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Schäfer fordern Schutz vor Wölfen und entsprechende Programme

Vorsitzender Bernd Keller bei seiner Rede vor den rund 600 Teilnehmern der Demo.

Mit eigens entworfenen Plakaten und Schilder demonstrierte der Odenwälder Schäferverein bei der Demo in Wiesbaden.

Rund 600 Weidetierhalter demonstrierten in Wiesbaden gegen die Politik von Umweltministerin Priska Hinz (GRÜNE). Fotos: Andrea Fischer, Schäferverein Odenwaldkreis

Druck auf die Umweltministerin steigt: „Landesregierung muss bei Entschädigungen, Förderprogrammen und Monitoring massiv nachbessern“ + + + 9 Euro pro Hektar mehr sorgen für Hohn und Spott

WIESBADEN. - Bei der Rückkehr des Wolfes fühlen sich die hessischen Weidetierhalter von der Landesregierung alleingelassen: Nun haben sie ihren Unmut erstmals gemeinsam, laut und öffentlichkeitswirksam kundgetan.

Unter dem Motto '5 nach 12' demonstrierten vergangene Woche rund 600 Tierhalter gegen die Politik von Umweltministerin Priska Hinz (GRÃœNE).

Viele Schäfer - auch vom Odenwälder Schäferverein - kamen in ihrer Schäfertracht, mit großem Hut, langem Mantel und Stock in die Landeshauptstadt.

Auf Transparenten und Plakaten stand: „Ohne Schafe keine Artenvielfalt“, „Weidetierhaltung braucht kein Wolf“ oder „Wir brauchen Hilfe, sonst hören wir auf“. Dazu drastische Bilder von gerissenen Schafen und gefletschten Wolfsgebissen.

„Wir fühlen uns von der Politik alleine gelassen. Im Jahr 2019 sind bereits mehr als 30 Nachweise von Wölfen in Hessen verzeichnet.

Zehn der 30 Nachweise beruhen auf Rissen in Schafherden, bei denen regelmäßig mehrere Tiere betroffen waren“, so der hessische Verband für Schafzucht und -haltung.

Weidetierhalter beschäftigen sich derzeit stark mit dem Thema Wolf, doch bislang wissen wir nicht, wie wir unsere Herde richtig schützen können“.

Grüne Ministerin sorgt mit Aussagen für Entrüstung

Vorwurf der Schäfer an die Landesregierung und besonders Landwirtschaftsminsterin Priska Hinz. Die Politik achte trotz steigenden Risikos zu sehr auf das Wohl der Wölfe und zu wenig auf das der Schäfer und ihrer Herden.

Von einem „Wolfskuschelkurs“ sprach der Landesverband für Schafzucht und -haltung als Hauptorganisator der Demo. Agrarministerin Priska Hinz wurde zudem ein Forderungskatalog übergeben.

Die Ministerin wurde bei ihrer Rede in Wiesbaden mehrfach kräftig ausgebuht. „Wir müssen alle lernen, mit dem Wolf zu leben“, hatte die Grünen-Politikerin erklärt und damit für einen Entrüstungssturm gesorgt.

Die zugesicherte Erhöhung der Fördermittel des Landes für bessere Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune wurde von den Schäfern als zu gering bezeichnet und als „Almosen“ und „Augenwischerei“ lautstark kritisiert. Mit Ihren Aussagen zu Fragen der Weidetierhalter habe Hinz mit Allgemeinfloskeln geantwortet, kritisierten die Schafhalter.

Fehlendes Förder- und Monitoring-Programm für Investitionen

Die Schäfer kritisieren bei der Demonstration in Wiesbaden vor allem die finanziellen Schäden durch gerissene oder verletzte Tiere.

Auch die Investitionen in stärkere Schutzmaßnahmen sowie ein höherer Kontroll-aufwand kämen durch die Rückkehr des Wolfes auf sie zu.

Experten schließen nicht aus, dass erstmals seit längerer Zeit wieder ein Wolf in Hessen heimisch werden kann. Andere Länder seien viel weiter.

Hessen habe weder eine transparente Entschädigungsregelegung noch ein Förder- oder Monitoring-Programm für Investitionen in den Schutz vor Wölfen.

Hier müsse massiv nachgebessert werden und da müsse die Hessische Landesregierung endlich mal ihre Hausaufgaben machen, fordern die Weidetierhalter.

9 Euro mehr pro Hektar

Was an Prämie gezahlt werde, um Schutzzäune gegen Wölfe zu bauen, sei mit der Erhöhung von 31 Euro auf 40 Euro pro Hektar „der blanke Hohn“.

„Um unsere Tiere vor dem Wolf zu schützen und die zusätzlichen geforderten Kontrollmaßnahmen durchzuführen, reicht das bei weitem nicht aus“, sagte Bernd Keller 1. Vorsitzender des Odenwälder Schäfervereins.

Außerdem müssten alle Tierhalter unterstützt werden wenn man davon ausgehe dass etwa 70% der Hessischen Betriebe weniger als 10 Tiere halten würden, sagte Keller, der als einer der Hauptredner der Demo die Odenwälder Weidetierhalter vertrat.

Die Agrarministerin lud die Weidetierhalter zu einem Treffen am 28. Januar ins Wiesbadener Agrarministerium ein. Dabei soll es dann auch um den Forderungskatalog gehen, der Hinz bei der Protestkundgebung überreicht wurde.