Unterstützung für Familien in traumatischen Situationen
SPD-Landratskandidat Karsten Krug im Gespräch mit Helga Schmidtke vom Verein Sternenkinderzentrum Odenwald e.V.BERGSTRASSE / LAUTERTAL. - Helga Schmidtke vom Verein Sternenkinderzentrum Odenwald ist es wichtig, ihre Organisation in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.
Gleichzeitig will sie für die Betroffenen eine größere Vernetzung im Kreis erreichten, machte sie im Videogespräch mit SPD-Landratskandidat Karsten Krug deutlich.
Denn nach wie vor ist das Betreuungsangebot für Familien, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren haben, viel zu wenig bekannt, bedauerte sie.
Der Verein ist seit 2014 in der Region aktiv, so Krug einleitend. Er lobte das „ganz wichtige Angebot im Kreis Bergstraße“.
Mit Sitz in Lautertal werden Eltern, Familien, Frauen in einer der schwierigsten Phasen ihres Lebens unterstützt, beraten und begleitet, erläuterte Schmidtke – wenn sie ihr Kind viel zu früh vor der geplanten und erhofften Geburt verlieren.
Diese Aufgabe bildet den Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Der Verein ist ein eingetragener ambulanter Kinderhospizverein und Mitglied im Bundesverband Kinderhospiz, und bei VEID, dem Verein verwaister Eltern in Deutschland.
Die Sprecherin des Sternenkinderzentrums erklärte, dass die Mitarbeiter nicht nur an der Bergstraße, sondern auch im Odenwaldkreis, im Raum Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg und sogar bis nach Darmstadt, Heidelberg und Aschaffenburg tätig sind.
Außer ihr sind noch weitere zwölf Personen aktiv. Die brauchen dafür auch eine gewisse Berufung und ein verständnisvolles Umfeld, machte Schmidtke deutlich. Oft waren die Helfer selbst von einer solchen einschneidenden Situation betroffen, um zum Verein zu finden.
„Wie wird man Trauerbegleiter?“, wollte der SPD-Landratskandidat wissen. Denn aufgrund der intensiven Bindung muss seinem Eindruck nach eine „große eigene Stabilität vorhanden sein“, vermutete er. Das bestätigte Schmidtke.
„Das Leben schreibt Geschichten“, erzählte sie. Davon bleiben auch die Betreuer nicht ausgenommen. Ein stabiles soziales Freundes- und Familien-Umfeld sowie „eine Schulter zum Anlehnen“ sind ihren Worten zufolge wichtig.
Denn: „Man hat keinen Dienstplan.“ Doch auch eine gute und fundierte fachliche Ausbildung ist natürlich wichtig.
„Es fehlt noch an Wissen der Institutionen über die Wichtigkeit und das vorhandene Angebot der Familientrauerbegleitung“, entgegnete sie auf eine Frage von Krug.
„Da ist noch viel Luft nach oben“, meinte Schmidtke zum schnellen Kontakt zwischen Ärzten, Kliniken und Familien, wie er vom Landratskandidaten angesprochen wurde.
Aber gerade dieser wäre wichtig, „um Familien in Akutsituationen zu begleiten“, verdeutlichte sie. Die Initiative zur Hilfe kann dabei durchaus von den Betroffenen selbst kommen.
Aktuell ist für alle eine sehr schwere Zeit. „Seit März dürfen wir nicht mehr in die Kliniken kommen“, schilderte Schmidtke die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie.
Zu einer normalen Trauersituation, wenn man überhaupt von Normalität sprechen kann, „kommen dann noch die traumatischen Erfahrungen hinzu“. Manchmal, berichtete sie, müssten die Frauen sogar ohne ihren Partner die Zeit im Krankenhaus verbringen.
Zwischen 70 und 90 Familien werden jedes Jahr von den Vereinsmitarbeitern begleitet, sagte sie. Wobei es dabei kein Zeitlimit gibt. Denn auch bei Folgeschwangerschaften könnte die Furcht wieder aufkommen, das Kind verlieren zu können.
„Wir sind so lange da, wie uns die Familien brauchen“, machte Schmidtke klar. Die Arbeit geschieht bedürfnisorientiert.
Den SPD-Landratskandidaten interessierte darüber hinaus, ob sich die Gesellschaft offener für das Beratungsangebot zeigt. Auf jeden Fall, meinte Schmidtke.
Denn auch medial wurde die Thematik präsenter. Bei Vereinsgründung 2014 „war es noch ein Riesentabuthema“, aber in den vergangenen Jahren passierte einiges.
Die verschiedenen Betreuungs-Gruppierungen sind deutschlandweit vernetzt, informierte sie. „Wir begleiten uns als Begleiter.“ Außerdem existiert eine gesetzliche Verankerung der Arbeit, was früher nicht der Fall war.
Dazu kommt das Recht auf Bestattung des Kindes ab einem positiven Schwangerschaftstest. „Das ist noch nicht so bewusst nach außen“, sah die Vereinsmitarbeiterin Nachholbedarf bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Die Vernetzung zwischen dem Verein und anderen Institutionen, die mit den betroffenen Familien zu tun haben, ist Schmidtke ein großes Anliegen. Jugendamt, Pro Familia, Frauenärzte, Kliniken:
Die sollen den Verein mit ins Boot holen, um ein großes Netzwerk aufzubauen, wünscht sie sich. Das Sternenkinderzentrum möchte von sich sagen können, „dass betroffene Familien bei uns gut begleitet werden“.
Landratskandidat Karsten Krug richtet seinen Dank stellvertretend an alle Trauerbegleiter an Frau Schmidtke für deren Einsatz in den letzten Jahren in unserer Region.
„Sie sorgen in den schwierigsten Momenten im Leben einer Familie für eine wichtige und unerlässliche Unterstützung.“ Gleichzeitig will er das Angebot im Kreis im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen und bekannter machen.
Info: www.sternenkinderzentrum-odenwald.de, Telefon: 0177/9168045