Sven Wingerter: Energiewende ist dringend nötig
GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann im Gespräch mit dem SPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis BergstraßeBERGTRASSE / BENSHEIM. - Die Energiewende ist dringend nötig. Und: Sie darf die Gesellschaft nicht spalten. Darin waren sich der SPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis Bergstraße, Sven Wingerter, und der Vorstand der Gruppen-, Gas- und Elektrizitätswerk Bergstraße AG (GGEW), Carsten Hoffmann, einig.
Sie diskutierten über saubere Energie von morgen, Aktivitäten der GGEW auf dem Feld erneuerbare Energien und neue Ansätze beim Individualverkehr.
„Wir müssen die Menschen beim Klimaschutz mitnehmen“, betonte Wingerter. Außerdem geht es darum, so der Überwälder, Angebote zu machen, „wie wir gemeinsam den Weg zu einer klimaneutralen Zukunft gestalten.“
Das ist für ihn vor allem auch eine soziale Frage. Denn: „Die Energiewende darf die Gesellschaft nicht spalten.“ Zur Sprache kamen beim Austausch ebenso der Glasfaserausbau sowie der Einstieg der GGEW in die Immobilienwirtschaft und damit bezahlbares Wohnen.
Zum Abschluss ging’s nach Heppenheim an die Freiflächen-Photovoltaikanlage. Bei strahlendem Sonnenschein, wie beim Termin, produziert diese besonders viel Strom, erläuterte Hoffmann.
Der SPD-Kandidat freute sich, als Wald-Michelbacher Gemeindevertreter vor wenigen Wochen ein ähnliches Projekt der GGEW in seiner Heimatkommune mit auf den Weg gebracht zu haben. „Ein wichtiger Baustein für die Energiewende“, hob er hervor.
Der GGEW-Vorstand sieht in autonomer Stromversorgung das große Thema der Zukunft. Verbunden mit dieser wird seines Erachtens die Frage aufkommen, ob in Zukunft Leistungsspitzen bei der Stromabnahme nicht relevanter für den Preis sein werden die reine Strommenge.
Er stellte dem Bundestagskandidaten der Sozialdemokraten die Geschichte des 1886 gegründeten Bergsträßer Unternehmens vor.
Klassischer sozialer Wohnungsbau ist laut Hoffmann für die GGEW zwar nicht wirtschaftlich, allerdings leisten Projekte wie das in der Rheinstraße durch die Realisierung als Passivhäuser nach Kfw-40-Standard mit Blick auf Wohnen, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit trotzdem einen wertvollen Beitrag, verdeutlichte er.
Vier Millionen Euro investiert das Unternehmen jährlich für Glasfaserausbau, erläuterte der Vorstand. Das auch in ländlicheren Regionen, was Wingerter sehr begrüßte, „denn die fallen sonst oft hinten runter“.
Photovoltaik-Anlagen lassen sich zwar aufgrund der mangelnden Freiflächen auch auf Dächern realisieren, sagte der Unternehmenschef. Aber nicht nur, machte er deutlich. Es würden auch Solarparks benötigt, wie etwa in Heppenheim.
Mit diesem sei die GGEW in der Lage, echten Bürgerstrom anzubieten, der direkt vor Ort erzeugt wird, freute er sich. Laut Hoffmann gibt es daneben auch ein Photovoltaik-Pachtmodell für private Hausbesitzer: Sie mieten die Anlage auf ihrem eigenen Dach. „Das sorgt für niedrige Investitionskosten“, nannte er als Vorteil.
Laut dem Vorstand betreibt die Firma acht E-Car-Sharing-Stationen und ist mit dem Projekt kurz vor Gewinnzone. Es gibt seinen Worten zufolge verschiedene Modelle: So kann ein Auto unter Tag vom mobilen Pflegedienst und abends spontan von anderen Kunden (wenn das Auto eh stehen würde) genutzt werden. Damit lasse sich die Anzahl der Autos reduzieren, erklärte er.
Der Energiebedarf an sauberem Strom werde großes Zukunftsthema sein, waren sich die Gesprächspartner einig: Denn dieser wird in den kommenden Jahren enorm steigen, wenn alles klimaneutral werden soll.
Schließlich komme zu dem heutigen Strombedarf künftig auch noch derjenige für Elektromobilität und Wasserstoffproduktion für die Industrie hinzu. In diesem Zusammenhang wies Hoffmann darauf hin, dass Planverfahren und Infrastrukturprojekte in Deutschland viel zu lange dauern.
Allein der Markt und der CO2-Preis werden die Herausforderungen bei der Energiewende nicht lösen, sagte der SPD-Bundestagskandidat. Es seien die Investitionen in Erneuerbare Energien, die deutlich stärker und schneller vorangebracht werden müssten.
Auch Arbeit müsse in der Transformation mitgedacht werden, forderte er. Deshalb sollte man sich frühzeitig um kostenlose Um- und Weiterbildungen kümmern. Wingerter verdeutlichte, dass durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bereits über 500.000 neue Arbeitsplätze entstanden.
Aufgrund der erschütternden Bilder aus den Flutgebieten sprach Hoffmann einen dringenden Handlungsbedarf an. „Die Energiewende ist dringend nötig“, forderte er.
Allerdings sei es für ihn ganz wichtig, die Menschen auf dem Weg mitnehmen, ihre Gewohnheiten umzustellen. Quasi ein „Umdenken mit Vorlaufzeit“.