Ein starkes, positives Zeichen
Landrat Christian Engelhardt traf sich mit Vertreterinnen und Vertretern der politischen Jugendorganisationen + + + Intensivere überparteiliche Zusammenarbeit + + + Kreis erhöht Förderung der politischen JugendverbändeKREIS BERGSTRASSE. - Viele Kinder und Jugendliche haben nur ein geringes Interesse, sich politisch zu engagieren.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert hat, würden nur sieben Prozent in politischen Gremien und neun Prozent in Parteien mitarbeiten.
Ganze 50 Prozent der Befragten gaben sogar an, sich nicht politisch engagieren zu wollen. Landrat Christian Engelhardt will dieser Einstellung entgegenwirken und das politische Interesse sowie das Engagement von Jugendlichen fördern.
Daher traf er sich kürzlich erstmals mit den Vertreterinnen und Vertretern der politischen Jugendverbände aus dem Kreis Bergstraße. Er wollte eine intensivierte Zusammenarbeit sowie die Gründung einer überparteilichen Organisation anregen.
Die Arbeit der politischen Jugendverbände in Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil der außerschulischen Angebote, um das Interesse junger Menschen an Demokratie und Politik zu wecken. Sie geschieht allerdings häufig nur parteispezifisch.
Aktuell schließen sich jedoch immer häufiger mehrere parteipolitische Jugendverbände einer Region zusammen – zum Beispiel zu einem Ring Politischer Jugend. Im Kreis Bergstraße gibt es einen derartigen Zusammenschluss bisher noch nicht.
„Ich weiß, dass eine Kooperation unter Jugendverbänden wesentlich schwieriger zu realisieren ist, als bei den Mutterparteien. Sie können vehementer in Ihren Grundsätzen und Forderungen sein – und das ist auch gut so“, betonte der Landrat. „Sie leisten ganz hervorragende Arbeit in unserem Kreis und ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Zusammenarbeit intensivieren wollen.“
Es gab in der Vergangenheit bereits mehrfach Versuche der politischen Jugendverbände, überparteilich zu kooperieren – zum Beispiel bei einem überparteilichen Aufruf zur Wahl.
„Aber die Bemühungen verliefen sich bisher immer im Sande“, so der Vorsitzende der Jungsozialisten (JuSos) Bergstraße, Philipp Ofenloch. „Eine gemeinsame, überparteiliche Jugendorganisation könnte solche Vorhaben in Zukunft koordinieren und umsetzen.“
Bei einem Zusammenschluss zu einer überparteilichen Arbeitsgemeinschaft könnten die Kreisjugendverbände gemeinsam junge Menschen ansprechen, um sie für die Politik in Deutschland zu begeistern und sie dazu zu ermutigen, aktiv am Prozess einer demokratischen Willensbildung teilzunehmen.
Darüber hinaus würde die überparteiliche Organisation die politische Bildung junger Menschen im Kreis fördern, antidemokratischen Einflüssen entgegenwirken und somit die demokratische Identität junger Menschen stärken. „Sie könnten mit Ihrem Engagement andere dazu ermutigen und befähigen, Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft zu übernehmen“, so Engelhardt.
Die Vertreterinnen und Vertreter der politischen Jugendverbände überzeugte der landrätliche Impuls. „Mit einer solchen überparteilichen Arbeitsgemeinschaft könnten wir etwa gemeinsam Podiumsdiskussionen an Bergsträßer Schulen organisieren und so einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung leisten“, merkte Moritz Müller, von der Grünen Jugend Bergstraße an.
Einen weiteren Vorteil sahen die jungen Erwachsenen vor allem in der Vernetzung, die ein überparteilicher Zusammenschluss eröffnen würde.
„Dann kommunizieren wir endlich nicht nur via Facebook miteinander, sondern können uns direkt sprechen oder per Handy kontaktieren“, erklärte Katharina Wagner, Kreisvorsitzende der Jungen Union Bergstraße.
Eine weitere Aufgabe, die der angedachte Zusammenschluss zukünftig übernähme, wäre die Verteilung der finanziellen Mittel aus der Kreisförderung an die einzelnen politischen Jugendverbände.
Die Förderung hat der Kreis von etwa 2.000 Euro im Vorjahr auf rund 5.000 Euro in 2019 um das Zweieinhalbfache erhöht. Mit diesen Geldern fördert der Kreis die politische Bildungsarbeit der Jugendverbände, die sich an junge Menschen richtet.
Ausgeschüttet werden die Förderungen jedoch nur mit einem Verwendungsnachweis. Der neue überparteiliche Zusammenschluss könnte bereits die Fördergelder für 2019 verteilen.
Dafür müssten die Mitglieder, nach Bildung der Arbeitsgemeinschaft, jedoch zunächst festlegen, nach welchem Schlüssel die Gelder auf die einzelnen Jugendverbände verteilt werden sollen.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Jugendverbände wollen sich nun gemeinsam überlegen, wie ein überparteilicher Zusammenschluss aussehen könnte und arbeiten sollte, welche Kriterien Jugendverbände erfüllen müssen, um in diese Organisation aufgenommen werden zu können und anhand welcher Kriterien die Verteilung von Fördergeldern durch die potentielle neue Organisation erfolgen könnte.
Noch vor der Sommerpause wollen sie sich abermals mit Landrat Engelhardt zusammensetzen, um über die Ergebnisse der Verhandlungen zu sprechen, die bis dahin erfolgen sollen.
Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass ein überparteilicher Zusammenschluss erstrebenswert ist. „Das wäre schon ein starkes positives Zeichen, das wir setzen könnten“, ist Ole Wilkening von den Jungen Liberalen überzeugt.