Innovation durch Strukturwandel
Landrat startet in Heppenheim und Lorsch Bereisung landwirtschaftlicher Betriebe mit zusätzlichen EinkommensquellenKREIS BERGSTRASSE / HEPPENHEIM / LORSCH. - Die Landwirtschaft gehört zu den elementaren und traditionsreichsten Wirtschaftszweigen im Kreis Bergstraße.
Doch die Rahmenbedingungen für Landwirte wandeln sich: Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Bergstraße geht zurück; gleichzeitig bewirtschaften immer weniger Betriebe immer größere Flächen.
Zwischen 1991 und 2015 ging die Landwirtschaftsfläche im Kreis Bergstraße um fast 2.000 Hektar zurück. Die Preise für Flächenkauf und –pacht steigen aufgrund der dadurch erhöhten Nachfrage.
Allerdings bestehen durch die so entstehende Notwendigkeit von innerbetrieblichem Wachstum auch Chancen zur Weiterentwicklung mit innovativen Anbaumethoden und zum Anbau höherwertiger Kulturen.
Viele landwirtschaftliche Betriebe setzen auf eine zweite Einkommensquelle
Landrat Christian Engelhardt bereist in diesem Winter gemeinsam mit Vertretern der Abteilung Raumentwicklung, Landwirtschaft, Denkmalschutz landwirtschaftliche Betriebe im Kreis, die sich dem Strukturwandel auf innovative Weise anpassen.
Der erste Besuch führte zu Weinbau Koob in Heppenheim. Der Betrieb von Christina Lulay (geb. Koob) und ihrem Ehemann Tobias hat sich im Jahr 2013 von der langjährigen Bullenmast getrennt und setzt nun verstärkt auf den Weinbau. Zusätzlich zu 51 ha Ackerland bewirtschaftet die gelernte Winzerin Christina Lulay mit ihrer Familie 4 ha Weinbaufläche.
Als zusätzliche Einkommensquelle eröffneten die Lulays 2015 ihre Straußwirtschaft, in der die eigenen Weine sowie Lebensmittel aus der Region angeboten werden. In den nächsten Jahren soll der Weinbau weiter ausgebaut werden; die Errichtung einer neuen Produktionshalle steht bevor.
„Weinbau und Straußwirtschaften sind ein Bestandteil der Bergsträßer Lebensqualität. Ich finde es lobenswert, wie sehr bei Weinbau Koob auf Regionalität gesetzt wird“, äußerte sich der Landrat anerkennend.
Ungewöhnliche Kombination von Sonderkulturanbau und Milchviehhaltung
Den zweiten Hofbesuch unternahmen Engelhardt und die Kreismitarbeiter zum Seehof in Lorsch, der von Familie Jöst betrieben wird. Ungewöhnlich ist hier die Kombination von Sonderkulturanbau und Milchviehhaltung: 70 Milchkühe grasen im Einklang mit 39 ha Rollrasen, der die frühere Schweinezucht ersetzt.
Während der Anbau des Rollrasens eine einträgliche Dienstleistung für externe Abnehmer ist, wird die Kuhmilch im rohen Zustand in die „Milchtankstelle“ gefüllt und direkt vom Endverbraucher gezapft. Dies ist rund um die Uhr möglich, zusätzlich hat die Familie Jöst den Verkaufsautomaten „Regiomat“ mit Lebensmitteln aus der Region aufgestellt.
Von der Milchtankstelle führt der Weg vieler Kunden direkt in den Stall, wo Rainer und Michael Jöst ihnen gerne die Kühe zeigen, von denen die frische Milch stammt. Der direkte Kundenkontakt sei hervorragende Öffentlichkeitsarbeit, sind sich Vater und Sohn einig.
„Es ist mein Bestreben, die Direktvermarktung im Kreis Bergstraße zu fördern. Die Milchtankstelle ist in dieser Hinsicht ein Vorreiter, denn die Milch geht ohne Umwege zum Verbraucher. Direkter geht es kaum“, zeigte sich Landrat Engelhardt begeistert von der Milchtankstelle, die seit dem Start vor drei Jahren große Resonanz findet.
In den nächsten Wochen wird der Landrat weitere landwirtschaftliche Betriebe im Kreis besuchen, die sich ein zweites Standbein aufgebaut haben.