Was Goethe von der Bergstraße lernen könnte
Innovative Bergsträßer Ideen für die Herausforderungen der ZukunftKREIS BERGSTRASSE. - Einer der prominentesten Besucher und Bewunderer der Bergstraße, Johann Wolfgang von Goethe, schrieb über die Zukunft, dass wir uns so gerne mit ihr beschäftigen würden, weil wir sie gern durch stille Wünsche zu unseren Gunsten beeinflussen möchten.
Die Zukunft ist auch Thema von „Vision Bergstraße“. Doch im Gegensatz zu Goethe geht es hier nicht um stille Wünsche, sondern um Ideen für die Zukunft des Kreises.
Dass kreative Bergsträßerinnen und Bergsträßer schon heute konkrete Lösungsansätze für die Probleme der Zukunft umsetzen, davon konnte sich Landrat Christian Engelhardt am zweiten Tag seiner Sommertour überzeugen.
In Bensheim sprach Landrat Engelhardt gemeinsam mit der Vize-Landrätin und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz mit den Initiatoren des „Netzwerks Demenz“, das in diesem Jahr bereits sein fünfjähriges Bestehen feiert.
Das Netzwerk Demenz wurde gegründet, weil es immer mehr ältere Menschen mit Demenzerkrankung gibt. „Wir wollen nicht, dass Demenz ein Tabu-Thema bleibt“, sagt Sigrid Schmeer, Mitglied der Lenkungsgruppe des Netzwerks.
Durch ein breites und vielfältiges Informationsangebot sowie die Beratung zu niederschwelligen Unterstützungsangebote, gerade auch für Angehörige von Demenzkranken, möchten die Mitglieder des Netzwerks Betroffenen Hilfe bieten – und gehen dafür gerne auch mal neue und ungewöhnliche Wege.
Im Beisein von Bürgermeister Rolf Richter dankte Landrat Engelhardt den hauptsächlich Ehrenamtlichen für ihr großes Engagement.
Beim Bergstraße „Sports & Country Club“ in Heppenheim konnten der Bergsträßer Landrat und die Erste Kreisbeigeordnete anschließend aus erster Hand erfahren, wie eine schwierige historische Immobilie, wie die rund 150 Jahre alte ehemalige psychiatrische Klinik Heppenheim, durch ein innovatives Planungskonzept zu einem attraktiven und hochqualitativen Wohnquartier entwickelt wird.
Im Weingut Mohr in Bensheim stand das Thema Familienbetriebe und deren Zukunft auf der Tagesordnung. „Wir haben im Kreis viele höchst erfolgreiche Familienbetriebe und auch Direktvermarkter“, freute sich Landrat Engelhardt.
Doch trotz wirtschaftlichen Erfolgs sei der Erhalt der Betriebe nicht immer gesichert: „Es braucht auch Personen, welche die Betriebe führen.“
Nicht immer sei die Nachfolge innerhalb der Familie gewährleistet. Fallen erfolgreiche Traditionsbetriebe dadurch einfach weg, so Landrat Engelhardt, gehe auch dem Ort etwas verloren. Aus dem Gespräch entwickelten sich eine Reihe von Ideen für den Fortbestand solcher Betriebe, die nun geprüft werden.
Die Region lebe von der Attraktivität ihrer Städte und Gemeinde als Wohn-, Arbeits- und Lebensraum. Wie Stadtplanung mit dieser Frage umgeht und welche Herausforderungen sich für den Städtebau und die Stadtentwicklung daraus ergeben, erfuhr der Bergsträßer Landrat im Expertengespräch in Zwingenberg.
Stadtverordnetenvorsteherin und Landtagsabgeordnete Birgit Heitland, Erste Stadträtin Karin Rettig und Bauamtsleiter Bernhard Emig diskutierten mit dem Landrat gemeinsam darüber, wie Wohnraumentwicklung stattfinden und dabei gleichzeitig auch die kommunale Identität erhalten werden kann.
Für Engelhardt ist die Schaffung von Wohnraum von großer Bedeutung: „Ohne zusätzlichen Wohnraum werden die hier ansässigen Unternehmen Schwierigkeiten bekommen, gute Fachkräfte zu rekrutieren. Damit steht und fällt mittel- und langfristig auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Region“.
Dabei biete die Region bereits heute beste Voraussetzungen für ein zusätzliches Wachstum der Bevölkerung.
Im Wasserwerk Jägersburg konnte sich Landrat Engelhardt davon überzeugen, dass nicht nur die Versorgungssicherheit bei einem Anwachsen der Bevölkerung gewährleistet wäre, sondern auch die Qualität des Trinkwassers an der Bergstraße eines der besten sei.
Das Wasserwerk sei zudem einer der Hauptversorger für das Rhein-Main-Gebiet. Dorthin gehe ein großer Teil der jährlich geförderten 18 bis 21 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. „Wir exportieren also nicht nur Spitzenweine, sondern auch Spitzenwasser“, stellte Landrat Engelhardt fest.
Neben der guten Trinkwasserversorgung ist auch die digitale Versorgung der Haushalte ein wichtiges Anliegen des Kreises. Im Gespräch mit Vertretern von GGEW, der Wirtschaftsförderung und IKBit informierte sich Engelhardt über den Stand des Breitbandausbaus im Kreis. Dieser sei auf einem guten Weg. Selbst die Ansiedlung von Datencentern, die im Rhein-Maingebiet keinen Standort mehr fänden, sei möglich.
Für Landrat Christian Engelhardt hat der zweite Tag seiner Sommertour deutlich gemacht, dass es zwar noch viele Herausforderungen gebe, aber auch schon einige sehr gute Lösungsansätze sichtbar seien: „Die Innovativkraft und das Engagement der Menschen im Kreis ist dabei unser bestes Kapital! Deswegen investieren wir auch so viel in die Schulen, damit die kommende Generation die Zukunft bestmöglich gestalten kann.“
Ob Goethe, der als Minister in Weimar die Probleme seiner Zeit zu lösen versuchte – mit mäßigem Erfolg –, heute immer noch der Ansicht wäre, der Zukunft allein mit „stillen Wünschen“ begegnen zu können? Von den Ideen und der Tatkraft der Bergsträßer könnte er jedenfalls einiges lernen.