Für ein menschenwürdiges Gesundheitswesen
Filmabend von DGB und ver.di macht massiven Handlungsbedarf deutlichBAD KÖNIG. - Gut besucht war der Filmabend „Der marktgerechte Patient - in der Krankenhausfabrik“, zu dem der DGB-Ortsverband Nördlicher Odenwaldkreis, der DGB-Kreisverband Odenwaldkreis und der ver.di-Ortsverein Odenwaldkreis eingeladen hatten, darunter viele Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen.
Im Anschluss an den Film, in dem Patient*innen, Pfleger*innen und Ärzt*innen zu Wort kamen, entwickelte sich eine sehr engagierte Diskussion.
Horst Raupp (Darmstadt), Regionssekretär des DGB Südhessen und dort auch für den Bereich Gesundheitspolitik und Pflege zuständig, betonte:
„Seit der Einführung der Fallpauschalen, die jeder Krankheit einen festen Preis für die Behandlung zuweisen, stehen auch die öffentlichen Kliniken unter einem enormen Kostendruck, zumal sie in Konkurrenz zu privaten Klinikkonzernen stehen, die von profitorientierten Großinvestoren betrieben werden.
Der massive Kostendruck hat Folgen: Die Menschlichkeit bleibt im kommerzialisierten Gesundheitswesen zunehmend auf der Strecke“.
Allein in den letzten 15 Jahren wurden in den deutschen Krankenhäusern trotz steigender Fallzahlen 50.000 Pflegestellen abgebaut: „Gepflegt wird mit viel zu wenig und zunehmend abgehetzten Personal.
Viele Pflegekräfte arbeiten hart an der Belastungsgrenze und zum Teil weit darüber hinaus. Für viele ist die Schmerzgrenze längst erreicht“.
Raupp machte deutlich: „Zur Bekämpfung des Pflegenotstandes müssen die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern durchgreifend verbessert und die Beschäftigten deutlich besser bezahlt werden.
Es muss endlich Schluss sein mit der ständigen Überlastung durch zu wenig Personal. Wer für die Gesundheit anderer arbeitet, darf davon nicht selbst krank werden“.
Notwendig sei zudem die Abschaffung des Systems der Fallpauschalen und ein Krankenhausfinanzierungssystem, in dem Pflege nicht länger ein lästiger Kostenfaktor ist: „Der Mensch muss im Mittelpunkt unseres Gesundheitswesens stehen, nicht die schwarze Null oder der Profit“.
Unverzichtbar sei zudem ein guter und verbindlicher gesetzlicher Personalschlüssel, der eine menschenwürdige Pflege absichert: „Solche Regelungen haben sich in anderen europäischen Ländern bewährt“.
Raupp forderte zudem eine Abschaffung der bestehenden Zwei-Klassen-Medizin und einen grundlegenden Kurswechsel in der Gesundheitspolitik:
„Wir setzen uns für ein soziales und solidarisches Gesundheitswesen ein. Deutschland ist ein reiches Land und kann sich eine gute Gesundheitsversorgung und gute Kliniken leisten“.
DGB-Ortsverbandsvorsitzende Alexandra Nisch (Bad König), DGB-Kreisvorsitzender Harald Staier (Höchst) und der Odenwälder ver.di-Vorsitzende Andreas Hennemann (Brombachtal) begrüßen, dass sich das Odenwälder Kreiskrankenhaus in Erbach in öffentlicher Trägerschaft befindet.
„Das ist heutzutage leider keineswegs selbstverständlich. Das Kreiskrankenhaus ist das Rückgrat der medizinischen Versorgung im Odenwaldkreis.
Die Kernbereiche der Daseinsvorsorge, und dazu gehört ganz zentral die Gesundheitsversorgung, gehören in öffentliche Hände. Diese wichtige Errungenschaft gilt es zu verteidigen“.