieten sie Informationsveranstaltungen und eine Telefonsprechstunde an, bei denen Betroffene und Interessierte sich über Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen niedrigschwellig informieren können.

„Aus Scham und Unwissenheit trauen sie viele Betroffene oft nicht zum Arzt. So bleiben die Ursachen unbehandelt und die Symptome verschlimmern sich. Einschränkungen im Alltag, Vermeiden von Sport und Sozialkontakten sind die Folgen“, weiß die zertifizierte Expertin für Inkontinenz aus Erfahrung.

Im Kontinenzzentrum der Frauenklinik am Kreiskrankenhaus behandelt sie im Jahr rund 550 Patienten mit
Kontinenzleiden. Das Alter der Patienten und Patienti nnen reicht dabei von jungen Jahren bis ins hohe Alter, wobei das Leiden mehr ältere Menschen als jüngere betrifft.

Die Krankheit kennt dabei verschiedene Ausprägungen. Es gibt die Belastungsinkontinenz und die Harndranginkontinenz. Auch ein Miteinander der Formen und der Zusammenhang mit einer Beckenbodensenkung sind möglich.

Im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum, das der Fachabteilung Gynäkologie an dem zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Kreiskrankenhaus in Heppenheim angegliedert ist, arbeiten Ärzte und Urotherapeuten Seite an Seite.

Und weil Harninkontinenz nicht selten mit Stuhlinkontinenz einhergeht, gibt es am Kreiskrankenhaus auch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Proktologen der Chirurgie.

„Mir und meinem Team ist es ein Anliegen, nicht nur über die verschiedenen Ausprägungen und deren Ursache aufzuklären, sondern vor allem über die große Palette an effektiven Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und damit den Betroffenen Mut zu machen“, erklärt Dr. Müller.

In den Vorträgen, die am 13. Juni ab 17 Uhr im Marstall in Heppenheim stattfinden sowie zur Welt-Kontinenz-Woche online abrufbar sind, geht es daher vor allem um die Therapieoptionen von Beckenbodentraining über Medikamente und Hilfsmittel wie Spezialtampons und Pessare bis hin zu operativen Eingriffen.

Daneben geben die Expertinnen, Oberärztin Michaela Deisler und Chefärztin Dr. Cordula Müller, aber auch ganz praktische Tipps, um mit Inkontinenz den Alltag besser meisten zu können.

Für individuelle Fragen bieten die Spezialistinnen zusätzlich auch eine Telefonsprechstunde an, bei der Betroffene erste Hilfestellungen erhalten können. Am 20. Juni können sie von 15 bis 17 Uhr die Medizinerinnen um Rat fragen und über ihre Blasenschwäche offen reden.

„Wissen kann ein erster Schritt sein, um seine Scham zu überwinden und sich bei Inkontinenzproblemen ärztliche Hilfe zu holen. Raus gehen, Freizeitaktivitäten nachgehen, Freunden treffen, das alles sollen Betroffene wieder unbeschwert erleben können“, wünscht sich die Chefärztin der Frauenklinik mit den Aktionen im Rahmen der Kontinenz-Woche für die Leidtragenden zu erreichen.

AKTIONEN DES KONTINENZZENTRUMS IM ÃœBERBLICK

Präsenzveranstaltung „Leben statt müssen – Ursachen und Behandlungen bei Inkontinenz“ 13. Juni, 17 bis 19 Uhr, Marstall im Amtshof, Amtsgasse 5, 64646 Heppenheim, Eintritt frei, keine Anmeldung notwendig, www.kkh-bergstrasse.de/veranstaltungen

Online-Video der Präsenzveranstaltung ab 19. Juni  online auf www.kkh-bergstrasse.de/kontinenzzentrum

Telefonsprechstunde mit Chefärztin Dr. Cordula Müller und Oberärztin Michaela Deisler, 20. Juni, von 15 bis 17 Uhr, Telefon: 06262 701 – 92489 oder – 92490.

STUDIE

Europäische Studie „Breaking the Silence“, durchgeführt vom Forschungs- und Analyseunternehmen Edelman Intelligence im Auftrag der Hartmann Gruppe.