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„Applaus allein reicht nicht“

Die DGB-OrtsverbÀnde Viernheim, Heppenheim und Bensheim nahmen am Warnstreik von ver.di, hier vor dem Landratsamt in Heppenheim, teil.

DGB-Kreisvorsitzender Sven Wingerter hielt vor dem Landratsamt die Abschlussrede der Kundgebung. Fotos: DGB Bergstrasse

DGB: „Unverzichtbare Arbeit der Alltagshelden muss im Tarifergebnis sichtbar werden“

BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Der Kreisverband Bergstraße des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt sich solidarisch mit den BeschĂ€ftigten im öffentlichen Dienst und unterstĂŒtzt die Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in der laufenden Tarif- und Besoldungsrunde 2020.

So nahmen viele Kolleginnen und Kollegen des Kreisvorstands und der OrtsverbÀnde Viernheim, Heppenheim und Bensheim am Warnstreik von verdi teil, der von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kreiskrankenhauses, der Vitos Klinik Heppenheim und des Landratsamtes getragen wurde.

Der DGB-Kreisvorsitzende Sven Wingerter (Wald-Michelbach) hielt vor dem Landratsamt die Abschlussrede der Kundgebung und machte deutlich, dass der öffentliche Dienst und seine BeschÀftigten die Gesellschaft zusammenhalten.

„In der Corona-Krise wurde allen sichtbar: Ohne die Kolleginnen und Kollegen bei der Pflege, in den KrankenhĂ€usern, bei der Abfallwirtschaft oder in den Verwaltungen lĂ€uft nichts.“

Endlich sei erkannt worden, dass nicht Banken, sondern Menschen systemrelevant seien. „Ihr tragt eine riesige Verantwortung. Eure Arbeit ist unverzichtbar – das muss auch im Tarifergebnis sichtbar werden“, rief Wingerter den Streikenden zu.

Bundesweit wurde fĂŒr den Einsatz der „Corona-Helden“ Beifall geklatscht. „Weil sie an ihre Grenzen gegangen sind, um eine Art Alltag fĂŒr uns alle aufrecht zu erhalten“, so Wingerter.

Vergessen wurde dabei, dass auch die Corona-Helden „nur“ Menschen seien, die ihre „systemrelevante“ Arbeit unter oft schwierigen Bedingungen leisten. Menschen, die Sicherheit, gute Arbeit und gute Löhne brĂ€uchten.

Auch im öffentlichen Dienst bestĂŒnden MissstĂ€nde, die schon lange vor Corona bekannt gewesen seien. Viele BeschĂ€ftigte, gerade in den systemrelevanten Berufen, seien von Altersarmut betroffen.

Berufe, die zu etwa 60%, in der Pflege und in den Sozial- und Erziehungsberufen zu ĂŒber 80% von Frauen ausgeĂŒbt werden, die oft zu niedrigen Löhnen und hĂ€ufig nur in Teilzeit arbeiteten.

Dazu kĂ€men schlechte Rahmenbedingungen, da gerade die unverzichtbarsten Berufe fĂŒr junge BeschĂ€ftigte zunehmend unattraktiv seien. In der Folge mangele es an Nachwuchs und ausreichend Personal.

Der Tarifrunde komme in diesem Jahr zudem eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu:

„Wir haben einen robusten Binnenmarkt und die Chance auf dauerhafte wirtschaftliche Erholung, aber gerade vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach einer Nullrunde nicht nur absolut inakzeptabel fĂŒr die BeschĂ€ftigten, sondern auch volkswirtschaftlich schĂ€dlich“, betonte Wingerter.

Die Coronakrise und die leeren Kassen von Bund und Kommunen als Vorwand zu nehmen, sei ein Ablenkungsmanöver, um weiterhin am falschen Ende zu sparen.

Schließlich habe die Politik ihre eigenen HandlungsspielrĂ€ume schon seit Jahren selbst eingeengt und mĂŒsse endlich wieder die finanzielle HandlungsfĂ€higkeit von Bund, LĂ€ndern und Kommunen herstellen.

Dazu mĂŒsse die Einnahmebasis verbessert, die volkswirtschaftlich schĂ€dliche Schuldenbremse ausgesetzt und stark ĂŒberschuldete Kommunen entlastet werden.

„NatĂŒrlich geht es dabei um riesige Verteilungskonflikte: Der Armut der öffentlichen Hand steht ein gigantischer, privater Reichtum gegenĂŒber“, so Wingerter.

Das private Nettovermögen in Deutschland belaufe sich auf 13 Billionen Euro, davon besĂ€ĂŸen alleine das eine Prozent der Superreichen ein ganzes Drittel.

Hohe Einkommen und hohe Vermögen mĂŒssten endlich höher besteuert werden, um den Sozialstaat zu stĂ€rken und die Daseinsvorsorgen auszubauen. „Dann kann sich die öffentliche Hand auch ihr Personal leisten und anstĂ€ndige Löhne und GehĂ€lter bezahlen“.

Wingerter abschließend: „Klar ist: Gute Arbeit braucht gute Leute, die fĂŒr ihre Arbeit auch ordentlich entlohnt werden mĂŒssen. Applaus fĂŒr Alltagsheldinnen und Alltagshelden allein reicht nicht. Echte WertschĂ€tzung muss auch tatsĂ€chlich mehr Wert sein!“