Bürgermeisterwahl: Christine Klein und Rolf Richter gehen in die 2. Runde
Keine Mehrheit mehr für Amtsinhaber Rolf Richter (CDU), auf den nur noch 38,59 % der Stimmen entfielen + + + Christine Klein (unabhängig) zieht mit aktuell 24,79 % in die Stichwahl ein + + + Manfred Kern (14,25 %) ruft zur Unterstützung für Klein auf + + + Überraschend starke 15,02 Prozent für Stefan Stehle (FDP) + + + Für Frank Richter (unabhängig) votierten 7,35 % + + + Schwache Wahlbeteiligung mit 46,91 ProzentBENSHEIM. - Bensheim hat gewählt und doch noch keine Entscheidung herbeigeführt wer in den kommenden sechs Jahren die Stadtverwaltung leitet. KeineR der fünf Kandidaten*in erhielt die absolute Mehrheit.
Bei der Bürgermeisterwahl am heutigen Sonntag, 1. November, erreichte Christine Klein (unabhängig) mit 24,79 Prozent die meisten Stimmen unter den vier Herausforderern*in und muss sich zusammen mit Amtsinhaber Rolf Richter (CDU), auf den nur noch 38,59 Prozent Stimmenanteile entfielen, am 15. November in einer Stichwahl über die Besetzung des Chefsessels im Bensheimer Rathaus stellen.
Auf die weiteren Kandidaten entfielen folgende Stimmenanteile: Stefan Stehle (FDP), 15,02 Prozent, Manfred Kern (Grüne), 14,25 Prozent und Frank Richter (unabhängig), 7,35 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei schwachen 46,91 Prozent.
Bis zur Stichwahl am 15. November gelten ab Montag wieder verschärfte Regeln mit Kontaktbeschränkungen, sodass in dieser Zeit kein richtiger weiterer Wahlkampf erfolgen kann. Schon beim Urnengang am heutigen Sonntag galten in den Wahllokalen besondere Abstands- und Hygieneregeln sowie Maskenpflicht.
Rolf Richter will „die Ärmel hochkrempeln“
Amtsinhaber Rolf Richter zeigte sich enttäuscht über sein Ergebnis, das unter 40% lag und damit die Negativmarke darstellt, die je für einen Bensheimer Bürgermeister fixiert wurde. Dies auch vor dem Hintergrund, dass alle bereits im Vorfeld bei fünf Bewerbern*in mit einer Stichwahl gerechnet hätten.
Jetzt wolle er in den beiden kommenden Wochen „die Ärmel hochkrempeln“, um doch noch die nötigen Stimmen für eine zweite Amtszeit zu erlangen.
„Ein klares Signal für einen Wechsel im Bensheimer Rathaus“
Christine Klein freute sich über das Erreichen ihres „ersten Etappenziels“, dem Einzug in die Stichwahl. Sie sieht im heutigen Wahlergebnis „ein klares Signal für einen Wechsel im Bensheimer Rathaus“. Dank sagte sie den Wählerinnen und Wählern, die ihr das Vertrauen ausgesprochen haben.
Auch fühle sie sich absolut bestätigt, sagte die Kandidatin, und wolle alles dafür tun, um in den verbleibenden vierzehn Tagen weiter für einen dringend gebotenen Wechsel an der Verwaltungsspitze zu werben, auch wenn das unter den gegebenen Lockdown-Verhältnissen erschwert sei.
Die heutige niedrige Wahlbeteiligung sieht sie bedingt auch der Corona-Pandemie und den damit verbundenen und aktuell beschlossenen neuen Kontaktbeschränkungen geschuldet.
Christine Klein will vor allem bis zur Stichwahl den Versuch unternehmen, Nichtwähler zu mobilisieren, um ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen und ab 15. Dezember die Verwaltungsführung im Bensheimer Rathaus übernehmen. Entsprechende Signale für einen Wechselwille in der Bevölkerung seien dem heutigen Wahlergebnis zu entnehmen.
„Platz vier hat mich getroffen“
Ein Stimmenanteil von 14,25 Prozent, die für ihn nur Platz vier der Fünfer-Bewerbergruppe bedeutete, seien schon ziemlich enttäuschend, sagte Manfred Kern (GRÜNE) zu seinem Ergebnis.
Offenbar sei sein vierter Platz („Das hat mich getroffen“) der Tatsache geschuldet, dass er kein Bensheimer sei, versuchte sich Kern in einer ersten Analyse des Ergebnisses am Wahlabend.
Zufrieden zeigte sich Manfred Kern lediglich mit dem Erreichen des GRÜNEN-Wahlziels einen Durchmarsch des Amtsinhabers verhindert zu haben. Die größte „politische Schnittmenge“ sieht der GRÜNEN-Kandiat mit Christine Klein, auch wenn er dem liberalen Mitbewerber Stefan Stehle einen engagierten und kompetenten Wahlkampf ohne Übereinstimmung mit seinen eigenen politischen Zielen attestierte.
Seit Februar habe er unter schwierigen Bedingungen mit seinem Wahlkampf viel bewegen können und sieht sich auch als Frontmann der Herausforderer*in. Er habe seinen Mitbewerbern*in gezeigt, dass „Rolf Richter wackelt“.
Er selbst falle nicht ins Bodenlose, auch wenn er für die kommende Legislatur im baden-württembergischen Landtag nicht mehr kandidieren werde. „Ich widme mich wieder meinem Beruf als Steuerberater“, sagt Manfred Kern.
Sowohl er, als auch die Bensheimer GRÜNEN, wollten nun in der Stichwahl Christine Klein unterstützen, um Bensheim wieder auf Kurs zu bringen. Dieses Versprechen habe man sich vor der Wahl gegenseitig versichert und das würde jetzt auch uneingeschränkt eingehalten.
„Viel mehr erreicht, als anfangs gedacht“
Er habe „viel mehr erreicht, als anfangs gedacht“, zeigt sich FDP-Kandidat Stefan Stehle zufrieden mit dem Ergebnis. Knapp mehr als 15 Prozent seien ein sehr gutes Resultat in der „schwarz-grünen Hochburg Bensheim“, konstatiert der Liberale.
Auch wenn er es offenbar nur bei der jüngeren Generation geschafft habe, Wähler zu mobilisieren, sei er hoch zufrieden mit dem Erreichten. Damit könne die FDP deutlich gestärkt in den Kommunalwahlkampf im kommenden Frühjahr ziehen.
Enttäuschend sei für ihn lediglich die Wahlbeteiligung. Dass nicht einmal die Hälfte der Stadtbevölkerung zur Wahlurne schritt, obwohl sich mit fünf Kandidaten*in eine große Auswahl bot, sieht Stehle als Ernüchterung.
„Schade, dass es nicht geklappt hat“
Er sei „sehr enttäuscht“ bekannte der unabhängige Kandidat Frank Richter, der sich ein besseres Ergebnis erhofft hatte. Es sei „schade, dass es nicht geklappt hat“, sagte Richter, auch wenn er „den Bürgerwille akzeptiert“.
Seine Erfahrungen aus dem Wahlkampf seien lehrreich gewesen für ihn. Unverständlich sei auch für ihn die geringe Wahlbeteiligung, sagte er. Weitere politische Aktivitäten plane er nicht. Abseits der Politik wolle er sich jedoch in Bensheim weiter engagieren.
Zur Stichwahl wolle er keine Empfehlung aussprechen, da er von seinen Mitbewerbern eine solche lediglich für Stefan Stehle abgeben könne. Weder Rolf Richter noch Christine Klein wolle er aber unterstützen.