„2025 zu einem Jahr machen, das wir mit Stolz in Erinnerung behalten werden“

Zum Neujahrsempfang 2025 hatte die Stadt Bensheim eingeladen. Dazu begrĂĽĂźten ...

... Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert (links) und BĂĽrgermeisterin Christine Klein ...

... zahlreiche Gäste im Bürgerhaus.

Pfarrer Oliver Mattes von den evangelischen Kirchengemeinden Gronau/Zell und Schönberg/Wilmshausen brachte geistliche Gedanken ein zum neuen Jahr ...

..,. und die Gäste lauschten auch den ...

... Mundart-AusfĂĽhrungen der Fraa vun Bensem, Doris Walter.

Die musikalische Umrahmung des Empfangs oblag der Band der städtischen Musikschule, während die Biedermeier-Gruppe der Heimatvereinigung Oald Bensem einmal mehr die Bewirtung der Gäste übernommen hatte. Fotos: er
BENSHEIM. - „Lassen Sie uns 2025 zu einem Jahr machen, das wir mit Stolz in Erinnerung behalten werden“, forderte Stadtverordnetenvorsteherin Christine Deppert ihre Mitbürger beim Neujahrsempfang der Stadt Bensheim im Bürgerhaus auf.
Der Jahreswechsel sei ein Moment der Reflexion, „aber trotz aller Krisen bleibt unsere Region ein attraktiver Standort für Unternehmen und Investitionen“, verbreitete Deppert Hoffnung.
„Bensheim ist widerstandsfähig, jede Krise bietet die Chance über uns hinauszuwachsen“
Die Herausforderungen seien groß, „aber Bensheim ist widerstandsfähig, jede Krise bietet auch die Chance über uns hinauszuwachsen“, sieht die Parlamentsvorsteherin alle Bensheimer gefordert, „mit Mut, Zuversicht und Tatkraft das neue Jahr 2025 anzugehen“.
Lobende Worte fand die Erste Bürgerin der Stadt für alle ehrenamtlich Tätigen, „die einen unverzichtbaren Beitrag leisten für unser Bensheim“. Sie seien „Vorbilder und Botschafter für unsere Stadt“.
„Gemeinsam anpacken wo es nötig ist, und feiern, wo es Anlass dazu gibt“
„Lassen Sie uns gemeinsam anpacken wo es nötig ist, und feiern, wo es Anlass dazu gibt“, sagte Christine Deppert und sah darin ein probates Mittel den, nicht zuletzt ob einer großen Finanzkrise der Stadt enormen Herausforderungen Paroli zu bieten.
Alle Mitbürgern wünschten Christine Deppert wie auch Bürgermeisterin Christine Klein „Gesundheit, Zufriedenheit und viel Glück!“
Von lokalen, regionalen bis zu ĂĽberregionalen Brennpunkten
In ihrer Neujahrsansprache spannte die BĂĽrgermeisterin einen weiten Bogen. Von lokalen, regionalen bis ĂĽberregionalen Themen skizzierte sie Brennpunkte, die die Welt aktuell bewegen.
Ob lokal, regional oder geopolitisch gelte gleichermaßen: „Wir alle werden uns umstellen und auf Veränderungen einstellen müssen“, sagte Klein. Kompromisse seien dazu unbedingt notwendige Voraussetzungen.
„Herausforderungen gemeinsam angehen“
„Lassen Sie uns die Herausforderungen gemeinsam angehen“, forderte die Bürgermeisterin alle Demokraten zu entschlossenem Handeln auf. Als Europäer müsse man sich auf verschiedene Szenarien einstellen angesichts der aktuellen Äußerungen des designierten amerikanischen Präsidenten Donald Trump.
Hier bleibe abzuwarten wie sich Trumps Wahlkampfslogan >Make America great again< und dessen „populistischer Grundhaltung >Amerika first<“ auf die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Beziehungen der USA zu Europa auswirken.
„Lässt uns Trump im Stich, während Putin und sein chinesischer Amtskollege mit den Säbeln rasseln?“, fragte Christine Klein. Rechnen müsse man mit einem Handelskrieg, wenn auch das Wort >Krieg< an dieser Stelle nicht wirklich angebracht sei.
„Dem alten Kontinent droht Ärger“
