NEWS

„Bensheimer Marktplatz unbedingt als weitere imposante KulturstĂ€tte nutzen“

Überlegungen von Klaus P. Becker zum Bensheimer Marktplatz: Kultur, Gastronomie, GrĂŒn, AufenthaltsqualitĂ€t, kommunikativer Treff, MultifunktionsflĂ€che – 3. und letzter Teil

Freilichtgalerie / offenes Atelier fĂŒr die rege Bensheimer KĂŒnstlerszene

ÜberfĂ€lliger Jugendtreff Treffpunkt in geordnetem Rahmen fĂŒr Jugendliche, der in Bensheim fehlt und schon lange immer wieder reklamiert wird. S

eitens von Jugendlichen ist immer wieder etwa auf den entsprechenden Seiten BANANE des BergstrĂ€ĂŸer Anzeiger gerade der obere Marktplatz als wĂŒnschenswert ins GesprĂ€ch gebracht worden, wie er auch jetzt schon oft als Anlauf- und Treffpunkt zu beobachten ist, was fĂŒr das Potential spricht.

Ein solcher zentraler Jugendtreff in der Innenstadt, der ganzjĂ€hrig generationenĂŒbergreifend auch anderweitig vielfĂ€ltig genutzt wird, bietet zugleich die Chance, hier einen Ort zu schaffen, der Generationen zusammenfĂŒhrt.

Zugleich ging in dieser exponierten Innenstadtlage gewissermaßen unter dem Auge der Öffentlichkeit per se eine gewisse soziale Obhut einher, die andere unkontrollierte „wilde“ Treffpunkte mit möglichen unliebsamen Begleiterscheinungen nicht haben können.

Weiche Standortfaktoren

Die aufgezeigten möglichen ganz unterschiedlichen sinn- und identitĂ€tsstiftenden Nutzungsmöglichkeiten zu allen Jahreszeiten zĂ€hlen zu den sogenannten „weichen“ Standortfaktoren einer Stadt mit Potential fĂŒr Außenwirkung ĂŒber die Stadtgesellschaft hinaus.

Solche vielfĂ€ltige „weiche“ Standortfaktoren setzen Reize fĂŒr eine lĂ€ngere Aufenthaltsdauer in der Innenstadt und können somit auch Effekte fĂŒr Einzelhandel und Gastronomie bewirken.

Offene Flanke Richtung Museum – innovative Herausforderung Baulich neu zu gestalten ist die derzeit offene Flanke Richtung Museum als sĂŒdliche Begrenzung des Areals. Hier bietet sich die Überlegung fĂŒr eine etwas spektakulĂ€r anmutende Variante an.

Zum einen wĂ€re - auch in den steilen Anstieg teilweise unterirdisch hinein - korrespondierend zur Mauer auf der Nord-Seite begrenzend ein schlankes GebĂ€ude denkbar, das in der hinteren Ecke als kleine Basis mit KĂŒhl-, SpĂŒl- und Lagermöglichkeiten fĂŒr die GetrĂ€nkebewirtschaftung dient, an der Front etwa kioskartig mit kleiner GetrĂ€nkeausgabe bei schlankem Personalaufwand in Selbstbedienung.

Kleine Basis fĂŒr GetrĂ€nkeausschank wĂ€re ein logistischer Gewinn

Eine solche kleine Basis fĂŒr GetrĂ€nkeausschank wĂ€re ein logistischer Gewinn und erĂŒbrigt stĂ€ndige stationĂ€re Auf- und Abbauten von Buden oder Zelten fĂŒr die Bewirtschaftung bei Veranstaltungen

Zum anderen bietet sich die Chance, das hervorragend gefĂŒhrte Museum auch mit den wechselnden Ausstellungen, sehr viel stĂ€rker im Stadtbild und Bewusstsein zu exponieren, als das derzeit der Fall ist.

Das Museum ist mit Abstand das unauffĂ€lligste, unscheinbarste und unbekannteste GebĂ€ude am Marktplatz. Es sind nicht mal Hinweisschilder irgendwo in der Stadt erinnerlich, sodaß es derzeit vor allem auch bei auswĂ€rtigen Besuchern völlig außen vor bleibt.

Neuen spektakulÀren Zugang zum Museum gestalten etwa mit glÀsernem Kubus

Es bietet sich an, im vorderen Teil eines solchen schlanken GebĂ€udes einen neuen spektakulĂ€ren Zugang zum Museum zu gestalten etwa mit einem glĂ€sernen Kubus als kleinem Portikus - eventuell in Korrespondenz zu den dominanten KirchtĂŒrmen auch leicht turmartig angedeutet mit Stahlkonstruktion mit Verweis auf das Marktplatz-Fachwerk -, der auch gut vom unteren Marktplatz und FußgĂ€ngerzone ins Auge springt, und der dann durch einen kleinen, schlanken Tunnel (launiger Querverweis auf die Stadtgeschichte „unnerum/ hinnerum wie die Fraa von Bensem“) durch den Hang ins Erdgeschoß des Museums fĂŒhrt.

