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Dem Kinderschutz höchste PrioritÀt einrÀumen

Jugendamt hat zahlreiche Schutzmaßnahmen ergriffen / Hilfsangebote und -strukturen greifen auch wĂ€hrend Corona

BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen BeschrÀnkungen ist die Situation in vielen Familien angespannt. Schulen und Kitas sind zwar seit Kurzem wieder teilweise geöffnet.

Doch der aktuelle Betrieb ist noch stark eingeschrĂ€nkt. Viele Eltern arbeiten von zuhause aus und mĂŒssen parallel ihre Kinder beim Home-Schooling betreuen. Gleichzeitig plagen viele Familien finanzielle Sorgen, die aufgrund der aktuellen Lage entstanden sind.

Aufgrund der angespannten Situation fĂŒrchten KinderschĂŒtzer in Deutschland, dass Kinder zuhause mehr Gewalt erleben, als im normalen Alltag.

Gleichzeitig wĂŒrde dies weniger auffallen, da LehrkrĂ€fte sowie Erzieherinnen und Erzieher, die ĂŒblicherweise VerdachtsfĂ€lle an die JugendĂ€mter melden, aktuell nur wenig Kontakt zu den Kindern haben. Auch alarmieren aktuelle Medienberichte ĂŒber MissbrauchsfĂ€lle, wie etwa in MĂŒnster.

„Bis dato gibt es keinen signifikanten Anstieg von MissbrauchsfĂ€llen – weder in Deutschland noch bei uns im Kreis Bergstraße“, berichtet hierzu Kai Kuhnert, der Leiter des BergstrĂ€ĂŸer Jugendamtes.

Dennoch komme in der momentan schwierigen Situation Nachbarn, Verwandten und Bekannten eine noch wichtigere Rolle zu als sonst.

„Wir alle sind gefragt und sollten hinschauen, aufmerksam sein und bei Bedarf tĂ€tig werden. Kinderschutz geht uns alle an“, so die Erste Kreisbeigeordnete und fĂŒr das Jugendamt zustĂ€ndige Dezernentin Diana Stolz.

Das Thema Kinderschutz ist Stolz und Kuhnert ein Herzensanliegen, daher haben sie sich bereits in den vergangenen Jahren fĂŒr dieses Thema sehr stark gemacht und beispielgebende Hilfsstrukturen und -angebote etabliert.

„Unsere wichtigsten Aufgaben im Jugendamt sind es, Kinder vor Gefahren zu schĂŒtzen und zu einem gelingenden Aufwachsen in unserer Gesellschaft beizutragen“, ist Kai Kuhnert ĂŒberzeugt.

„Mit Frau Stolz als zustĂ€ndiger Dezernentin habe ich eine Vorgesetzte, die uns in diesen Aufgaben stets politisch wie persönlich unterstĂŒtzt hat.“

Seit seinem Amtsantritt 2016 hat der Jugendamtsleiter die Strukturen seiner Behörde optimiert und mit seinem Team verschiedene Maßnahmen entwickelt, die dazu beitragen, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche im Kreis behĂŒtet aufwachsen können und die den Kinderschutz kontinuierlich verbessern.

So wurden etwa VerfahrensablĂ€ufe und Standards im Jugendamt optimiert oder das Methodenportfolio des Allgemeinen Sozialen Dienstes zum Erkennen von GefĂ€hrdungssituationen zum Beispiel durch die Verwendung des Fragebogens „Eltern-Belastungs-Screening zur KindeswohlgefĂ€hrdung“ erweitert.

Das BergstrĂ€ĂŸer Jugendamt hat außerdem sein Netzwerk gestĂ€rkt und eine Vielzahl von Kooperationsvereinbarungen im Bereich Kinderschutz mit verschiedenen Akteuren geschlossen.

Unter anderem mit allen TrÀgern der Jugendhilfe, mit allen kinder- und jugendrelevanten Vereinen und VerbÀnden, aber auch mit Kindertagespflegepersonen, Familienhebammen und dem Staatlichen Schulamt.

DarĂŒber hinaus arbeitet das Kreis-Jugendamt seit Sommer 2017 mit der Klinisch-Forensischen Ambulanz des Heidelberger Uniklinikums (Gewaltambulanz) fest zusammen.

Ziel dieser Kooperation ist es, bei Verdacht auf Misshandlung das Kind zu schĂŒtzen und eine rechtssichere Dokumentation der behandelnden Ärzte als Grundlage fĂŒr weitere Entscheidungen zu erhalten.

Auch im schulischen Bereich hat die Kreisverwaltung einiges fĂŒr den Kinderschutz getan. So wurde unter anderem die Schulsozialarbeit neu konzipiert.