In jedem Fall seien Strafzölle nicht ausgeschlossen, die das wirtschaftlich und sicherheitspolitisch geschwächte Europa treffen würden. „Dem alten Kontinent droht Ärger“, konstatierte Klein.
„Am Beispielder USA sehen wir deutlich, welchen Einfluss Geld auf Politik nehmen kann. Geld aber, darf nie über Demokratie bestimmen“, betonte die Bürgermeisterin.
Donald Trump beantworte entscheidend, ob Europa künftig alleine auf sich gestellt sein wird „mit all den geopolitischen Unwägbarkeiten und unberechenbaren Spannungen“ schlug Klein den Bogen zu Bensheim und die Städte und Gemeinden hierzulande insgesamt.
„Demokratie als Fundament unserer Gesellschaft“
„Wir müssen noch mehr als bisher globale Entwicklungen beobachten, ihre mögliche Wirkung auf lokale Märkte analysieren und schnell reagieren“, sieht die Bensheimer Rathauschefin einen Lösungsansatz.
„Demokratie sei das Fundament unserer Gesellschaft“, das man nicht untergraben dürfe. Deshalb sei es „unsere Pflicht am 23. Februar bei der Bundestagswahl wählen zu gehen. „Nutzen Sie diese Möglichkeit, denn wir brauchen eine starke Demokratie. Wir brauchen stabile Strukturen!“
Es warten viele Aufgaben, skizzierte Klein die allgemeine Lage. „Wir werden diese nur gemeinsam und in größtmöglicher Einigkeit bewältigen können, gleich, ob global, regional oder lokal. Wir Demokraten müssen zusammenhalten.“
„Kompromisse mit nichtdemokratischen Parteien schließe ich explizit aus“
Dabei werde man Kompromisse schließen müssen, und man werde sie auch aushalten müssen. „Aber Kompromisse kann es nur unter Demokraten geben, denn Kompromisse mit nichtdemokratischen Parteien schließe ich explizit aus“, betonte die Bürgermeisterin.
Auch bei der Gesaltung der Zukunft der Stadt Bensheim werde man viele Kompromisse eingehen müssen. Das Millionendefizit in der Stadtkasse sei hinlänglich bekannt.
„Ursacheforschung ist wichtig, Schuldzuweisung jedoch bringen uns keinen Schritt weiter, sie blockieren vielmehr einen Lösungsweg.“ Es sei kein Trost aber Fakt: vielen anderen Städten und Gemeinden gehe es ähnlich wie Bensheim.
„Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe brechen weg“
„Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe brechen weg.“ Rückzahlungen in unerwartetem Ausmaß seien durch die Kommunen zu leisten. Von dieser Finanzkrise seien viele Städte und Gemeinden betroffen, im Kreis Bergstraße, in Hessen, wie deutschlandweit.
Der Deutsche Städtetag beschreibe mit klaren Worten eine dauerhafte Schieflage der kommunalen Finanzen mit einem zu erwartenden Rekorddefizit. Die Ursache dafür liege in der Regel nicht bei den Kommunen, denn Bund und Länder würden den Gemeinden immer mehr Aufgaben zuweisen ohne gleichzeitig für ausreichende Finanzierung zu sorgen.
„Das funktioniert in Zukunft nicht mehr!“
„Darüber hinaus belasten Tariferhöhungen, Kostensteigerungen bei den Kommunen, ohne zusätzliche Einnahamen generieren zu können. Das funktioniert in Zukunft nicht mehr!“ Alle Kommunen bräuchten mehr finanzielle Mittel, über die sie frei entscheiden können, forderte Klein die überregionale Politik zum Handeln auf.
Denn gerade die Kommunen seien es, die vor Ort Bundes- und Landespolitik konkret ausgestalten würden, deshalb erhob Klein die Forderung nach einem höheren Anteil an den Steuereinnahmen und weniger Abgaben.
Das erhebliche Finanzloch in der Bensheimer Stadtkasse sei nicht zuletzt auf diese Mangelfinanzierung zurückzuführen. „Als Bürgermeisterin dieser Stadt bin ich für Bensheim verantwortlich“, bezog Klein klar Position.
„Werden alles tun, um die Stadt aus dieser Krise zu führen“
