„Wandern unterm Windrad“ mit windigen Aussagen
ODENWALD. - Unter dem fröhlichen Titel „Wandern unterm Windrad“ erschien am 6. Juli ein Presseartikel zur Wanderung von Landrat Christian Engelhardt am Nibelungensteig, nahe den Windindustrieanlagen am Kahlberg bei Grasellenbach.
Also alles Friede, Freude, Eierkuchen? „Das Gegenteil ist der Fall. Der Artikel ist eine krasse Verhöhnung derjenigen Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein industriefreies Landschaftsbild, einen freien Horizont, für Arten- und Naturschutz und den Schutz der Menschen vor gesundheitsgefährdenden Schall - und Infraschall - Auswirkungen engagieren“, sagt Peter Geisinger, Vorsitzender der >Vernunftkraft Odenwald e.V.<.
„Das tun sie im Odenwald seit Jahren.“ Offensichtlich hätten die Autoren des Artikels von den seit 1. Mai 2017 für den gesamten Odenwald bisher 80 Mal durchgeführten Demonstrationen in Wald-Michelbach noch nie etwas gehört.
„Die massiven Proteste am 8. Mai 2019 in Erbach anlässlich der Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums Darmstadt haben sie wohl auch nicht wahrgenommen.“
Die Großdemonstration in Berlin von mehr als 1000 Bürgerinitiativen der gesamten Bundesrepublik gegen den Windindustrieausbau am 23. Mai 2019 hätten sie demnach schlicht übersehen.
„Die große Demonstration in Frankfurt am 14. Juni 2019 vor dem Römer gegen die Verabschiedung des Regionalplans - Teilplan erneuerbare Energien - gemeinsam von allen Bürgerinitiativen des Odenwaldes durchgeführt - hat es trotz zweier Berichte in der FAZ womöglich gar nicht gegeben“, fragt Geisinger rhetorisch.
Ein größeres Maß an Ignoranz sei kaum noch vorstellbar. „Sehr interessant sind im Artikel die Ausführungen von Guido Carl, Vorstandsmitglied des BUND Bergstraße: „Wir verstehen uns als Energiewende-Verband.“
Wenn dem so sei, solle der BUND zügig seinen Namen und seine Satzung ändern und schnellstmöglich mit dem Bundesverband Windenergie fusionieren, empfiehlt der Vernunftkraft-Vorsitzende.
Er erinnert in diesem Zusammenhang an eine Einladung des BUND Odenwaldkreis zu einer Informationsveranstaltung am 9. Mai zu geplanten Windindustrieanlagen gegenüber der Burg Breuberg, die folgende Feststellung enthielt:
„Da das anlaufende Bauantragsverfahren zum überwiegenden Teil Naturschutzaspekte behandeln wird, dürfte die Diskussion schnell zu der Frage führen >Wieviel Natur- und Umweltschutz wollen wir uns wo leisten?< .“
Das sei „eine interessante Fragestellung für einen Bund für Umwelt und Naturschutz“. Ein äußerst sinnhaltiger Satz im aktuellen Artikel sei folgender:„Doch der Wandertourismus wächst. Denn auch einfach mal das Auto stehen lassen, trägt zum Klimaschutz bei.“
Die Wanderer, die den Nibelungensteig erleben wollten, erreichten diesen sicherlich zu Fuß von ihrem Wohnort aus. Dann könnte man doch den Wanderparkplatz Wegscheide gleich abschaffen.
Geradezu beruhigend bezüglich des Realitätssinns wirkten dagegen die Worte von Jutta Weber vom Geo-Naturpark Bergstraße/Odenwald: „Die Gesteine hier sind 280 Millionen Jahre alt“, sagt sie.
„Damals war dort noch Wüste. Das hat sich alles im Verlauf der Geschichte verändert. Und auch jetzt ist wieder nur eine Phase in der Erdgeschichte.“
Hier erkenne jemand große klimatische Zusammenhänge! „Es gibt also Hoffnung. Mit der Ausrufung des Bildungsnotstands könnten wir demnach noch etwas warten“, sagt Peter Geisinger abschließend.