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Medizin vor Ort: Kleines Organ, großes Interesse

Professor Dr. Friedrich Kallinowski hat beim ersten Patientenforum der Chirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim über die Schilddrüse gesprochen,...

...ein Thema, das großes Interesse gefunden hat. Foto: Thomas J. Zelinger/ Kreiskrankenhaus Bergstraße

Thema Schilddrüse findet beim ersten Patientenforum 2017 der Chirurgie am Bergsträsser Kreiskrankenhaus in Heppenheim viel Zuspruch

KREIS BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Sie ist klein, sie ist wichtig: Die Schilddrüse. Gerät sie aus der Balance, kommt auch der Mensch aus dem Gleichgewicht. Übersteigerte Agilität, Heißhunger, Schweißausbrüche, Wut, Lethargie, die Symptome sind sehr unterschiedlich, Ursache ist zumeist eine Über- oder Unterfunktion. Professor Dr. Friedrich Kallinowski ist Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße und gilt als ausgewiesener Schilddrüsenexperte.

Seit einem Jahr ist er an dem zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Haus in Heppenheim tätig, er hat die Behandlung von Schilddrüsenpatienten zu einer Spezialität der Bergsträßer Einrichtung gemacht. Beim ersten Patientenforum Chirurgie in diesem Jahr wurde jetzt von ihm die Erkrankung des Organs und die Therapie in den Blick gerückt, Thema: „Schilddrüse mit Knoten oder Kropf: Muss das sein?“

Professor Dr. Kallinowski nennt Schilddrüsenerkrankungen eine „Volkskrankheit“. Gestützt wird dies von statistischen Erhebungen. Demnach sind in der Bundesrepublik bei rund dreißig Prozent der Menschen im Alter zwischen zwanzig und achtzig Jahren Knoten an der Schilddrüse nachweisbar. Vor allem Frauen sind betroffen, Männer auch, allerdings nicht in vergleichbar großer Zahl.

Das Risiko einer Schilddrüsenerkrankung steigt mit dem Älterwerden. Für die Vielzahl der Betroffenen auch in der hiesigen Region wie für ein grundsätzlich großes Interesse am Thema spricht der Zuspruch zum Patientenforum: Weit mehr als 100 Zuhörer waren bei der Veranstaltung am Kreiskrankenhaus. Professor Dr. Kallinowski bot Medizin zum Verstehen für Nichtmediziner auch an komplexen Stellen.

Die Schilddrüse hat ihren Platz an der Luftröhre nahe des Kehlkopfs. Sie wandelt Jod in Hormone um. Diese wiederum sind wichtig für Energie, Freude und Wachstum des Menschen. Das Problem: Der Körper produziert selbst kein Jod, der Mensch muss dies aufnehmen. Hauptursächlich für Schilddrüsenerkrankungen ist Jodmangel, und der kann zur Knoten- oder Kropfbildung führen.

Das Risiko ist zu minimieren, so eine zentrale Botschaft beim Patientenforum, wenn von Kleinkindbeinen an der Körper bewusst eine Jodzufuhr erfährt. Die Ernährung spielt hier eine wichtige Rolle. Stete Aufklärungsarbeit, so Professor Dr. Kallinowski, ist vonnöten.

Fehlfunktionen der Schilddrüse lassen sich vielfach mit Medikamenten behandeln. Gegebenenfalls kann eine Operation allerdings sinnvoll sein. Auf jeden Fall ist die Erkrankung sehr genau im Blick zu behalten. Grund: Als Folge eines Schilddrüsenleidens wird auch die Herzfunktion beeinträchtigt.

Das Herz ist verstärkt gefordert, was in besonders schwerwiegenden Fällen lebensbedrohlich werden kann. Zudem besteht das Risiko, dass Knoten bösartig sind. Die Heilungschancen sind, so betonte der Chirurg, beim frühzeitigen Erkennen eines Schilddrüsenkrebses hoch.

Ist eine Schilddrüsen-OP medizinisch angeraten, spricht sich Professor Dr. Kallinowski aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung für einen klassischen Eingriff und damit gegen eine minimalinvasive Operation aus.

Das minimalinvasive Vorgehen, der kleine Gewebeschnitt, das in anderen Teilen der Chirurgie sinnvoll sein kann, berge bei einer Schilddrüsenoperation große Risiken und kosmetisch keinen Vorteil. Unter anderem erhöhe es die Gefahr, dass der Stimmbandnerv geschädigt wird.

Am Bergsträßer Kreiskrankenhaus arbeiten der Chefarzt und sein OP-Team bei Schilddrüsen-Eingriffen mit Lupenbrille, um einen präzisen Blick auf das Organ und dessen Umgebung zu haben. Dabei gilt: Das alleinige Entfernen der Knoten ist wenig zielführend. Wird ein Eingriff notwendig, sollte das Organ im Gesamten, zur Hälfte oder aber zumindest bis auf einen kleinen Teil entfernt werden.

Das Patientenforum hat einen interessanten Einblick in den menschlichen Körper gegeben und den Fokus auf die die moderne Medizin gerichtet. Auch hat es Platz zum Dialog mit dem Experten gelassen. Die Reihe wird fortgesetzt, nächstes Thema ist im Mai der Bauchwandbruch.

VORSCHAU: Das nächste Patientenforum Chirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim, Viernheimer Straße 2, hat das Thema „Und täglich grüßt der Bauchwandbruch: Liebeslust oder Leistenfrust?“. Termin: Dienstag, 2. Mai, 18 Uhr. Referent ist wiederum der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Professor Dr. Friedrich Kallinowski. Veranstaltungsort: Die Cafeteria des Hauses. Der Eintritt ist frei.

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße im Internet: www.kkh-bergstrasse.de