Ein solch glĂ€serner Kubus / Portikus, der abends auch von innen beleuchtet werden kann könnte ein absoluter Hingucker sein, der ĂŒber das Museum hinaus generell die Aufmerksamkeit auf den oberen Marktplatz zieht und sinnbildlich als kultureller Leuchtturm und fĂŒr bĂŒrgerschaftliches Bewusstsein in der Stadt stehen kann. Eine spannende Herausforderung fĂŒr innovative Architekten.

Es braucht Mut zu unkonventionellen Ideen und Entscheidungen

Im Zusammenspiel mit den ganzjĂ€hrig vielfĂ€ltig aufgezeigten Nutzungsmöglichkeiten des oberen Marktplatzes bieten sich fĂŒr das Museum auch entsprechend unkonventionelle Öffnungszeiten an (in anderen StĂ€dten gibt es sehr erfolgreich etwa die „Nacht der Museen“).

Wer die Innenstadt nachhaltig sinn- und identitÀtsstiftend beleben will, braucht Mut zu unkonventionellen Ideen und Entscheidungen.

Bei der derzeitigen veröffentlichten Ideenlage ist nicht erkennbar, welchen nachhaltigen Mehrwert ein wie auch immer geartetes und genutztes neues GebĂ€ude am oberen Marktplatz fĂŒr die Stadtgesellschaft haben soll.

Gibt es in Bensheim nicht LeerstÀnde genug?

Was spricht dagegen, die gestalterische Herausforderung zunÀchst in der aufgezeigten Weise mutig anzugehen. Bauen kann man spÀter bei Scheitern immer noch.

FreilichtspielstÀtte vor St. Georg

Kultur auf einer völlig anderen Ebene ist auch - wieder - vor der imposanten Kulisse von St. Georg auf der FlĂ€che vor den Eingangsportalen denkbar und wĂŒrde in Bensheim eine alte Tradition aufleben lassen.

Schon in den 1950er Jahren hat es dort eindrucksvolle monumentale Freilichtinszenierungen gegeben auch unter Einbeziehung des Kirchenraumes etwa mit Orgelspiel.

Eine Wiederbelebung kann eine weitere LĂŒcke fĂŒllen auch mit großer Außenwirkung fĂŒr Bensheim, denn allein die Kulisse mit der damit verbundenen AtmosphĂ€re ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

NĂ€here Informationen hierzu vom gleichen Autor können der MĂ€rzausgabe 2021 des AUERBACHER LEBEN ganz hinten im Heft auf den Seiten 48 und 50 entnommen werden unter: www.bensheim-auerbach.de, MenĂŒ Auerbacher Leben, PDF MĂ€rz 2021

Zwar haben sich die Gegebenheiten vor St. Georg im Zuge des seinerzeitigen Baus des Hauses am Markt aus Sicht der Veranstaltungstauglichkeit leider ungĂŒnstig verĂ€ndert.

Unter aktuellen Gegebenheiten wÀre Kultur vor dieser imposanten Kulisse denkbar

So ist heute der Charakter und die entsprechende FlĂ€che des Kirchplatzes als Zuschauerbereich durch nicht gerade vorteilhafte kleinteilige Zergliederung in neue Mauern, GelĂ€nder und Wege nicht mehr gegeben und es besteht leider auch nicht mehr die große Freitreppe.

Aber grundsĂ€tzlich wĂ€re auch heute unter den aktuellen Gegebenheiten hier Kultur vor dieser imposanten Kulisse denkbar. Zielrichtung ist, wieder FreilichtauffĂŒhrung vor St. Georg identitĂ€tsstiftend mit lokalen KrĂ€ften zu gestalten.

Im Genre Schauspiel kĂ€me da potentiell etwa das lokale Vornerum-Theater in Frage, wegen der GrĂ¶ĂŸe der Aufgabe eventuell auch in Kooperation etwa mit dem Pipapo oder Theater MOBILE Zwingenberg und anderen regionalen KrĂ€ften.

Beispielhaft und identitÀtsstiftend dient das historische Rathaus in Michelstadt

Beispielhaft gibt es so etwas identitĂ€tsstiftend seit Jahren mit großer Resonanz etwa vor dem historischen Rathaus in Michelstadt mit einheimischen KrĂ€ften.

Auch im Genre Oper hat es in Bensheim im Parktheater und FĂŒrstenlager schon Eigenproduktionen gegeben mit dem Collegium Musicum als Orchester/ BĂŒhnenbild Siggi Speckhardt. Warum nicht auch mal vor St. Georg?

Auch Bensheimer Chöre und Ballettstudios und –schulen, die sonst im Parktheater regelmĂ€ĂŸig auftreten, hĂ€tten hier eine hervorragende Auftrittsmöglichkeit und etwas grĂ¶ĂŸer angelegte Veranstaltungen im Rahmen des Jazzfestivals etwa mit einer Big Band oder Big Band Battle u.a. mit den verschiedenen Schul-Big Bands.

Alleinstellungsmerkmal auf „bensheimich“? „bensHeimisch“? „bensHeimIch“?

