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Selbständig und in vertrauter Umgebung

Der Vorstand des Kreisseniorenbeirats Bergstraße Nikolaus Teves, Friedel Rau und Waltraud Träger-Bugert mit Landrat Christian Engelhardt (von links nach rechts).

Landrat Christian Engelhardt erläutert dem Kreisseniorenbeirat seine Zielsetzungen für einen seniorenfreundlichen Kreis Bergstraße

KREIS BERGSTRASSE. - Wie möchte ich im fortgeschrittenen Alter leben, auch wenn ich auf Hilfe angewiesen bin? Was kann ein Landkreis tun, um für ältere Menschen attraktiv zu sein? Landrat Christian Engelhardt nutzte ein Treffen mit dem Vorstand des Kreisseniorenbeirates Bergstraße dazu, seine Vorstellungen und Ziele für einen seniorenfreundlichen Kreis zu erläutern.

„Wenn ich mich mit älteren Menschen unterhalte, wird eines deutlich: Das höchste Glück wäre, in der vertrauten Umgebung zu verbleiben, mit den Menschen zusammen zu sein, die man liebt und das alles bei guter Gesundheit. Wir wissen, dass dies für viele Ältere nur eine Wunschvorstellung ist und sich unsere Gesellschaft in eine andere Richtung entwickelt.

Zwar machen wir gewaltige Fortschritte in der Medizin und unsere Lebenserwartung steigt von Generation zu Generation. Dennoch gehört zum Leben im Alter sehr oft die Pflege. Menschen werden älter und die Geburten gehen zurück.

Unsere Altersstruktur ändert sich dramatisch und bereits heute leben in Deutschland mehr über 65-Jährige als unter 3-Jährige. Gleichzeitig verändert sich unsere Arbeits- und Lebensweise und insgesamt bewegen wir uns immer weiter weg von der eingangs beschriebenen Idealvorstellung“, so der Landrat.

Mit der Initiative „Familienfreundlicher Kreis Bergstraße“ hatte der Landkreis in den vergangenen Jahren bewiesen, dass mit gezielten Maßnahmen Verbesserungen in der Kinderbetreuung erreicht werden können. Hier sei man bereits weit gekommen und die Ziele der Initiative seien inzwischen übertroffen: Beispielsweise gehe der Pakt für den Nachmittag in Qualität und Leistung deutlich über das Angebot des Familienfreundlichen Kreises hinaus. Aus Sicht des Landrats sei nun wichtig, noch einen Schritt weiter zu gehen und die Weichen auch für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu stellen.

„Hier sehe ich einen Aufgabenschwerpunkt für die nächsten Jahre und darüber hinaus. Wir müssen Berufstätige, die eine Versorgung ihrer Angehörigen in der häuslichen Pflege übernehmen, so gut es geht unterstützen. Die Bundesregierung hat die Ausgangslage pflegender Beschäftigter mit dem Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit und dem Pflegeunterstützungsgeld deutlich verbessert, allerdings decken diese Maßnahmen nur einen begrenzten Zeitraum ab und lassen noch genügend Raum für weitere Ansätze.

Um der Herausforderung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wirkungsvoll zu begegnen, möchte ich die regionalen Arbeitgeber mit ins Boot nehmen und gemeinsam Perspektiven entwickeln. Die Chancen dafür sind günstig, denn es gibt bereits Unternehmen und Organisationen, die gute Ideen zum Umgang mit den Bedürfnissen der pflegenden Beschäftigten umgesetzt haben.

Klar ist, dass auch die Arbeitgeber von einer besseren Vereinbarkeit profitieren, denn „entlastete“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind leistungsfähiger und entwickeln eine engere Bindung an Betrieb. Ich stelle mir eine regionale Initiative unserer Betriebe und Unternehmen vor und werde dazu mit den Arbeitgebern Gespräche führen.

Wenn am Ende ein Netzwerk derer steht, die sich zu einer besseren Vereinbarkeit bekennen, wäre das ein schönes Ergebnis. Dies ist eine Evolution dessen, was wir bisher als Familienfreundlicher Kreis Bergstraße verstanden haben“, erklärt Landrat Engelhardt.

Ein weiteres Betätigungsfeld sehe der Landrat mit Blick auf das Wohnen im Alter. Möglichst lange und selbständig in der eigenen Wohnung oder einer erschwinglichen Unterkunft leben zu können, dürfe nicht nur eine Wunschvorstellung bleiben.

„Wenn der Begriff „sozialer Wohnungsbau“ fällt, wird zumeist an junge Familien mit Kindern gedacht. Es ist richtig, dass es enorm wichtig ist, für Familien bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Kreis Bergstraße muss attraktiv sein für die jüngere Generation, gerade bei den Veränderungen unserer Altersstruktur.

Wenn man sich mit sozialem Wohnraum befasst, dürfen jedoch die Bedürfnisse älterer Menschen nicht außer Acht gelassen werden. Ich denke dabei an altersgerechte, barrierefreie Wohnungen, in denen ein selbständiges Leben lange möglich ist.

Wohnungen ohne Schwellen, mit Fahrstuhl, ebenerdigen Duschen und allem, was der Sicherheit und Bequemlichkeit älterer Menschen dient. Sozialer Wohnungsbau muss künftig mit seniorengerechtem Wohnungsbau einhergehen.

Wenn wir Sozialwohnungen planen, müssen wir von Anfang an darauf achten, dass diese barrierefrei und generationenfreundlich gebaut werden. Mir ist sehr wichtig, dass bei den gegenwärtigen und künftigen Planungen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auch an die Menschen gedacht wird, die unser Land wieder aufgebaut haben“, macht der Landrat deutlich.

So sei Engelhardt auch sehr glücklich darüber, einen hochmotivierten und engagierten Kreisseniorenbeirat im Kreis Bergstraße zu wissen, wie er gegenüber dem Vorsitzenden Nikolaus Teves und den stellvertretenden Vorsitzenden Waltraud Träger-Bugert und Friedel Rau erklärte.

Als Dezernent für Angelegenheiten der Senioren freue er sich auf die weitere Zusammenarbeit und den fachlichen Austausch mit der Interessenvertretung der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Kreisgebiet.