Sie versprach: „Unter meiner Führung werden wir alles tun, um die Stadt aus dieser Krise zu führen und Bensheim für die Zukunft aufzustellen.
Zur Krisenbewältigung und langfristiger Resilienz werden wir unter meiner Leitung Einspar- und Einnahmepotenziale identifizieren, interne Prozesse unter Wahrung von Qualität, Effizienz und Schnelligkeit optimieren, Kontrolling der Finanzen intern und extern stärken, eine Strategie der Budgetierung zum Aufbau von Reserven entwickeln.
Mein Ziel ist es, intern und extern sozialverträglich zu handeln und bei allen Prozessen und Veränderungen die Attraktivität der Stadt Bensheim zu erhalten, dem Fachkräftemangel, der auch die Stadt Bensheim betrifft, entgegenzuwirken, damit die Verwaltung arbeitsfähig bleiben kann“, verdeutlichte die Bürgermeisterin den von ihr präferierten Weg.
„Es wird ein Prozess zur Erstellung eines Nachhaltigkeitskonzeptes initiiert“
Darin sollen nach Kleins Vorstellungen auch die Bürger eingebunden werden. „Dazu wird ein Prozess zur Erstellung eines Nachhaltigkeitskonzeptes initiiert.“
Man müsse spätestens ab jetzt und heute „unsere Kraft dafür verwenden, um Lösungen zu finden“. Daher werde man am 21. Januar gemeinsam mit allen ehrenamtlichen Magisträten und den im Stadtparlament vertretenen Fraktionsvorsitzenden mit der Kommunalberatung beraten, welche Strategien aus Sicht der Kommunalaufsicht nötig sind, um das Haushaltsloch zu stopfen und Bensheim wirtschaftlich seriös und stabil für die Zukunft aufzustellen.
Dabei sei die wirtschaftliche Belastung der Menschen wie der Unternehmen zu begrenzen. „Dabei müssen wir als Ziel im Blick haben, die Konsolidierung sozialverträglich zu gestalten und möglichst langfristig auf 10 Jahre zu strecken, statt in fünf Jahren zu konsolidieren.“
„Unsere Position wie unsere Zwänge verdeutlichen“
Man wolle in diesem Gespräch „unsere Position wie unsere Zwänge verdeutlichen“, gerne nehme sie dabei das Angebot aller Fraktionen als politische Unterstützung dazu an, zeigte sich die Rathauschefin optimistisch hinsichtlich der Realisierung ihrer Konsolidierungsvorstellungen.
Zu den Zielen gehörten ebenfalls, Bürger wie Unternehmen zu informieren. Zur Wahrheit gehöre auch die unangenehme Nachricht, „dass die Grundsteuer B erhöht werden muss“. Das stehe bei realistischer Betrachtung der Situation außer Frage.
„Wir müssen sparen, sparen und nochmals sparen“
Die tatsächliche Erhöhung werde sich im Rahmen der Beratung des Haushaltsplans 2025 ergeben und dann beschlossen werden. „Wir müssen sparen, sparen und nochmals sparen ohne mit der Rasenmähermethode das vielfältige Angebot in den Bereichen Kultur, Vereine, Soziales und Sport dauerhaft zu beschneiden.“
Allerdings werde es – das gehöre zur Wahrheit auch dazu – bei den städtischen Leistungen Einschränkungen geben. „Das Angebot wird reduziert werden müssen. Wir müssen gleichzeitig neuen Wegen und Ideen gegenüberstehen.“
Die Leistungsfähigkeit der Verwaltung erhalten
Auch müsse man die Leistungsfähigkeit der Verwaltung erhalten, offen sein für anwendbare Vorschläge von externen Beratern wie der Kommunalbehörde. „Wir müssen prüfen, ob die Strukturen in unserer Verwaltung noch zeitgemäß sind.“
Dazu wolle man die Bürger in die Prozesse einbinden, wie mit Bürgerinformationsveranstaltungen und anderen Beteiligungsformen. Man habe es sich in Bensheim über viele Jahre hinweg gut gehen lassen, aber ein >Weiter so< könne es nicht geben. „Lassen Si uns gemeinsam an der Zukunft unserer Stadt arbeiten“, forderte Christine Klein zum konstruktiven Dialog auf.
Wiedereinzug der Sparkasse Bensheim in sanierte Hauptstelle als positives Beispiel
