ODENWALD-TILL: Aufbruch der Odenwälder in die kosmische Gesellschaft
Geschichten aus dem Odenwald: Heute berichtet Odenwald-Till in seinem Satire-Beitrag von einem extraterrestrischen Kosmonauten, der sich im sagenhaften Odenwald umschautODENWALD. - Stellen Sie sich vor – Sie wären Zeitreisender, der sich ab und an durch ein Wurmloch im Raum-Zeit-Kontinuum zwängt in den sagenhaften Odenwald. Oder von mir aus sind Sie ein extraterrestrischer Kosmonaut, der sich mal dachte „Schau'n wir doch mal wieder im Odenwald vorbei“. Suchen Sie sich was aus.
Sie sind jedenfalls mit überdurchschnittlicher Intelligenz gesegnet, sonst wären Sie ja kein Zeitreisender oder extraterrestrischer Kosmonaut. Vielleicht haben Sie auch schon mal in der Akasha Chronik geblättert, Sie haben also den absoluten Durchblick und schon so manches auch gesehen.
Sie kommen an, sehen erstaunt eine zunehmende Menge an Windrädern - …„und oben auf den Windturmspitzen sah ich rote Lichtlein blitzen“. Sie sorgen sich ernsthaft um den Intelligenzzustand der Menschheit und Sie treffen auf ein Wesen der Gattung „Odenwälder“.
Die haben sie eigentlich als recht bodenständig, vor Gesundheit strotzend und rechtschaffen in Erinnerung, auch wenn man sie manchmal nicht so richtig versteht. Dieser hier jedenfalls aber ist kreidebleich, er schnappt nach Luft und hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
„Guter Mann“ sprechen Sie ihn vorsichtig an, „Was ist denn mit Ihnen? Jetzt atmen Sie mal tief durch und setzen sich. Und was ist überhaupt mit diesen seltsamen Windrädern hier?“
Da japst der Odenwälder und brabbelt: „Geht nischt, geht nischt, des Kohledioxid, des Eisbärsche, isch darf net ausschnaufe...“ (Übersetzung: Geht nicht, geht nicht, das Kohlendioxid, das Eisbärchen, ich darf nicht ausatmen). „Hä“,denken Sie sich, „was hat man dem denn ins Futter gestreut“.
„Guter Mann, jetzt beruhigen Sie sich mal“, sprechen Sie ihn vorsichtig an, „hören Sie mir mal zu, atmen mal bitte aus und ein, ich erkläre Ihnen da was. Millionen Jahre war der Kohlendioxidgehalt in der Luft mehr als zehnmal so hoch, deshalb wuchs damals auch alles sehr üppig; auch in Ihrem Blut – sofern Sie jetzt endlich mal vernünftig atmen würden – ist der Prozentsatz ziemlich genauso hoch wie damals.
Die Menschen führen sich zwar auf diesem Planeten auf wie Sau, aber ihren Anteil am CO2 – das können Sie echt vergessen. Da gäbe es echt wichtigere Dinge einzuschränken.“ Aber der Mann röchelt nach wie vor und stammelt: „Eisbärsche …. Glimawärmung… ischbnschold“. (Übersetzung: Eisbärchen , Klimaerwärmung, ich bin schuld)
„Guter Mann, was ist denn das für ein Stuss! Die Eisbären haben sich seit 1950 vervierfacht. Und vor 7000 Jahren (Sie müssen es ja wissen, Sie sind Zeitreisender oder ein extraterrestrischer Kosmonaut) war Europa eisfrei, in Grünland/Grönland haben die Wikinger damals,wenn sie nicht ihre Nachbarn überfallen haben, Ackerbau und Viehzucht betrieben, das war, Moment, ja, so vor etwa 1100 Jahren.
Und sechshundert Jahre später bekamen sie aber Frostbeulen, dann sind sie wieder mit Pflug, Kuh und Schaf weggezogen. Und eben damals im Mittelalter ist dann beispielsweise zweimal die Ostsee zugefroren und die großen Flüsse gleich dazu, Mann, war das kalt!
Und zu Römerzeiten vorher war es dafür viel wärmer, die konnten sogar auf den fast eisfreien Alpen Wein anbauen. Es wird wärmer, es wird kälter, das hat mit der Sonne zu tun. Wer hat Ihnen denn den Quatsch mit der Klimaerwärmung und dem Kohlendioxid aufgebunden?“
„De Griiene, de Griiene. Kohledioxid, Glimawandl, Enerschiiewend“ (Übersetzung: die Grünen, die Grünen, Kohlendioxid, Klimawandel, Energiewende). Jetzt wird es Ihnen aber langsam zu bunt. „Guter Mann, Kohlendioxid hat doch nichts mit Erwärmung zu tun! Denken Sie doch mal nach. Wie kann 0,0036 Prozent die restlichen 0,9964 Prozent erwärmen?
Das Klima wandelt sich schon immer, jetzt atmen Sie doch in Gottes Namen endlich mal richtig. Und was sollen nun diese idiotischen Windmühlen? Der Odenwald ist doch windschwach, die windigen Räder bringen's doch überhaupt nicht!
Aber Eure Quellen werden versiegen durch die Tonnen von Betonfundamenten, weil sich im Sandstein das Wasser dann andere Wege sucht, die Bodenerschütterungen über Kilometer sind auch nicht gerade den Bodenlebewesen zuträglich, die Fledermäuse und Vögel mit dem gleichen Lebensrecht wie Ihr, die hier in großer Zahl den Tod finden!
Und von den Gesundheitsschäden durch tieffrequenten Infraschall für Mensch und Tier mal ganz abgesehen. Wie könnt Ihr denn den Odenwald so massakrieren! Und für die Generatoren in den Rädern werden in China z.B. unter schrecklichen Umständen so genannte seltene Erden geschürft. Und Ihr habt außerdem soviel wie noch nie Atomstrom aus den Nachbarländern gekauft, weil der Wind mal weht und vielleicht auch nicht.
Und wenn die Dinger hinüber sind, wisst Ihr noch nicht mal, wie man sie entsorgen soll. Mann, jetzt kommen Sie doch endlich mal zur Vernunft! Da gibt es doch viel bessere Energiequellen, schon heute könnten Sie, auch ohne diese Mühlen, die radioaktiven Schleudern ersetzen, von wahrhaft intelligenteren Methoden mal ganz abgesehen, dass die schon vorhanden, aber nicht erwünscht sind!“
Sie haben sich jetzt richtig in Fahrt geredet und Sie schütteln ihn an den Schultern. Doch der Odenwälder ist jetzt mittlerweile vor Luftanhalten richtiggehend blau im Gesicht und schleppt sich mühsam von dannen, „Eisbärsche, Glima ...“ vor sich hinstammelnd.
Sie zweifeln ernsthaft am Gesundheitszustand der Odenwälder und der restlichen Menschheit und fühlen sich plötzlich sehr zu Ihrem Wurmloch im Raum-Zeit-Kontinuum bzw. Ihrem Raumschiff mit Raumenergieantrieb hingezogen.
Diesen Irrsinn wollen Sie sich nicht länger antun und Sie denken sich: „Hoffentlich sind die Odenwälder und alle anderen windigen Zeitgenossen in ein paar Jahrhunderten wieder zur Vernunft gekommen, ich will doch hier einfach nur mal in Ruhe ein paar Schoppen Appelwoi (Übersetzung: Apfelwein) trinken können.“