Eine derartige Konzentration etwa in einem Sommer (Platzhalter fĂŒr einen zu findenden schlagkrĂ€ftigen Namen „Bensheimer Sommer“) von Veranstaltungen ganz verschiedener Genres – Schauspiel, Oper, Chormusik, Ballett, Big Band Jazz - ausschließlich mit lokalen KrĂ€ften, die zugleich ÂŽMultiplikatoren wĂ€ren, hĂ€tte einen in hohem Maße identitĂ€tsstiftenden kulturellen Wert, mit dem Bensheim sich auch ĂŒber den lokalen Rahmen hinaus nachhaltig als Kulturstadt auf allen Ebenen positionieren könnte.

Wo gibt es so etwas in dieser Verdichtung sonst noch? Alleinstellungsmerkmal auf „bensheimich“? „bensHeimisch“? „bensHeimIch“?

Eine solche Nutzung als FreilichtspielstĂ€tte bedarf natĂŒrlich einer gewissen temporĂ€ren Veranstaltungs-Infrastruktur und Logistik mit Bestuhlung/ TribĂŒne, Lichtanlage usw.; das bedarf professioneller Hilfestellung und externer Finanzierung, das ist von Amateuren nicht alleine zu stemmen.

Und wenn nicht jedes Jahr, dann auch im Turnus von 2 oder 3 Jahren denkbar, dann ist umso mehr der Reiz des Besonderen gegeben und die Anziehungskraft grĂ¶ĂŸer.

Wenn man mal alle Kulturschaffenden und -interessierten von Bensheim (und Umgebung) an einen Tisch bitten wĂŒrde, wĂŒrde das sicher noch sehr viel mehr Ideen zutage fördern.

Pulsierendes Leben wie auf einer italienischen Piazza

Bei den bisher aufgezeigten Möglichkeiten im Sommer mit Außengastronomie am unteren Marktplatz, Kultur und kommunikativer Treff am oberen Marktplatz, bedarf es nicht viel Fantasie, sich im Idealfall in der Bensheimer Innenstadt pulsierendes Leben wie auf einer italienischen Piazza
vorzustellen, hier nur betont „bensheimisch“?, „bensHeimisch“?, „bensHeimIch“? im vertrĂ€glichen Kleinformat.

Auch die Bensheimer Brunnen, die sich wie eine Kette durch die Innenstadt ziehen, lassen sich mit AufenthaltsqualitÀt und gastronomischer Anbindung stÀrker thematisieren (Stadtmarketing).

Abschlußbemerkung

Die sogenannten weichen Standortfaktoren wie Kultur, Gastronomie, Wein, Landschaft/ Natur, Ambiente und Flair, die Bensheim hat oder/ und noch stÀrker ausbauen könnte, sind emotional aufgeladen und setzen daher sehr direkte Reize, die sich mit all den Synergien auch positiv auf das Image einer Stadt als Einkaufsstadt auswirken können.

Synergien könnte auch das Parktheater freisetzen, wenn man - was die stĂ€dtischen Abo-Reihen betrifft - es stĂ€rker als Marke mit einer betont eigenen kĂŒnstlerischen Handschrift fĂŒhren wĂŒrde.

Als einziges Bespieltheater im Kreis Bergstraße und darĂŒberhinaus ließe sich bei einem ambitionierten eigenen kĂŒnstlerischen Profil auch mit Außenwirkung in die Metropolregionen mehr Resonanz und Auslastung erzielen.

GewĂŒnschte Belebung, ohne dass es dazu am oberen Marktplatz mehr Beton bedarf

Über das Parktheater hinaus bietet die vielfĂ€ltige Bensheimer Kulturszene – stĂ€dtisch, wie privat und von Vereinen getragen – Potential, daß sich die Stadt sehr viel stĂ€rker als Kulturstadt mit Außenwirkung prĂ€sentieren könnte, wenn alles, was die Stadt und Szene zu bieten hat kompetent gebĂŒndelt und gut koordiniert professionell nach außen kommuniziert wĂŒrde.

Das erfordert ein gewisses politisches Bewusstsein, welch umfassenden Stellenwert Kultur fĂŒr eine Stadt haben kann – nach innen, wie nach außen.

Der Ansatz, Bensheim „Stadt der BlĂŒten und des Weines“, Theater- und Kulturstadt = Ausgehstadt kann Bensheim ganz organisch auch als Einkaufsstadt stĂ€rker ins Bewusstsein rĂŒcken und auf diesem Wege „sanft“ die gewĂŒnschte Belebung der Innenstadt und StĂ€rkung des verbliebenen Einzelhandels unterstĂŒtzen, ohne dass es dazu am oberen Marktplatz mehr Beton bedarf.

Bensheim im April 2021/ Update 18. Mai 2022

Lesen Sie auch Teil 1 unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/kreis-bergstrasse/details/?tx_ttnews
Teil 2 unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/kreis-bergstrasse/details/?tx_ttnews
und/oder die Zusammenfassung unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/kreis-bergstrasse/details/?tx_ttnews