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Der richtige Zeitpunkt für einen längst fälligen Vorstoß

Landrat Christian Engelhardt zeigt im Heppenheimer Landratsamt auf das Wappen der Stadt Bad Wimpfen, die er jetzt wieder in den Kreis Bergstraße "heimholen" will.

Landrat Christian Engelhardt fordert Zuständigkeit für Bad Wimpfen ein

KREIS BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Post aus dem Landratsamt Bergstraße haben dieser Tage Landrat Detlef Piepenburg und Bürgermeister Claus Brechter erhalten. Das Schreiben von Christian Engelhardt an seinen Heilbronner Landratskollegen und den amtierenden Bürgermeister von Bad Wimpfen hat es durchaus in sich: Engelhardt beansprucht mit sofortiger Wirkung, die Verwaltung der Kurstadt direkt und unmittelbar zu übernehmen.

Nur folgerichtig war der Mitteilung bereits der Kreisumlagebescheid für Bad Wimpfen beigefügt. „Eine Reaktion aus dem Nordbadischen habe ich bislang noch nicht erhalten, aber ich erwarte durchaus Gegenwehr“, lässt der Landrat wissen.

Dabei sei unstrittig: Wimpfen war zunächst Teil des Kreises Heppenheim und gehört definitiv seit 1938 zum Kreis Bergstraße. Völkerrechtlich ist der Kurort bereits seit 1803 hessisch. Nach Ende des zweiten Weltkriegs bestimmten die amerikanischen Besatzer, dass Wimpfen fortan nicht mehr von Heppenheim, sondern von der badischen Kreisstadt Sinsheim aus verwaltet wird.

Diesem folgend, beschloss der baden-württembergische Landtag in den Jahren 1952 und 1960 Gesetze, die Bad Wimpfen dem Landkreis Heilbronn zuordneten und badisches Recht für anwendbar erklärten.

„Diese fragwürdige Verwaltungsregelung ändert allerdings rein gar nichts an dem staatsrechtlichen Status von Bad Wimpfen - nämlich dem einer hessischen Exklave unter Zugehörigkeit zum Kreis Bergstraße. Auch wenn sich die hessische Landesregierung, nach anfänglichen Rückgabeforderungen, mittlerweile mit dem jetzigen Zustand arrangiert hat, heißt dies nicht, dass sich ein erneutes Aufgreifen der Angelegenheit verbietet.“

Nicht zuletzt aus seinem Amtsverständnis heraus, sieht Landrat Engelhardt sogar eine Verpflichtung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die in der „Insel der vergessenen Hessen“ leben. „Ich weiß, dass viele dort der hessisch-wimpfener Geschichte nachtrauern und lieber heute als morgen nicht nur rechtlich, sondern auch im richtigen Leben zum Kreis Bergstraße gehören möchten“.

Dies würde sich letztlich auch für den Kreis und die 22 Gemeinden an der Bergstraße lohnen. Der Großkonzern Lidl hat kürzlich bekannt gegeben, seine Deutschland-Zentrale für rund 1.300 Mitarbeiter in Bad Wimpfen zu errichten und damit, nach Bürgermeister Brechter, „das bedeutendste Bauwerk und die bedeutendste Investition in der Geschichte unserer Stadt“.

Nach alldem sei es nun an der Zeit, Bad Wimpfen zurück in den Kreis Bergstraße zu holen. Landrat Christian Engelhardt sagte, er sei fest entschlossen „to make the Kreis Bergstraße greater.“ „Notfalls bin ich dazu bereit, den Rechtsweg zu beschreiten und vor das Verfassungsgericht zu ziehen“, so Engelhardt abschließend.