Mit dem Schuljahr 2019/20 startete das neue Schulsozialarbeitskonzept „Durch Hilfe erfolgreiche Lösungen mit Profis“ (kurz: HELP).

Die HELP-KrĂ€fte sind dabei nicht nur in den Schulen fĂŒr die Kinder und Jugendlichen da, sondern besuchen diese, wenn nötig, auch zuhause.

Sie sind fĂŒr die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die weder zu den Schulen noch zum Jugendamt gehören, wodurch sie schneller und besser ein VertrauensverhĂ€ltnis zu den Kindern und Jugendlichen aufbauen können.

Dies erleichtert eine individuelle Förderung betroffener SchĂŒlerinnen und SchĂŒler. ZusĂ€tzlich wurde im Jugendamt die Stelle einer sogenannten „Insoweit erfahrenen Fachkraft“ (kurz: IseF) geschaffen.

Auf diese können die Schulen zurĂŒckgreifen, um das GefĂ€hrdungsrisiko von SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern gemeinsam abzuschĂ€tzen und sich bei Fragen rund um dieses Thema beraten und unterstĂŒtzen zu lassen.

Außerdem hilft die IseF dabei, ein qualifiziertes Hilfs- und Schulungskonzept fĂŒr die Schulen im gesamten Landkreis zu erstellen. Neben der IseF fĂŒr die Schule gibt es noch weitere IseF-KrĂ€fte fĂŒr den Bereich KindertagesstĂ€tten.

Um den Kinderschutz im Kreis Bergstraße zusĂ€tzlich zu verbessern, hat das Jugendamt die Stelle einer Kinderschutzkoordinatorin geschaffen, intensiv beraten und unterstĂŒtzt bei der Eröffnung einer neuen Inobhutnahme-Stelle und es arbeitet eng mit der Erzieherfachschule in Lampertheim, zu Fragen des Kinderschutzes, zusammen.

Außerdem sensibilisiert es die Bevölkerung und TrĂ€ger der freien Jugendhilfe durch HandlungsleitfĂ€den, PrĂ€ventionsangebote, Informationen sowie Schulungen zum Kinderschutz.

Auch Fachpersonal, wie Leiterinnen und Leiter von KindertagesstĂ€tten sowie Schulen, wird durch das Jugendamt informiert und geschult, etwa bei der Kinderschutzkonferenz oder beim geplanten Fachtag „Kinderschutz“.

Weitere wichtige prĂ€ventive Angebote im Bereich Kinderschutz sind die Hilfsangebote der sogenannten „FrĂŒhen Hilfen“, wie: „Das Baby verstehen“, „Keiner fĂ€llt durchs Netz“ oder die „SĂ€uglingssprechstunden“, die Hebammen und Kinderkrankenschwestern im gesamten Kreisgebiet anbieten.

ZusĂ€tzlich arbeitet das BergstrĂ€ĂŸer Jugendamt eng mit der Geburtsklinik Heppenheim zusammen und hat dort das Angebot „BergstrĂ€ĂŸer Neugeborene“ eingerichtet, eine Sprechstunde fĂŒr Eltern von Neugeborenen.

„Im Jugendamt intensivieren wir unsere TĂ€tigkeiten im Bereich Kinderschutz fortlaufend. Wir passen unsere AblĂ€ufe an, optimieren Schnittstellen, arbeiten an neuen Kooperationen und bauen das kreisweit verlĂ€ssliche Kinderschutz-Netzwerk weiter aus“, so Jugendamtsleiter Kuhnert.

Aktuell setzt sich Diana Stolz wieder dafĂŒr ein, dass diese vielfĂ€ltigen BergstrĂ€ĂŸer Kinderschutzmaßnahmen auch ĂŒber den Kreis Bergstraße hinaus zur Anwendung kommen.

Gerade die Zusammenarbeit mit Gewaltambulanzen sollten nach ihrer Auffassung nicht nur im Kreis Bergstraße zum Standard gehören.

Aber auch die anderen gut funktionierenden Kooperationen zum Kinderschutz sollte es hessen- beziehungsweise deutschlandweit geben und nach Möglichkeit auch verpflichtend werden, ist Stolz ĂŒberzeugt.

„In der derzeitigen Krise wird besonders deutlich, wie wichtig die Arbeit der JugendĂ€mter ist. Der Kinderschutz ist eine unverzichtbare Aufgabe der Gesellschaft“, betont die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz.

„Wir haben mit unseren Maßnahmen schon viel erreicht und auch viele niederschwellige Hilfsangebote geschaffen.

Meine Bitte an die Personen, die Hilfe brauchen oder die merken, dass Kinder Hilfe brauchen, ist daher: Kommen Sie zu uns. Wir können so die Zukunft, aber auch die Gegenwart fĂŒr die BergstrĂ€ĂŸer Kinder und Jugendlichen besser gestalten.“