Als gutes Beispiel führte die Bürgermeisterin abschließend den Wiedereinzug der Sparkasse Bensheim in deren sanierte Hauptstelle an. Dieses Projekt zeigte, was eine gute Mischung aus kreativen Ideen, sozialem Wirtschaften und guter Planung für eine Stadt wie Bensheim bewirken könne.
Sie werbe hier keineswegs für ein Kreditinstitut, sondern für die Idfee „mit weniger Geld aber kreativen Ideen Neues zu schaffen und dabei Bewährtes zu erhalten. Beim Umbau der Sparkasse wurden Fundament und Konturen des Gebäudes erhalten.“
Die Sparkasse sitze an gleicher Stelle und im gleichen Gebäude wie vorher. „Sie überzeugt nach dem Umbau mit einem innovativen Erscheinungsbild, die Zeichen der Zeit erkennend und dennoch bodenständig.“
„Sparkasse zeigt uns, wie es gelingen kann“
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt, der Bensheim zugute komme, werde die Innenstadt belebt und die Maßnahme habe deutlich mehr als 16 Millionen Euro weniger gekostet „als in manchen vorherigen Modellen durchgespielt“.
„Die Sparkasse zeigt uns in gewisser Weise, wie es gelingen kann: das Fundament erhalten, vorhandene Strukturen nutzen, bodenständig und dennoch innovativ agieren, offen sein für Kommunikation, Kreativität und Kompromisse. Das sehe ich als Schablone für die Weiterentwicklung unserer Stadt, unseres Bensheims.“
Kleins Dank galt allen ehrenamtlich tätigen Parlamentsmitgliedern mit Christine Deppert an deren Spitze, den ehrenamtlichen Magistratsmitgliedern sowie allen ehrenamtlich tägigen Bürgern der Stadt für deren Einsatz, auf den sie auch in Zukunft baue. „Gemeinsam sind wir in der Lage, unsere schwieige Situation langfristig zu bewältigen.“
„Prüfet alles und behaltet das Gute“
Geistliche Gedanken zum neuen Jahr sind ein fester Bestandteil beim jährlichen Bensheimer Neujahrsempfang. In diesem Jahr oblag es Pfarrer Oliver Mattes, der seit Sommer vergangenen Jahres die evangelischen Kirchengemeinden Gronau/Zell und Schönberg/Wilmshausen betreut, Besinnliches einzubringen.
Er stellte seine Betrachtung unter das Bibelwort des Apostels Paulus, der kirchlichen Jahreslosung für 2025: „Prüfet alles und behaltet das Gute.“ Der Geistliche zog Paralellen zu Bensheim und insbesondere die aktuelle Situation, der man im Sinne des Apostelwortes begegnen könne.
„Dunkle Gewitterwolken über der einzigartigen Märchenstadt“
Die Mundart-Ansprache der >Fraa vun Bensem<, Doris Walter, brachte zum Abschluss des offiziellen Teils viel und teilweise tiefsinnigen Lokalkolorit in Versform. So sieht sie über ihrer „einzigartigen Märchenstadt“ dunkle Gewitterwolken aufziehen und rät dazu „en Schirm uffzumache“.
„Hätt' mer's merke müsse, kann mer en Schuldige nenne?“, stellt die Fraa vun Bensem die rhetorische Frage und sieht als Lösung, dass, „wenn aus em Dornröscheschlaf es Bauamt erwacht, gleich werd alles selbst gemacht. Nix mäih vergewwe außem Haus, dodefor gäiht koa Geld mer naus.“
„Gemoinsam stark, des wär's doch bei de Stadtverordnete aa“
„En Goldesel fehlt uns derzeit, awwer es werd aa werrer besser, ehr Leit“, gibt sich auch die Bensheimer Kultfigur optimistisch.
„Gemoinsam stark, des wär's doch bei de Stadtverordnete aa, ehr seid die Stimme von uns, denkt nur draa, es Beste fer Bensem, was des aa sei, unn koa Gezänkel fer die Partei“, gab sie den Parlamentariern mit auf den Weg.
Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang von der Band der Musikschule Bensheim. Die Biedermeier-Gruppe der Heimatvereinigung Oald Bensem hatte einmal mehr in bewährter Weise die Bewirtung übernommen.