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„Der schlimmste Abschied ist der, der nicht zustande kommt“

Mit dem Mitte 2019 beginnenden Abriss des Hauses am Markt ...

... entstand der freie Blick auf die Bensheimer ...

... Stadtkirche St. Georg.

Schnell war der Begriff >Schorschblick< geboren, und ...

... zahllose Bürger setzten und setzen sich bis dato für diesen dauerhaft völlig "ungetrübten" >Schorschblick< ein. Archivfotos: er

Bürgerinitiative >Bensheimer Marktplatz Besser Beleben< nimmt eine letzte Ortsbegehung vor

BENSHEIM. – „Es ist verständlich, wenn die Bürger nicht nur den Überblick am Marktplatz der Zukunft verloren haben, sondern auch das Interesse an dem Thema.

Nach all den Jahren des hin und her mit so vielen widersprüchlichen Worten und Argumenten“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative Bensheimer Marktplatz Besser Beleben (BI-BMBB).

In den Augen der BI-BMBB ist der Marktplatz weniger eine Altlast, viel eher eine geeignete Messlatte, an der sich Ernsthaftigkeit und Erfolg des angestrebten politischen Klimawechsels hin zu mehr Nähe und Respekt bezüglich der Wünsche der Bürger am Marktplatz fein ablesen lassen.

Gundula Bunge-Glenz und Theo Sartorius sehen es bis heute als richtig und wichtig an, sich über einen so langen Zeitraum ehrenamtlich in der Bürgerinitiative Bensheimer Marktplatz Besser Beleben für die Ausführung eines Ideenwettbewerbs eingesetzt zu haben.

Die teilnehmenden Büros des Wettbewerbs sind eingeladen, nun auch Lösungen zu der bisher vernachlässigten Freiflächengestaltung mit den Schwerpunkten Grün, Kunst und Kultur - auch ohne ein neues Gebäude – zu präsentieren.

Die Vertrauenspersonen der BI-Marktplatz haben die begrenzte Einflussnahme in den hiesigen politischen Strukturen schon länger erkannt und verabschieden sich jetzt endgültig aus der ihnen zugedachten Rolle eines Hüters, die von ihnen ohne Gestaltungskraft und Wirksamkeitsgefühle erlebt wurde.

Eine große Chance ist verpasst

„Was hätte aus einem ernsthaft gewünschten Bürgerbeteiligungsprozess für den Marktplatz alles Gutes entstehen können für diese Stadt“, resümieren die Vertrauenspersonen und fahren fort: „Eine innovative und nachhaltige Quartier- und Stadtentwicklung, die die Integration verschiedener Interessen erwirkt, anstatt diese weiterhin gegeneinander auszuspielen.

Keine fragmentierte Lösung, die der Gewinnmaximierung und den Eigeninteressen der relevanten Akteure dient, sondern eine, die das Gemeinwohl stärker berücksichtigt. Eine neue Mitte, die weitsichtig den demografischen Wandel berücksichtigt und enkeltauglich ist.“

Diese Chance sehen sie als verpasst und es sei nun zu Beginn des Jahres 2024 der richtige Zeitpunkt die selbst gewählte Verpflichtung und gefühlte Verantwortung für das Gelingen des Ideen- Wettbewerbs abzugeben, denn „der schlimmste Abschied ist der, der nicht zustande kommt“.

Gundula Bunge-Glenz und Theo Sartorius teilen ferner mit, dass sie sich nun gerne wieder verstärkt anderen Aufgaben widmen wollen, die sie erfüllen und erfolgversprechend sind. Sie bedanken sich nochmals bei allen Weggefährten für die guten Gespräche und die vielfältige Unterstützung.

Chronik zum Marktplatz von 2019 bis dato – 18. Januar 2024

2019 – Anhaltend bürgerlicher Ärger über den angedachten Abriss des Hauses am Markt.

Haus am Markt wird niedergelegt. Und das, obwohl der geplante neoklassizistische Neubau wegen Unterschreitens des Gebäudeabstandes (HBO § 6) genehmigungsfähig war.

Ein großer Teil der Bürger will den freien Platz erhalten und ohne ein neues Gebäude gestaltet sehen. Die nicht enden wollenden kontroversen Diskussionen führen 2019 zu einem Bürgerdialog.

Die Stadtspitze setzt sich allerdings über die Empfehlungen des Abschlussberichtes des Bürgerdialogs hinweg und bringt einen Realisierungswettbewerb auf den Weg, der einen Flachbau für gastronomische Nutzung vorgibt

Diese als Bürgerwillen deklarierte Entscheidung sorgt erneut für Unmut in der Stadtgesellschaft und führt 2020 zur Gründung der Bürgerinitiative Bensheimer Marktplatz Besser Beleben (BI- BMBB).

Die BI-BMBB hat das Ziel, mit einem Bürgerbegehren einen Ideenwettbewerb auf den Weg zu bringen, der die Kernpunkte des Bürgerdialogs umsetzt und erreicht das Quorum.

Auf Antrag der CDU tritt die Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2020 dem Bürgerbegehren bei. In diesem sogenannten Abhilfebeschluss erteilt das Stadtparlament den Auftrag an

1. die Verwaltung: den gewünschten Ideenwettbewerb auszuführen

2. die BI-BMBB: den Prozess bis zum Ende mitzugestalten

BI-Marktplatz bemüht sich Mitarbeit bei den Vorbereitungen des Ideenwettbewerbs. Die Stadtspitze verweigert das.

Der Ideenwettbewerb geht 2022 endlich an den Start. Nach Sichtung der Unterlagen beanstandet die BI-Marktplatz an etlichen Punkten die Qualität der Ausschreibung sowie deren widersprüchliche Anlagen. Sie bittet um Klärung und Nachbesserung.

BI-Marktplatz kommt mit ihrer Kritik nicht durch und sieht sich gezwungen, zur Klärung ihrer Fragen und um Rechtssicherheit zu erhalten, vor das Verwaltungsgericht zu gehen.

Verwaltungsgericht stoppt den Ideenwettbewerb im Dezember 2022 und schlägt zur Beschleunigung des Verfahrens eine Mediation vor. Die BI-Marktplatz erklärt sich umgehend dafür bereit.

Die Rathausspitze schaltet ihren Anwalt ein und spricht sich gegen den Mediationsvorschlag aus.

Das Verwaltungsgericht lehnt den BI- BMBB -Antrag Anfang 2023 ab und verweist zur weiteren Klärung an die Kommunale Aufsicht, die ihrerseits nicht abhilft, aber immerhin auf Lücken in der Hessischen Gemeindeordnung hinweist.

Die Stadtspitze startet nach mehrmonatiger Verzögerung den Ideenwettbewerb erneut, ohne jedoch am bemängelten Auslobungstext Änderungen vorzunehmen.

BI-BMBB gibt in der örtlichen Presse bekannt, dass sie eine weitere Teilnahme am Ideenwettbewerb für nicht mehr verantwortbar hält und daher ihre offenbar als Alibi-Begleitung gedachte Mitwirkung mit dem Beginn des Jahres 2024 beendet.