„Sozialabbau verhindern, den ärztlichen Bereitschaftsdienst erhalten“
GADERNHEIM. - Bei seiner Vorstandssitzung hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Lautertal-Lindenfels zur Schließung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) in Lindenfels Stellung bezogen.
Wie DGB-Vorstandsmitglied Siegfried Schwarzmüller berichtet, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ohne jede Vorinformation und ohne eine Gesprächsbereitschaft dem Bürgermeister von Lindenfels ihre Anordnung mitgeteilt, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst dort ab dem 19.Mai eingestellt wird.
Als Grund dafür wird von der KV die seit Jahren (!?) geringe Inanspruchnahme des Dienstes genannt. Ohne eine Angabe konkreter Zahlen sei dies jedoch eine sehr fragwürdige Behauptung und gebe keinerlei Auskunft über die tatsächlichen Bedürfnisse vor Ort.
„Verletzte und Kranke brauchen dann mehr als eine Stunde, um mittwochs, an Wochenenden und Feiertagen mit dem Bus bei mehrmaligem Umsteigen, in Heppenheim oder Erbach eine ärztliche Hilfe zu erhalten.
Das ist verantwortungslos und nicht zumutbar“, stellt der DGB fest. „Davon betroffen sind nicht nur Bewohner der Stadt Lindenfels, des Lauter- und des Weschnitztals. Der ganze vordere Odenwald ist dann an diesen Tagen ohne ausreichende ärztliche Versorgung.
Nach der Schließung des Krankenhauses, des Notarztstandorts und des medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) ist dies ein weiterer Sozialabbau und eine nicht hinnehmbare Gefährdung der Bevölkerung im ländlichen Raum“, so Schwarzmüller.
„Das willkürliche Handeln der KV orientiert sich dabei nur am Gewinn und nicht an den Bedürfnissen der Menschen.“ Dabei sei ja mit dem geltenden Sozialgesetz für die KV ein „Gewährleistungsauftrag“ vorgeschrieben, nach der sie eine flächendeckende und bedarfsgerechte medizinische Versorgung der Bevölkerung in angemessener Qualität sicherzustellen habe. „Mit der Schließung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes ist dies hier nicht mehr gegeben“, stellt der DGB fest.
Da es von der KV bislang keine Reaktion zu Stellungnahmen und Protesten aus den Gemeinden gibt, sei hier jetzt die Landesregierung gefordert, ihrer Aufsichtspflicht gerecht zu werden.
„Die Kassenärztliche Vereinigung ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und von daher an Weisungen der Regierung gebunden. Diana Stolz, die sich ja im Kreis bestens auskennt, ist hier als zuständige Sozialministerin jetzt gefordert, mit der KV in Verbindung zu treten, um die Schließung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes für den vorderen Odenwald in Lindenfels noch zu verhindern.
Der DGB unterstützt dabei weiter alle Vorhaben und Maßnahmen in den Gemeinden, um die ausreichende ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen und einen weiteren Abbau sozialer Leistungen zu verhindern.“